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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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einem Mar etwas zu Leide zu tun. Dass sie Brahn jetzt gefesselt haben, hat Seltenheitswert, aber es zeigt, wie wichtig es ist, dass wir dich zu Keelin bringen. Die Geister sind auf unserer Seite, sei unbesorgt!“
    Der Weg wurde zu einer Wiese, deren Gras uns bis zu den Knöcheln reichte. Wir hatten das Dorf verlassen. Und als ich den Blick ein paar hundert Meter weiter schweifen ließ, wusste ich auch, was Liah mit „Hölle“ gemeint hatte.
    Vor mir erstreckte sich eine imposante Mauer, bestimmt fünfzehn Meter hoch. Ich wusste, dass Keelin gut springen konnte, aber selbst für ihn war das ein zu hohes Hindernis.
    Sie bestand aus rotem Stein, jeder einzelne Brocken musste so dick sein wie ich hoch. Und davor, darauf und womöglich auch dahinter wimmelte es von Mar. Der Aufmachung nach handelte es sich bei ihnen um Soldaten, denn sie alle trugen Schwerter, Äxte und Speere – und waren in heller Aufregung.
    Inmitten des Tumults stand eine Gruppe Männer, die miteinander sprachen, oder besser gesagt: Die sich gegenseitig anschrien. Ich erkannte Tristans aufgeregte Stimme, die gegnerische war mir unbekannt.
    „Der Rat!“, erklärte Liah, die jetzt leicht keuchte. Immerhin trug sie mich halb und hatte dafür ein echt schnelles Tempo drauf. Mit dem Kinn deutete sie auf den Mann gegenüber von Tristan. „Mahedan. Seine Visage musst du dir merken. Geh ihm aus dem Weg. Wenn die Geister nicht so friedfertig wären, hätte ich ihn schon tausend Meter in die Höhe tragen und ihn dann zufällig fallen gelassen. Verdient hätte er es. Aber ich übe mich ja in Freundlichkeit und Friedfertigkeit und versuche, ihm so wenig wie möglich zu begegnen. Aber in einem Dorf ist das gar nicht so einfach.“
    Sie blieb abrupt stehen, so dass ich gegen sie knallte. „Puh. Lass mich kurz verschnaufen. Für das Kommende muss ich auf der Höhe sein. Schau! Hinter den Ratsmitgliedern ist das Tor. Da wirst du gleich durchgehen, zumindest, wenn mein brillanter Plan funktioniert.“ Sie zwinkerte mir zu.
    „Hast du überhaupt einen Plan?“
    „Eher eine Skizze, aber ich bin die Königin im Improvisieren. Falls was schief geht, schieb es auf mich. Das bin ich schon gewöhnt.“ Sie zog mich weiter, aber jetzt stemmte ich mich doch gegen sie.
    „Was hat Brahn damit gemeint, als er sagte, wir würden Keelin vielleicht opfern, wenn wir ihn nach Alkamir bringen?“
    Liah funkelte mich aus ihren violetten Augen an. Sie wollte unbedingt, dass ich nach Alkamir ging. Warum?
    Ihre Antwort war aber mehr als vage: „Ich glaube, dass Keelin besser weiß als jeder andere, was gut für ihn und für uns ist. Also los jetzt, sonst ist gleich alles im Eimer!“
    Als sie abermals an mir zog, folgte ich ihr. Allerdings mit beginnenden Selbstzweifeln. Was war hier los?
    Der erste Soldat registrierte uns, erstarrte und wich nach hinten aus. Bei allen Geistern! Die hatten wirklich Angst vor Liah.
    Nach der Aktion mit Brahn konnte ich sie verstehen. Und Liah und Brahn waren eigentlich Freunde! Was stellte sie dann mit ihren Feinden an?
    „Wenn wir gleich bei den hohen Tieren angekommen sind, dann vergiss nicht: Du sagst keinen Ton. Halt deine Gesichtszüge unter Kontrolle. Guck einfach so wie jetzt, leicht dümmlich und irritiert, dann wird das schon.“
    Ich fragte mich kurz, ob Liah überhaupt bemerkte, dass sie andere beleidigte, aber dann waren wir bei den hohen Tieren angekommen. Die Ratsmitgliedern glotzten uns an, einige neugierig, andere verwirrt und so mancher auch wütend. Tristan gehörte definitiv zur letzten Kategorie.
    „Was macht ihr hier?“, schnauzte er uns an. Solch einen Ton hatte ich noch nie von ihm gehört. Vor Ärger hatte er sogar eine Spur Farbe im Gesicht.
    „Tristan!“, sagte Liah und machte einen formvollendeten Knicks. Ihre Demut schien ihn noch misstrauischer werden zu lassen. „Mahedan!“ Wieder ein Knicks und ein Nicken. Sie hatte mir damit gezeigt, wer genau Mahedan war.
    Ich hatte ihn mir spektakulärer vorgestellt.
    Mahedan war ein ganz normaler Shadun: zwar groß, aber nicht riesiger als die anderen. Eckiges Gesicht mit einer Kerbe im Kinn, mächtige Schultern, schmale Hüfte und Oberschenkel so dick wie meine Taille.
    Er musterte mich aufmerksam, aber nicht unfreundlich. Generell wirkte er nicht aggressiv oder gefährlich, eher hoch intelligent und weltoffen. Aber in seinen blauen Augen blitzte etwas wie Wut auf, aber nur ganz kurz. Dann nickte er Liah wohlwollend zu.
    Liah war derweil zu einer zuckersüßen Hofdame

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