Das Band des Mykerinos (Adrian Pallmers magische Abenteuer, Band 2) (German Edition)

Halle. Es hatte den Anschein, dass alle Anwesenden die Luft anhielten in Erwartung dessen, was passieren würde. Schiere Anspannung war auf allen Gesichtern der Kandidaten zu erkennen. Adrian hatte das ungute Gefühl, als müsste er vor Druck gleich explodieren. Juan, der direkt neben Adrian stand, lief der Schweiß in Strömen die Stirn herunter und sammelte sich in großen Tropfen über seinen Augenbrauen. Aber auch die anderen Vier kämpften erkennbar mit ihrer Nervosität.
    Nach einer unerträglich langen Pause setzte Ubugma fort, »Da sich alle entschieden haben, diesen engen, schmalen und steinigen Pfad zu betreten, sind wir nun bereit für die Auswahl der Aufgaben.«
     

Das Band des Mykerinos
     
    Sobald Mboa Ubugma mit seiner kurzen Ansage fertig war, dunkelte sich das Licht in dem Saal ab wie in einem Kino zu Beginn der Vorstellung. Nur das Wappen des Ordens von Arlon, das in der Mitte des Raumes im Boden golden leuchtete, tauchte den Raum in einen mystischen Schein. Dünne, langgezogene Nebelschwaden begannen darüber in der Luft zu tanzen. Das goldene Licht spiegelte sich in hunderten Gesichtern wider, die gespannt über die Brüstungen der vielen Balkone blickten. Magister Ubugma, der gemeinsam mit den anderen Magistern zu den sechs Anwärtern heruntergekommen war, geleitete sie in die Mitte des Saales, so dass sie sich rings um das Wappen aufstellten. Unterdessen hatten die Nebelschwaden begonnen, ebenfalls golden zu leuchten und in einem großen Bogen über den Köpfen der Zauberer zu kreisen. Dann bewegte sich der Drachenkopf in dem Wappen plötzlich und stieß einen Feuerschwall aus, der bald das ganze Wappen ausfüllte und als funkelnde Fontäne aus dessen Zentrum in die Höhe schoss. Ein kräftiges Rauschen und Knistern durchdrang den ganzen Raum. Aus der Fontäne sprühten in alle Richtungen goldene Funken und erfüllten die ganze Halle mit einem majestätischen Glitzern und Leuchten. Die Gesichter der Anwärter glänzten übernatürlich weiß. Ihre Augen waren auf das Zentrum der Fontäne gerichtet, doch ungeachtet der außerordentlichen Helligkeit wurden sie davon nicht geblendet. Vielmehr schien es so, als ob sie darin irgendetwas sehen konnten. Die Magister, die sich ebenfalls mit in den Kreis eingereiht hatten, streckten ihre rechten Arme aus - mit der Handfläche nach oben - und deuteten den Anwärtern an, es ihnen gleich zu tun. Als alle ihre Hand ausgestreckt hatten, wurden sie augenblicklich von dem hellen Licht eingeschossen. Für einen Moment sah Adrian nur noch weiß, dann verschwand das Licht und sie standen alle zusammen im Memorium der Magister um den großen runden Tisch aus weißem Marmor.
    Auf dem Tisch stand eine hölzerne Truhe mit glänzenden Metallbeschlägen. In ihre Oberseite war das bekannte Wappen eingelassen. Um den Tisch herum standen zehn der bequemen Sessel, in denen Adrian und Juan in den letzten beiden Tagen schon einige Male gesessen hatten. Swør Larsen und die anderen Magister nahmen Platz und die Anwärter folgten ihrem Beispiel. Schließlich begann der oberste Magister mit seiner Erklärung.
    »Liebe Anwärter, wir freuen uns, euch hier noch einmal willkommen heißen zu können. Mit dem Eintritt in das Memorium der Magister von Arlon über das magische Wappen, habt ihr euch entschieden, die Prüfungen anzutreten. Ein Zurück ist nun nicht mehr möglich. Jeder von euch wird nun sein persönliches Amulett erhalten. Nur er allein kann es öffnen. Im Inneren werdet ihr jeweils vier persönliche Aufgaben finden, die in den nächsten vier Monaten zu lösen sind. Das mag zwar auf den ersten Blick wie sehr viel Zeit aussehen, aber die wird auch gebraucht werden. Außerdem bekommen alle einen persönlichen Tudor oder haben ihn schon erhalten. Dieser hält bei Bedarf Kontakt zum Anwärter, wird ihm möglicherweise mental beistehen, jedoch nicht bei der Lösung der Aufgaben behilflich sein. Das ist ganz wichtig! Habt ihr die Aufgaben erfüllt und wurdet ausgewählt, wandelt sich das Amulett in das magische Amulett eines Magisters. Versagt ihr oder gebt ihr auf oder würdet ihr gar versuchen zu täuschen oder zu betrügen, wird das Amulett nicht mehr eurem Willen gehorchen und zu einem schwarzen Stein werden.«
    Larsen machte eine kurze Pause, aber keiner sagte etwas.
    »Wir sollten uns erst einmal bekannt machen.«, warf Magnus, der bisher noch gar nichts gesagt hatte, in die Runde. Nachdem sich die Magister der Vollständigkeit halber noch einmal kurz vorgestellt