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Das Band spricht Bände

Das Band spricht Bände

Titel: Das Band spricht Bände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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führte, bis es zu spät war — beispielsweise wenn der
Schußwaffenexperte das Ding untersucht hatte. Im Hotel leistete ich mir ein
geruhsames Abendessen, und es war schon nach zehn, als ich wieder in mein
Zimmer kam.
    Ich duschte, rasierte mich — nichts
tötet die Leidenschaft schneller als Bartstoppeln auf zarter Mädchenhaut — ,
und dann schlüpfte ich in mein Kostüm Marke >Einheimischer von der Westküste<.
Es bestand aus einem perlgrauen Prinz-Ferrari-Hemd, hellbraunen Freizeithosen,
einem grünseidenen Freizeitjackett und vorn mit Troddeln geschmückten
Wildlederslippers. Drauf goß ich mir noch ein Gläschen ein und sah, daß bis zu
meiner Verabredung mit Jackie Milne noch immer eine halbe Stunde Zeit war. Ein
paar Minuten später klingelte das Telefon, und ich hob sogleich ab.
    »Ich werde dich umbringen,
Boyd«, sprach eine nur mühsam beherrschte Stimme. »Ich wollte nur, daß du’s
schon weißt!«
    »Ah, mein lieber Chuck«, sagte
ich leutselig. »Ist dir der schöne lange Spaziergang in die Stadt gut
bekommen?« Ich wartete, bis das Gekeuche verstummt war, dann fuhr ich fort:
»Wenn Sie Ihren Wagen suchen — er steht in der nächsten Straße, der Ocean
Street. Ihre Kanone steckt im Fahrersitz, und — wenn ich Ihnen einen Rat geben
darf — wollen Sie sich vielleicht doch lieber Schuhputzzeug anschaffen?« Dann
legte ich auf, denn er hatte schon wieder angefangen, solch keuchende Töne von
sich zu geben.
    Mir blieb Zeit für noch ein
Schlückchen Rye, dann pochte es an meiner Tür. Ein Traum in Schwarz und Silber
lächelte mich an, als ich öffnete, und meine Zunge klebte am Gaumen, als ich
nun wieder der quadratisch ausgeschnittenen Oberweite ansichtig wurde.
    »Ich bin früher von meiner
Verabredung zurück, Danny«, sagte Jackie Milne, »und ich habe mir gedacht,
falls Sie zufällig in Ihrem Zimmer seien, könnten wir unsere Zusammenkunft ja
schon jetzt beginnen.«
    »Eine prima Idee«, bekannte
ich. »Denn je früher wir unseren Arbeitstag beschließen, desto eher könnten wir
uns dem privaten Spaß zuwenden, hab’ ich recht?«
    Sie lächelte mich vielsagend an
und ging auf den Flur hinaus. Ich folgte ihr in ihr Zimmer, wo sie die Tür
hinter uns schloß. Die Entzauberung begann in jenem Augenblick, als ich die
dritte Person erblickte, die es sich in einem Sessel bequem gemacht hatte. Das
weizenblonde Haar war noch immer kegelförmig hochgetürmt, doch diesmal blickten
die blauen Augen eher ärgerlich als zornbebend. Sie trug ein verwegenes
Minikleid, türkisfarben mit großen weißen Kringeln und einem gewaltigen Loch
rund um den Nabel.
    »Sie erinnern sich an Shari Wayland?«
sagte Jackie.
    »Wir haben uns gestern abend
kennengelernt«, sagte ich ohne jegliche Begeisterung.
    »Nehmen Sie Platz, Danny«,
sagte sie heiter. »Ich gebe Ihnen etwas zu trinken, und indessen kann Shari
Ihnen erzählen, wieso sie hier in Santo Bahia ist.«
    Ich setzte mich der Blondine
mit dem Weizenturm gegenüber und war so niedergeschlagen, daß ich nicht mal das
Hüftenwackeln der Blondine mit dem Erdbeerschimmer beachtete, während sie sich
durchs Zimmer bemühte.
    »Es stand in den New Yorker
Mittagszeitungen«, berichtete Shari Wayland mit leiser Stimme. »Ich fürchtete
mich derart, nachdem ich es gelesen hatte, daß ich keinen klaren Gedanken
fassen konnte. Ich bin mit der nächsten Maschine hergeflogen.« Ihre Augen
weiteten sich, als sie mich anstarrte. »Alysia Ames wurde gestern abend
ermordet, Mr. Boyd. In den Kopf geschossen!«
    Ich versuchte, angemessen
überrascht und erschrocken dreinzublicken, und so starrten wir uns gegenseitig
an, bis Jackie das Intermezzo beendete, indem sie mein Glas brachte.
    »Ich glaube, das ändert vieles,
Danny«, sagte Jackie Milne. »Ich weiß, daß Sie für Stirling Wayland arbeiten,
aber...«
    »Nicht mehr«, sagte ich. »Man
hat mich heute abend entlassen.«
    »Sie haben heute abend mit
Stirling gesprochen?« fragte Shari ängstlich.
    »Mit seinem Butler, der kein
Butler ist und sagt, er sei Chuck MacKenzie, aber MacKenzie ist er auch nicht«,
erläuterte ich.
    Die beiden blickten mich eine
Weile begriffsstutzig an, und ich trank ein paar Schlückchen, derweil sie sich
die Köpfe zerbrachen.
    »Sie wollen sagen«, meinte
Shari, »der neue Butler, der gestern in Stirlings Penthouse war? Der mit dem
Revolver, der uns alle rausgescheucht hat?«
    »Hinterher hat er mir erzählt,
er sei ein Freund von Wayland und schulde ihm einen Gefallen«, sagte ich.
»Später rief

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