Das Band der Magie
in schallendes Gelächter aus.
Die Begrüßungsszene mit Brahn und Keelin hatte mir für einen Moment echt Angst gemacht: Keelin hatte so angriffslustig ausgesehen und Brahn so besorgt. Nach Liahs Auftritt hatten sich die Gemüter sofort abgekühlt.
Brahn lachte mit, während Keelin empört schnaufte.
„Was?“, fragte Liah genervt, die Hände in die Hüften gestemmt, die Haare wild um sich peitschend. „Ich bin Heilerin. Ich muss das überprüfen.“
„Ist klar!“ Brahn hob kopfschüttelnd die Säcke auf seine Schultern und stapfte Richtung Hütte. „Kommt ihr mit oder wollt ihr da Wurzeln schlagen?“
Liah schien wohl nicht lange böse sein zu können, denn sie hüpfte sofort begeistert hinter ihm her. Ich blieb einen Moment allein mit Keelin zurück.
„Packst du das?“, fragte ich ihn. Er winselte. „Komm!“ Ich stupste ihn in die Seite. „Du bist doch ein großer Wolf. Da wirst du wohl mit einem Persönchen wie Liah fertig!“
Als ich ging, folgte er mir tatsächlich. Allerdings hatte ich den Verdacht, dass er sich hinter mir versteckte. Ich war quasi der Liah-Puffer.
Als ich eintrat, war die wilde Feyann nirgends zu sehen. Brahn war gerade dabei, seine Vorräte auf meinem Tisch zu stapeln.
„Gepökeltes Fleisch“, erklärte er.
„Eine Menge gepökeltes Fleisch.“
„Klar. Du sollst ja gut über den Winter kommen.“
„Es muss euch echt gut gehen, da wo ihr jetzt lebt, wenn ihr so viele Vorräte entbehren könnt.“ Ich trat neben ihn und wickelte einen dicken Schinken aus etwas, das wie Buchpapier aussah.
„Klar. Wir haben ja jede Menge Magiewesen, die sich kümmern. Liah sorgt dafür, dass kein Schwein krank wird, die Mae sorgen für gutes Wetter, die Asannen kümmern sich ums Vieh und wir Shadun sind Weltmeister im Schlachten.“
Der Satz hatte so romantisch angefangen …
„Keelin würde niemals einem Tier etwas zu Leide tun“, protestierte ich. Brahn warf Keelin einen kurzen Blick zu.
„Keelin war da schon immer anders. Er war, seit er geboren wurde, Vegetarier. Sein Vater musste sich ziemlich umstellen, was die Ernährung angeht. Ich glaub, Keelin ist der erste Shadun seit einer Million Jahren, der kein Fleisch isst.“
Wir sahen beide zu Keelin hinüber. Der hockte am anderen Ende der Hütte und wirkte irgendwie kläglich. Ich sah ihm an der Nasenspitze an, dass er jetzt gerne weggerannt wäre. Aber er blieb.
Auf seinem Kopf hockte Meeha als Miniatur-Vögelchen und sortierte seine Kopfhaare als Nest. Sie war aber sofort in seinem Nackenhaar verschwunden, als Liah aus meinem Keller auftauchte.
„Interessante Hütte, Aeri. Die Kommode ist von Tristan, nehme ich an?“ Sie sagte das mit einem Augenzwinkern.
„Äh… ja …“
„Brahn, ich sehe mich mal um. Du kommst zurecht, oder?“ Sie gab ihm einen Mini-Kuss auf die Wange und wollte offensichtlich nach draußen, aber Brahn fing ihre rudernden Arme ein und stoppte sie.
„Liah! Wir sind gerade erst angekommen, jetzt konzentrier dich mal. Du hast Keelin seit Jahren nicht gesehen, da kannst du doch nicht einfach abhauen.“
„Keelin ist froh, wenn weniger Personen in der Hütte herumspringen, glaube mir. Und Aeri und ich können uns gleich noch unterhalten. Sie will aber ohnehin viel lieber mit dir sprechen, da wäre ich nur im Weg. Keelin!“ Sie sprach seinen Namen als Befehl. „Komm mit mir. Das ist perfekt: Ich hab Gesellschaft und du kommst aus der Hütte raus. Also, bis gleich!“
Schon war sie draußen und nahm Keelin mit.
Brahn raufte sich kurz die Haare. „Entschuldige. Sie ist so.“
„Kein Problem. Und sie hat ja Recht: Keelin wollte wirklich gerne raus aus der Hütte.“
„Na, dann …“
Brahn half mir, die Vorräte zu verstauen. Dann machte ich uns Tee und wir setzten uns mit unseren Holzschalen bewaffnet auf die Veranda. Es war ein merkwürdiges Gefühl, aber auch ein irgendwie vertrautes. Brahn war so ruhig und umgänglich, dass es einfach war, sich an die Situation zu gewöhnen.
„Keelin verwandelt sich also wieder“, begann er das Gespräch.
„Schon. Aber er ist noch nicht soweit, jetzt sofort mitzugehen. Gib uns noch den Winter. Keelin weiß doch bestimmt den Weg zu euch.“
Brahn nickte und nahm einen Schluck. Er wirkte nachdenklich und besorgt. Sofort krallte sich ein übler Geschmack in meinen Mund.
„Wir haben doch noch so lange, oder?“
„Ich denke schon.“
„Du denkst?“
„Ja, ich denke. Ich weiß es nicht genau.“
Ich setzte meine Teetasse abrupt auf den
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