Das Band des Mykerinos (Adrian Pallmers magische Abenteuer, Band 2) (German Edition)
verborgene Kammer?« Adrian zuckte zusammen, als er die ihm schon bekannte, tiefe und raue Stimme hörte. »Adrian Pallmer! Ich bin hoch erfreut, dich kennenlernen. Du siehst deinem Großvater ja noch ähnlicher, als ich dachte. Fast wie ein kleiner Hermer!« Martens Connet, der ehemalige Schüler seines Großvaters, stand ungefähr fünfzehn Meter von Adrian entfernt lässig an ein Regal gelehnt. Er war wohl so alt wie Adrians Vater, nicht allzu groß und trug Kleidung aus schwarzem Leder. Die relativ kurzen, blonden Haare waren mit Haargel streng nach hinten gekämmt. Seine eiskalten Augen blickten durch eine randlose, blau getönte Brille. Sein ganzes Auftreten wirkte trotz seiner gespielten Lässigkeit äußerst bedrohlich. Adrian, dem die Worte von Ben Mosaaf noch in den Ohren klangen, blickte sich vorsichtig um, auf der Suche nach möglichen Fluchtwegen.
»Das ist keine sinnvolle Alternative!«, sagte Connet mit verächtlich klingender Stimme, »Ich musste schon die halbe Bibliothek zu Fuß durchsuchen, bis ich dich endlich gefunden habe. Also versuche es gar nicht erst, irgendwelche Dummheiten zu begehen! Denn das würde mich sauer machen! Und DAS willst du nicht!«
»Was wollen sie von mir?«, fragte Adrian und versuchte dabei so cool und locker wie nur möglich zu wirken.
»Förmlich und höflich wie Opa. Doch genug der widerlichen Nettigkeiten. DU hast mir meinen Zwerg gestohlen! Und die erlauchte Schwarze Hexe will DICH haben! Und außerdem hast DU die Frechheit besessen, Anspruch auf die Nachfolge deines einfältigen Großvaters zu erheben. Wie absurd! Wie kann ein Kind, wie du, es wagen, sich auf eine Stufe mit MIR zu stellen? Du erwartest doch nicht im Ernst, dass ich mich von so einem Milchreisbubi wie dir vorführen lasse, ohne mich zu rächen!«
Obwohl Connet noch immer an dem Regal lehnte, wirkte er jetzt nicht mehr lässig auf Adrian, sondern aggressiv und gefährlich. Martens Connet meinte im Schweigen von Adrian zu erkennen, dass dieser sich ihm fügen würde und setzte fort, »Also machen wir es kurz und schmerzlos! Du kommst jetzt mit mir. Der Lohn der Schwarzen Hexe wird mich für den Verlust meines Zwerges entschädigen.«
»Und wenn ich nicht mitkommen möchte?«, fragte Adrian in naivem Tonfall.
»Mich interessiert nicht die Bohne, was DU möchtest! Doch Schluss jetzt mit dem Theater! Du kommst jetzt mit!«
Adrian, der bereits aufgestanden war und hinter dem Tisch stand, griff mit einer Hand nach dem Übersetzungsbuch während er mit seiner anderen Hand die Tischkante umklammerte. Seine Finger zitterten dabei ganz leicht. Sein ganzer Körper war gespannt wie der eines Leoparden, welcher sich gerade zu einem Sprung bereit macht.
»Ich glaube ...«, begann er zögerlich, »... ich komme besser doch nicht mit...« Mit der einen Hand hielt er das Übersetzungsbuch fest und warf mit der anderen den Tisch um, so dass er den Gang zwischen ihm und Martens Connet versperrte. Gleichzeitig lief er los und verschwand hinter dem nächsten Regal. Schimpfend und fluchend war auch Connet losgesprungen und stieß zornig den Tisch zur Seite, bevor er Adrian hinterherrannte. Dadurch verlor er allerdings viel Zeit, so dass Adrian schon einen deutlichen Vorsprung aufbauen konnte.
»Du musst ... verrückt sein...«, keuchte Connet, »Wenn ich dich ... erst in den Fingern habe, wird es dir ... schlecht ergehen!«
Adrian rannte immer tiefer ins Innere der Bibliothek. Connet blieb ihm dabei aber dicht auf den Fersen und seine Drohungen und Beschimpfungen wurden mit jedem neuen Gang, in den Adrian abbog, bösartiger.
»Gibt es keinen Weg, wie ich ihn abschütteln kann?«, rief Adrian in den leeren Raum hinein und im nächsten Moment tauchte auch schon der Beloaa wie aus dem Nichts auf. Auf dem Kopf trug er ein kleines Buch mit einem dicken, roten Siegel. »Folg' mir!«, sagte er kurz und bog nach rechts in einen besonders schmalen Gang ein. Adrian folgte ihm und musste aber schon bald mit Entsetzten feststellen, dass es sich um eine Sackgasse handelte. Wollte ihn der Beloaa etwa in eine Falle führen? Doch zurückgehen konnte er auch nicht, da Connet gerade um die Ecke bog. Der Beloaa, der schon an dem Regal, das den Weg versperrte, angekommen war, berühre mit seinen Händen einen der Querbalken. Das Regal rückte von allein zur Seite und der Beloaa und Adrian schlüpften durch die schmale Öffnung, die sich sofort hinter ihnen wieder schloss, so dass Martens Connet vor einer verschlossenen Wand stand,
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