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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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Koloss, der da auf mich zukam.
    Ich weiß auch noch, dass ich erst dachte, es sei Keelin, der mich im Sturzregen ausgemacht hatte.
    Und ich weiß noch, dass mein Herz mehrere Schläge einfach aussetzte, als mein Hirn innerhalb von Sekunden erkannte, dass es nicht Keelin war – sondern ein gigantischer Baum.
    Dieser Baum hätte mich plattgemacht. Wie Moos. Er wäre direkt auf meinem Kopf gelandet und hätte mich als blutige Masse in den Erdboden gestampft.
    Ich schwöre: Ich hörte einen entsetzten Aufschrei, ein deutliches „Neeeein!“ – und das kam nicht von mir… und dann … verharrte dieser riesige Baum einfach in der Luft, schwebte knapp über meinem Kopf, als hielten ihn unsichtbare Seile.
    In dieser Sekunde zweifelte ich ernsthaft an meinem Verstand.
    Doch ich kam nicht mehr dazu, die Situation eingehender zu betrachten, denn ganz plötzlich zerplatzte der Baum: fein säuberlich von unten nach oben, in winzige, kaum Daumennagel große Teilchen.
    Jetzt erst kreischte ich. Gleichzeitig warf ich mich auf den Erdboden und schützte meinen Kopf vor den herumfliegenden Splittern. Ein Hagel aus Baumüberresten knallte auf meinen Rücken.
    Ich wimmerte noch ein bisschen vor mich hin, lugte dann aber vorsichtig unter meinen Armen hervor. Der Splitterregen hörte auf, aber das hieß nicht, dass der Sturm vorüber war.
    Was ich dann sah, war das Verrückteste, was ich jemals erlebt hatte:
    Die Bäume um mich herum kippten nach wie vor wie Dominosteine um. Der Sturm heulte auch weiterhin - aber ich war von seinem Toben abgeschnitten.
    Denn inmitten des Chaos, der krachenden Bäume, der tosenden Gewalten und der herumfliegenden Splitter stand Keelin: hoch aufgerichtet, jeder Muskel gespannt. Seine langen Haare peitschten im Wind, immer rund um seinen Kopf, die zerfetzte Kleidung flatterte.
    Ich konnte ihn allerdings nur ab der Hüfte aufwärts überhaupt sehen: Dieser merkwürdige schwarze Rauch, der ihn auch umgibt, wenn er als Wolf wütend ist, umwaberte seine Beine.
    Er hatte seine Arme abgespreizt, aber nur leicht, die Hände in einem merkwürdigen Winkel nach oben gestreckt, die Augen wie leer ins Nirgendwo gerichtet.
    Denn er war es, der uns schützte, da war ich mir absolut sicher. Er hatte einen gewaltigen Wirbel um uns herum aufgebaut, eine ganz eigene, durchsichtige Mauer aus … Magie? Aus einem zweiten Sturm?
    Ich wusste es nicht.
    Tatsache war, dass die Luft um mich herum wie ein Kreisel rotierte. Holzsplitter und Schutt zischten an mir vorbei – und berührten mich doch nicht.
    Und obwohl ich wusste, dass wir immer noch in Lebensgefahr waren, konnte ich nicht den Blick von Keelin abwenden.
    Von Keelin in seiner Menschengestalt.
    Er hatte sich verwandelt, als die Gefahr für mich und sich am größten gewesen war, hatte uns gerettet mit seiner Magie, seiner Kraft, seiner Macht.
    Was auch immer.
    Er sah auf jeden Fall unfassbar unheimlich aus – und unfassbar gut …
    Aber der Gedanke zerplatzte, als ich sah, wie er in die Knie ging.
    Einen Sturm aufzuhalten schien verdammt anstrengend zu sein.
    Ich stemmte mich hoch, zitternd vor Angst, duckte mich dann aber wieder. Ein Baum krachte keine zwei Meter neben mir mit der Gewalt eines Blitzschlages gegen die Luftwand. Die Erde bebte erneut und ich erwartete, dass auch dieser Baum in tausend Splitter zerplatzen würde.
    Doch diesmal durchbrach er die Wand ein winziges Stück, bevor er vom Sturm selbst weggefegt wurde.
    Da wurde mir klar, dass wir erst mal nur für diesen Moment in Sicherheit waren. Die Frage war: Wie lange konnte Keelin unseren schützenden Wall aufrecht halten?
    Ich kreischte Keelin etwas entgegen, was, weiß ich gar nicht mehr, aber das Tosen des Sturms nahm die Worte ohnehin ungehört mit sich.
    Dann bebte die Erde, als ein weiterer Hang vor uns ins Rutschen kam. Immerhin ging die Gerölllawine in die andere Richtung runter.
    Ich weiß nicht, was ich mir dann dabei dachte. Ich machte zwei verhängnisvolle Schritte auf Keelin zu und packte ihn am Arm. Keine Ahnung, was ich mir davon versprach.
    Er spürte meine Berührung, denn sein leerer Blick huschte zu mir herum, wurde beseelter. Er erkannte mich – und einen winzigen Augenblick warf er mir von Angesicht zu Angesicht das schönste Lächeln zu, das ich jemals gesehen hatte.
    In der gleichen Sekunde brach unser schützender Luftwall zusammen.
    Der Sturm warf sich auf uns wie ein lebendiges Wesen.
    Ich ging zu Boden, von einer Böe einfach umgeworfen. Keelin hielt sich zwei Sekunden

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