Das Band des Mykerinos (Adrian Pallmers magische Abenteuer, Band 2) (German Edition)
von Eisenberg, der ebenfalls zu denen gehörte, die den Raum betreten hatten.
»Ich habe zurzeit Wichtigeres als das zu tun! Ihr werdet den Umzug überwachen und mich informieren, wenn er abgeschlossen ist!« Nur mit Mühe konnte sie ihren Zorn über von Eisenbergs Frage zurückhalten. Dieser antwortete nur mit einem leichten Nicken und machte sich mit den drei anderen Zauberern auf den Weg.
Sobald die Hexe wieder allein war, verließ sie den Raum durch einen geheimen Ausgang, der sich öffnete, als sie mit ihren magischen Krallen eine bestimmte Stelle an der Wand berührte. In ihrem privaten Zimmer angekommen, widmete sie sich weiter der Truhe mit dem Siegel. Neben der Truhe stand ein Kupferkessel. In ihm befand sich eine trübe Flüssigkeit. Vorsichtig trug sie den Kessel zu einer Kette, die von der Decke herunterhing und hakte ihn ein. Mit einer Bewegung ihrer magischen Krallen entzündete sie darunter ein Feuer und schon kurz darauf begann der Inhalt des Kessels zu brodeln. Dicker, gelber Dampf quoll langsam über den Rand und sank zu Boden, wobei er sich nach und nach grün färbte. Ein ekelhafter Gestank nach Schwefel und faulen Eiern füllte die Luft. Jeder andere hätte sich wahrscheinlich übergeben oder hätte Reißaus genommen, doch die Hexe schien den Gestank sogar zu genießen. Aus einem der vielen Regale holte sie jetzt einen kleinen Käfig, in dem sich eine große, schwarze Spinne mit roten Streifen befand, und stellte ihn auf den Tisch. Mit einer winzigen Bewegung von Mordanas Fingern sprang der Verschluss auf und sofort krabbelte das achtbeinige Gruselwesen heraus. Unterdessen holte die Hexe eine kleine, weiße Maus mit roten Augen aus einem großen Steintopf und setzte sie ebenfalls auf den Tisch. Sofort richtete die Spinne ihre Augen auf das neugierig und ahnungslos über den Tisch tippelnde Tierchen. Ansonsten völlig regungslos verfolgte sie jede einzelne Bewegung der Maus. In dem Moment, als diese dann dicht genug herangekommen war, sprang die Spinne mit einem Satz auf das ahnungslose Tier und schlug ihre Giftzähne in dessen Hals. Für einen Augenblick versuchte das Mäuschen seinen Angreifer noch abzuschütteln, so dass die beiden Tiere im Zickzack über den Tisch kullerten. Das Gift wirkte allerdings so schnell, dass der ungleiche Kampf schon im nächsten Moment zuende war. Die Spinne begann sofort, ihre Beute in eine Art Kokon einzuweben. Nur ein paar Minuten später war nichts mehr von der Maus zu sehen außer einem länglichen Knäuel, den die Spinne mühsam zu ihrem Käfig rollte.
Cleora Mordana, die das Schauspiel lustvoll beobachtet hatte, hob die Spinne mit einer Bewegung ihrer magischen Krallen in die Luft und sperrte sie zurück in ihren Käfig. Dann nahm sie die verpuppte Maus und warf sie in den brodelnden Kessel. »Albino-Maus mit Nhandu Gift getötet ...«, begann die Hexe in beschwörendem Tonfall zu murmeln und holte eine rostige Dose aus einem der Regale und schüttete etwas von dem grauen Pulver, das darin war, ebenfalls in den Topf und setzte fort, »... dazu gemahlene Drachenkralle ... und ein Büschel Zentauren-Haar...«
Immer wieder in dem aufgeschlagenen Zauberbuch nachschauend, warf sie eine Zutat nach der anderen in den Topf. Der Zaubertrank änderte dabei meist seine Farbe und sein Aussehen. Und auch der Gestank nahm mit jeder Beigabe weiter zu. Nach einer Weile schien sie damit fertig zu sein und stellte einen großen, hölzernen Kochlöffel in den Kessel. Während das Feuer weiter brannte und den Aufguss am Kochen hielt, rührte der Löffel alles von ganz allein um. Die Schwarze Hexe ließ ihr Gebräu ohne Aufsicht zurück und ging aus dem Zimmer, dessen ganzer Boden inzwischen von wabernden Nebelschwaden bedeckt war.
Adrian saß an einen großen Felsblock gelehnt da und betrachtete nachdenklich das kleine, versiegelte Buch, welches ihm der Beloaa gegeben hatte. Würde es ihm den Weg zu der geheimen Kammer zeigen? Während er in Gedanken versunken dasaß, tauchte plötzlich Hermann auf, der die ganze Zeit vor der Bibliothek gewartet hatte, während Adrian nach Informationen gesucht und überhaupt nicht mehr an seinen kleinen Freund gedacht hatte.
Der kleine Libure brannte darauf, endlich zu erzählen, was er über die Männer herausgefunden hatte, die Adrian auf seinem Weg durch Kairo verfolgten. Er war ihnen hinterher geflogen, bis sie sich in einem alten Lagerhaus mit anderen, ebenso zwielichtigen Gestalten trafen. Bei ihnen war ein Mann, nicht zu
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