Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Band spricht Bände

Das Band spricht Bände

Titel: Das Band spricht Bände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Stimme? »MacKenzie!« in mein Ohr.
    »Mein Name ist Milne«, sagte
ich. »Ich bin Privatdetektiv, und ich befasse mich mit Ermittlungen, die Ihre
geschiedene Frau betreffen; nun hoffe ich, Sie könnten mir vielleicht einen
Hinweis geben, wo sie zu finden ist?«
    »Wir sind seit über einem Jahr
geschieden«, schnauzte die Stimme. »Seit dem Augenblick, da ich dieses
Flittchen auf die Straße gesetzt habe, ist es mir absolut gleichgültig, ob sie
noch lebt oder nicht! Der einzige Tip, den ich Ihnen geben kann, Mr. Milne, ist
der, daß Sie sie wahrscheinlich in liegender Stellung auffinden werden, wo auch
immer. Das ist nun mal ihr Lieblingshobby!« Dann legte er vehement auf.
    Die Stimme klang anders als die
des Amateurbutlers in Waylands Penthouse-Wohnung am Abend zuvor. Demnach gab es
vielleicht zwei Chuck MacKenzies, oder aber der Amateurbutler hatte es
vorgezogen, diesen Namen statt seines richtigen anzugeben. Wie alles, was sich
bislang getan hatte, schien mich auch diese Erkenntnis kein Stückchen
voranzubringen.
    Ich teilte mir die Gläschen
ein, so daß ich noch mit dem zweiten beschäftigt war, als kurz nach sechs das
Telefon läutete. Es war der Portier, der mir mitteilte, Mr. Wayland erwarte
mich in fünf Minuten in der Hotelbar. Als ich mein Zimmer verließ, öffnete sich
auch die Tür gegenüber und Jackie Milne trat in Erscheinung. Sie trug den
dernier cri des kleinen Schwarzen: schmiegsamer Crepe mit Schnürsenkelträgern,
viereckig und so tief ausgeschnitten, daß kein Betrachter irgendwelchen
Zweifeln bezüglich ihrer Oberweite ausgesetzt war. Der Saum befand sich in der
Mitte zwischen Knie und Hüfte, und die silbern glitzernden Strümpfe betonten
den eleganten Schwung ihrer langen Beine.
    »Ich bin schon zu spät!« Sie
lächelte mir flüchtig zu, dann schwebte sie davon.
    Sie war lange vor mir an den
Aufzügen, und als ich unten in die Halle kam, war sie schon nicht mehr zu
sehen. Einen Augenblick machte ich mir Sorgen, ob die sehenswerte Dame
womöglich nur ein Produkt meiner Phantasie sei, aber dann entsann ich mich zum
Glück, daß meine Vorstellungskraft so weit ja gar nicht reichte. Als ich die Luau
Bar betrat, erkannte ich, daß das Geschäft mit den gefälschten
Hawaii-Drinks immer noch blühte, die in ebenfalls nachgeahmten halben
Kokosnüssen serviert wurden. Ich bestellte Rye on the rocks und hatte gerade
einmal dran genippt, da berührte jemand meinen Arm.
    »Hallo, Boyd«, spottete ein
hohes Stimmchen. »Inzwischen mal wieder schöne Prügel bezogen?«
    Ed Norman sah genauso aus wie
in Waylands Penthouse, und das war ja auch normal, denn ich konnte mir keinen
Grund denken, wieso er über Nacht gealtert sein sollte. Immer noch der lange
dürre Kerl mit dem sich lichtenden Blondhaar und den hellblauen Augen, die zu
dicht an der zu dünnen Nase saßen.
    »Ich dachte schon, Sie seien
mausetot«, sprach ich überrascht. »Ein Herzschlag hätte Sie vielleicht in dem
Augenblick hingerafft, als der Butler die Waffe auf Sie richtete.«
    »Wenn er nur zehn Sekunden
später gekommen wäre, dann würden Sie jetzt noch humpeln, so hätte George
Thatcher Sie verhauen«, knurrte er. »Was suchen Sie überhaupt hier in Santo
Bahia?«
    »Im Augenblick mache ich mir
schmutzige Finger«, meinte ich.
    »Wenn Sie mich fragen, dann hat
Stirling den Verstand verloren!« Er schnaubte verächtlich. »Wer anders als ein
Verrückter hätte diese Party gestern abend arrangieren können — und seine Gäste
mit diesem verrückten Tonband belästigen?« Die hellblauen Äuglein starrten mich
unheildrohend an. »Wissen Sie, daß er seit drei Tagen vermißt wird?«
    »Haben Sie’s schon der Polizei
gemeldet?« fragte ich sanft.
    Norman zuckte ärgerlich die
Schultern. »Nach den Dingen — verdammte Lügen! — , die er auf dem Band über
mich verbreitet hat, interessiert mich ganz und gar nicht, was ihm zugestoßen
sein könnte. Wenn ihn schon jemand umgebracht hat, so finde ich das nur
durchaus begreiflich.«
    »Ich nehme an, Sie müßten dann
an seine Stelle treten«, sagte ich. »Und der Firma Strategie Developments Ihren
Rat erteilen.«
    »Vielleicht hören die Leute gar
nicht darauf«, schnauzte er. »Es waren ja Stirlings Name und Ruf, die den
Aufsichtsrat anfangs bewogen, gegen Kurt Stangers Stimme den Auftrag an uns zu
erteilen.«
    »Aber da Sie und George
Thatcher doch alte Kumpel sind?« meinte ich beiläufig. »Der könnte das doch für
Sie arrangieren?«
    »Wollen Sie mir einen kleinen
Gefallen tun,

Weitere Kostenlose Bücher