Das Band spricht Bände
Empfindungsreichtum. Sie trug eine
blaue Seidenbluse, die sich an ihre vollen Formen schmiegte, und ein Witzchen
von Rock, das an die Hüften geklebt schien. Der Saum reichte etwa zehn
Zentimeter die Beine hinab, deren wundervoll gebräunte Restteile jedem Lüstling
wie mir zur ausführlichen Besichtigung präsentiert wurden.
»Dachte ich es mir doch, daß es
einen guten Grund geben mußte, der mich an die Westküste führte«, sagte ich,
»und schon sehe ich ihn leibhaftig vor mir.«
»Es ist lange her, seit ich
einem Herrn begegnet bin, bei dem ich das Gefühl hatte, daß ich ein
transparentes Kleid und keine Unterwäsche trage«, sagte sie nachdenklich. »So
etwas tut dem Selbstbewußtsein gut. Wollen wir uns nicht gleich beim Vornamen
nennen, Danny? Ich hoffe, wir werden Freunde, auch wenn wir gegensätzliche
Interessen verfolgen.« Sie wies auf den nächsten Sessel. »Möchten Sie nicht
Platz nehmen?«
Ich nahm, und sie servierte den
Martini, dann setzte sie sich mir gegenüber und drehte ihr Glas in den Fingern.
Der Mini-Witz war noch ein Endchen hochgerutscht, als sie die Beine
übereinanderschlug, und das enthüllte eine weitere Handbreit wohlgeformter
Gliedmaßen.
»Gegensätzliche Interessen?«
erkundigte ich mich.
»Sie arbeiten für Stirling
Wayland«, sagte sie ruhig, »und das heißt, Sie arbeiten für einen Schurken. Ich
arbeite für seine Frau, und das bedeutet, ich arbeite für eine Schurkin.« Sie
zuckte kaum merklich die Schultern. »Shari rief mich in aller Frühe an und
erzählte mir, was gestern abend passiert ist. Sie war sicher, daß Sie nach
Santo Bahia kämen, und man durfte annehmen, daß Sie in dem Hotel abstiegen, in
dem auch Wayland wohnt.«
»Zählen Sie auch zur Branche
der Privatdetektive?« fragte ich ungläubig.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich
glaube, man könnte es Industriespionage nennen, aber so schlimm, wie es sich
anhört, ist es nicht. Es handelt sich um ein kleines Spezialunternehmen, das
mit Menschen statt mit Abhörwanzen und solchem Zubehör operiert. Wenn jemand
erfahren möchte, um was sein Konkurrent ein großes Geheimnis macht, dann kommt
er zu uns. Wir erkunden sorgfältig, welches Personal unmittelbar mit dem
Geheimnis des Konkurrenten befaßt ist, und dann konzentrieren wir uns auf einen
dieser Leute. So einfach ist das, wobei freilich jener Teil, an den einen Richtigen
zu gelangen, mitunter ziemlich kompliziert sein kann.«
»Wollen Sie damit sagen, daß
Sie einen Mitarbeiter des Konkurrenzunternehmens erpressen? «
»Das ist überaus
unwahrscheinlich!« Sie lachte hellauf. »Am wahrscheinlichsten ist, daß wir ihm
einen besseren Job bei unserem Auftraggeber anbieten. Der Trick liegt darin,
auf Anhieb den richtigen Mann zu finden. Wenn man den falschen erwischt, und er
vertraut seinem Chef alles an, dann ist der Gegner gewarnt.«
»Und wie reimt sich all dies
mit Shari Wayland zusammen?«
»Gar nicht«, antwortete sie
rundheraus. »Ich hielt es nur für besser, wenn Sie einiges über mich erfahren,
Danny, das ist alles. Shari ist eine alte Freundin von mir, und außerdem ist
sie seit heute früh meine Klientin. Sie macht sich Gedanken über das, was ihr
Mann wirklich plant. Deshalb bat sie mich, hierherzukommen und es
herauszufinden.«
»Und wie wollen Sie das
anfangen?« fragte ich.
»Vergessen Sie bitte nicht, daß
Industriespionage mein Spezialgebiet ist«, vertraute sie mir an. »Sobald ich
genauen Einblick in das wahre Verhältnis zwischen der Strategie Developments
und Wayland habe, dürfte es nicht mehr allzu schwer fallen, hinter seine Pläne
und Ziele zu kommen.«
»Nehmen wir mal an, er fürchtet
tatsächlich, jemand wolle ihn ermorden?« sagte ich. »Und dies wäre der einzige
Grund, aus dem er das Tonband besprochen hat?«
»Dann werde ich Shari dies
mitteilen und frohen Herzens von der Bildfläche verschwinden.« Sie lächelte
mich freundlich an. »Ich würde nie den Versuch wagen, mit jemand wie Ihnen,
Danny, auf Ihrem Gebiet in Wettbewerb zu treten. Aber ist dies wirklich der
einzige Grund, weshalb Sie hier sind? Um Wayland vor jemandem zu schützen, der
ihm nach dem Leben trachtet?«
»Was denn sonst?« sagte ich.
»Ich hoffte, das könnten Sie
mir verraten.« Sie nippte an ihrem Martini. »Wenn es keinen anderen Grund gibt,
dann sehe ich auch nicht ein, weshalb wir nicht zusammenarbeiten sollten.
Während ich mich um die Geschäfte und Firmen kümmere, könnte ich doch durchaus
auf das Motiv stoßen, aus dem jemand Wayland nach
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