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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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auf mich zukam? Es war offensichtlich nicht leicht, in einer Gemeinschaft zu leben, wenn einem ständig eine Horde Geister folgte. Darüber hatte ich noch nie nachgedacht. Es hatte all die Jahre nicht so ausgesehen, als könnte ich jemals unter anderen Wesen leben.
    Wir aßen schweigend. Brahn fragte nur ab und zu, ob es mir schmeckte, ansonsten hingen wir unseren Gedanken nach. Meeha hockte zwischen uns und futterte von der merkwürdig leuchtenden Wurzel. Es schien ihr gut zu schmecken.
    Ich glaube, Brahn war von Meehas Nähe ziemlich eingeschüchtert. Er warf ihr immer wieder nervöse Blicke zu. Meeha beachtete ihn nicht.
    „Zu ihr hat Liah gar nichts gesagt.“ Ich deutete auf mein kleines, knallorangenes Backenhörnchen.
    „Ich glaube, weil Liah sie noch nicht gesehen hat. Liah wäre sonst ausgerastet, das kannst du mir glauben.“
    Merke: Meeha in einer geeigneten Sekunde zeigen.
    „Ich habe Keelin noch nichts gesagt“, wechselte ich dann abrupt das Thema. Es war wichtig, dass Brahn das wusste. „Ich hatte nicht den Eindruck, dass er diese Neuigkeit gut verpackt hätte, das mit Tristan und seinem Vater und Mahe-Dingsbums.“
    „Mahedan.“
    „Genau der. Keelin ist noch ganz damit beschäftigt, mit sich selbst klar zu kommen. Ich glaube nicht, dass da noch eine zusätzliche Bürde, zusätzlicher Druck hilfreich wäre.“
    Brahn nickte, aber so ganz schien er mit meiner Aussage nicht einverstanden zu sein. Er wirkte verkrampft.
    „Was?“, fragte ich.
    Er atmete tief durch, ehe er antwortete: „Ich glaube nicht, dass wir noch bis zum Frühjahr Zeit haben. Ich habe gelogen - vorhin.“
    „Oh“, machte ich.
    Brahn sah mich traurig an. „Wir haben keine Chance, ihn bis dahin soweit zu bekommen, oder?“
    „Keine Chance nicht unbedingt, aber die Wahrscheinlichkeit schätz ich als sehr gering ein. Brahn! Ich bin mir ganz sicher, dass es eher negativ wäre, ihn jetzt mit diesen Neuigkeiten zu konfrontieren. Wenn du deshalb hier bist, dann geh gleich wieder. Du würdest es nur noch schlimmer machen!“
    „Vielleicht wäre es aber auch ein Schubs in die richtige Richtung.“
    Ich schüttelte vehement den Kopf. „Er verwandelt sich nur, wenn er sich wohl fühlt. Sobald ihn irgendetwas aufregt, wird er nur tierischer.“
    „Wir müssen es versuchen!“
    „Nein! Damit versauen wir es nur!“
    „Es ist unsere einzige Chance, Aeri. Keelin muss zurückkommen. Jetzt!“
    In dieser Sekunde traf ich meine Entscheidung. Ich würde nicht zulassen, dass Brahn Keelin zu irgendetwas zwang. Es würde ihn zerstören und dann hätten wir beide verloren: Keelin und Tristan.
    Ich ließ meinen Suppenlöffel fallen, stand abrupt vom Tisch auf, holte meine Provianttasche und meinen Wanderstock und lief schnurstraks an Brahn vorbei.
    „Wo willst du hin? Aeri, was tust du?“
    Ich antwortete nicht. Er würde mich aufhalten wollen, also musste ich schneller sein als er. Ich riss die Tür auf, im Augenwinkel sah ich, wie Brahn vom Tisch aufsprang, aber da war ich auch schon draußen. Sofort lief ich los, so schnell ich konnte – und rief dabei mit aller Kraft nach Keelin.
    Der Wolf war nur Sekunden später an meiner Seite, noch im Rennen schwang ich mich auf seinen Rücken. Keelin fragte nicht großartig: Er rannte wie ein Pfeil durch den Wald. In meinem Rücken spürte ich die Aufregung der Geister, vermutlich, weil Liah nervös war. Vielleicht auch, weil ich schreckliche Angst hatte und entsetzlich traurig war.
    Keelin rannte bis in die tiefste Nacht hinein, einen riesigen Satz nach dem nächsten. Wir hielten erst an, als er völlig erschöpft war. Auch ich zitterte und mir war kalt. Außerdem fragte ich mich, wie klug diese Aktion gewesen war.
    Ich ging nicht davon aus, dass Brahn Keelin zu etwas zwingen würde, wenn es nicht absolut notwendig wäre, aber um Tristan zu retten, hätte Brahn es wohl riskiert.
    Ich aber nicht. Dazu fühlte ich mich Keelin zu sehr verpflichtet.
    Der Wolf musterte mich neugierig und gleichzeitig fordernd. Er wollte Antworten auf ungestellte Fragen. Ich warf ihm nur einen finsteren Blick zu. „Glaub mir: Du willst es gar nicht wissen. Wir mussten weg. Vertrau mir. Brahn wollte nichts Böses. Aber es hätte dir und mir geschadet.“
    Keelin war mit dieser Erklärung nicht besonders glücklich, aber er konnte herzlich wenig tun. Wenn ich nicht reden wollte, konnte er mich nicht zwingen.
    Die Nacht verbrachten wir ziemlich ungemütlich zwischen Geröll und Kiefernadeln. Immerhin blieb es trocken und

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