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Das Band spricht Bände

Das Band spricht Bände

Titel: Das Band spricht Bände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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auf die Bude gerückt?«
    »Alysia Arnes«, murmelte ich.
    »Das wollen Sie mir doch nicht
weismachen?«
    »Es ist aber wahr.« Ich
erzählte ihm, wie sie zu mir in die Wohnung gekommen und schließlich mit dem
Tonbandgerät und meiner Kanone wieder hinausgegangen war und daß sie ihre
Tasche liegengelassen hatte. Danach sei ich zu ihr gefahren, hätte die
Wohnungstür geöffnet und sie tot auf gefunden.
    »Und das Tonband?«
    »War nicht mehr da«, sagte ich.
»Ich denke mir, ihr Mörder hat es mitgehen heißen.«
    »Und was war mit Ihrem
Revolver?«
    »Der lag dort, auf dem
Fußboden.«
    »Die Mordwaffe?« Er stöhnte
auf, als ich nickte. »Sie haben sich den falschen Beruf ausgesucht, Boyd. Sie
sollten sich Schuhputzzeug kaufen und ein neues Leben beginnen.«
    »Ich will’s mir überlegen«,
sagte ich mit einiger Mühe. »Wenn Wayland — oder Sie — mich gleich vollends
eingeweiht hätten, dann wäre wohl alles anders gekommen.«
    »Ich kann’s nicht ausstehen,
wenn ein erwachsener Mann heult!« Sein verächtlicher Ton bewog meine Galle zum
Überlaufen. »Wir wollen mit Ihnen nichts mehr zu schaffen haben, Boyd. Wenn Sie
ins Hotel zurückkommen, packen Sie Ihre Siebensachen und fliegen mit dem
nächsten Flugzeug nach New York zurück. Wenn ich erfahre, daß Sie morgen noch
in Santo Bahia sind, dann komme ich Sie mit diesem Revolver besuchen! Sie haben
tausend Dollar erhalten, für den größten Bockmist, von dem ich je gehört habe!
Sie können sich glücklich preisen, daß Sie noch am Leben sind!« Der Revolver
zog sich ein Stückchen zurück. »Und jetzt steigen Sie aus!«
    »Was?« Ich starrte ihn an.
    »Es sind nur dreizehn Kilometer
zu Fuß in die Stadt«, knirschte er. »Vielleicht nützt die Übung Ihrem dicken
Dummkopf ein bißchen!«
    Persönliche Beleidigungen haben
mir noch nie viel anhaben können. Ich meine, wenn man ein Profil hat wie ich,
ist man darüber erhaben. Aber in den letzten 24 Stunden hatte man mir doch ein
bißchen zu übel mitgespielt. Thatcher hatte mich verhauen, dann hatte Liz Ames
mich mit meiner eigenen Waffe bedroht und war mit dem Tonband entschwunden, und
nun schließlich wollte mir dieser falsche Chuck MacKenzie auch noch ganz den
Rest geben, indem er mich zwang, zum Hotel zurückzulaufen. In meinem
Oberstübchen brannte die letzte Sicherung durch.
    »Los, raus!« wiederholte er
ungeduldig.
    »Ich gehe ja schon«, erwiderte
ich jammervoll und öffnete die Wagentür. »Zurück über die Brücke, dann den
Feldweg entlang bis zur neuen Straße, und dann komme ich wieder auf die
Chaussee an der Küste, ja?«
    »Suchen Sie sich doch selber
den Weg!« schnauzte er.
    »Okay, okay!« Ich grinste dumm,
nervös und beschwichtigend. »Aber einen winzigen Gefallen tun Sie mir, hm? Mir
sind die Zigaretten ausgegangen — für eine einzige wäre ich von Herzen
dankbar!«
    »Ich hab’ mich geirrt, was das
Schuhputzzeug betrifft...« Er steckte den Revolver weg und suchte in seinen
Taschen nach dem Zigarettenpäckchen. »Sie sollten mit einer Büchse auf dem
Broadway betteln gehen!«
    Ich hieb ihm die Handkante auf
den Adamsapfel, und während er noch Gurgel- und Jaultöne von sich gab, packte
ich zwei Handvoll von seinen Haaren, stieg rückwärts aus und zog ihn mit.
Sobald ich festen Boden unter den Füßen hatte, dirigierte ich seinen Kopf
geschwind abwärts und mein Knie noch geschwinder aufwärts. Es gab einen dumpfen
Schlag, als sich Kniescheibe und Stirn trafen, und dann war sein Körper nur
noch sperriges Brutto. Ich ließ die Haare los, und er steckte die Nase in den
Schmutz.
    Sein Revolver lag im Wagen auf
dem Boden, wo er herausgefallen war, und der Zündschlüssel steckte. Ich ließ
die Waffe in die Tasche gleiten, fuhr los, wendete und nahm Kurs auf die
Brücke. Vielleicht, so überlegte ich gutgelaunt, nützte der
Dreizehn-Kilometer-Marsch seinem dicken Dummkopf ein bißchen.
    Eine Viertelstunde später ließ
ich den Wagen stehen und ging eine Straße weiter bis zum Hotel, wo ich sogleich
mein Zimmer aufsuchte. Der Achtunddreißiger des falschen Chuck MacKenzie war
vom selben Fabrikat wie meiner, und das brachte mich auf eine naheliegende
Idee. Ich legte seinen Revolver in die Schublade, steckte meinen eigenen ein
und kehrte zum Wagen zurück. Nachdem ich ihn säuberlich von allen Abdrücken
befreit hatte, schob ich ihn unter die Lehne am Fahrersitz, bis nur noch ein
Endchen Knauf herausschaute. Ich hoffte inständig, er werde nicht merken, daß
er eine Mordwaffe mit sich

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