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Das Band spricht Bände

Das Band spricht Bände

Titel: Das Band spricht Bände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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es
ungefähr drei Uhr, als ich in mein Zimmer zurückging.« Ihre Stimme wurde mit
einemmal träumerisch. »So schön müde und noch ganz mitgenommen von dem
wunderbaren...«
    »Bitte keine intimen
Einzelheiten, meine Liebe«, sagte Jackie mit harten Kanten in der Stimme. »Wir
wollen doch bei den Tatsachen bleiben.«
    »Wir hatten jedenfalls das
Gefühl, du könntest ein gutes Alibi sehr nötig haben, Danny«, nahm Shari den
ursprünglichen Faden sachlich wieder auf. »Ich meine, ein Alibi, das nur bis
drei Uhr reicht, ist so gut wie gar kein Alibi. Deshalb beschlossen wir
zunächst, ich solle der Polizei sagen, ich hätte die ganze Nacht mit dir
verbracht.«
    »Aber genauer betrachtet war
selbst das nicht ideal«, sagte Jackie. »Die Witwe des Ermordeten verschafft dem
Verdächtigen solch ein eindeutiges Alibi? Du verstehst doch, wie wir das
meinen, Danny?«
    »Ich verstehe«, sagte ich
benommen. »Ich verstehe sehr gut! Und wie habt ihr das Problem gelöst?«
    »Es war im Grund ganz einfach«,
sagte Jackie und gab sich alle Mühe, bescheiden zu scheinen.
    »Von wegen einfach!« quiekte
Shari. »Es war einzig und allein Jackies Idee und ein ganz genialer
Geistesblitz!«
    »Wir haben dein Alibi einfach
verdoppelt«, murmelte Jackie.
    »Das war aber raffiniert«,
sagte ich. »Wie, zum Donnerwetter, meint ihr das — verdoppeln?«
    »Nun ja...«, Jackie räusperte
sich.
    »Selbst ein mißtrauischer
Kriminalbeamter wird doch wohl kaum zur Ansicht neigen, daß ein Mann, der die
Nacht mit zwei so prächtig ausgestatteten Damen verbringt, noch die Zeit oder
auch nur den Wunsch haben könnte, irgendwann in den frühen Morgenstunden aus
dem Bett zu springen, loszufahren und einen Mord zu begehen, nicht wahr?«
    Wir waren drei Straßen weiter,
ehe ich meine Stimme wieder zum Funktionieren brachte. »Und das habt ihr
Lieutenant Schell erzählt?« fragte ich langsam.
    »Selbstverständlich«, meinte
Jackie. »Er schien uns der Chef des Ladens, also haben wir mit ihm gesprochen.«
    »Ich glaube, er wäre sogar ein
ganz netter Mensch«, sagte Shari wohlwollend, »wenn er kein Polizist wäre.«
    »Und was hat er gesagt?«
gurgelte ich.
    »Nichts«, antwortete Jackie
rundheraus.
    »Mir kam er verdammt ungehobelt
vor«, bemerkte Shari mit Nachdruck. »Wie er da stand und uns vielleicht fünf
Minuten lang anstarrte...«
    »War sonst noch jemand dabei?«
erkundigte ich mich hoffnungsvoll.
    »Dieser ungebildete Sergeant,
der mich im Restaurant beleidigt hat«, schimpfte Jackie, »und noch zwei oder
drei Mann in Uniform.«
    »Und hat von denen einer etwas
gesagt?«
    »Eigentlich nicht.« Sie zögerte
einen Augenblick. »Donavan murmelte etwas von Kreuzschmerzen, aber mit solch
einem ungebildeten Patron habe ich keinerlei Mitleid!«
    »Danny?« fragte Shari etwa eine
Minute später beunruhigt. »Ist dir nicht gut?«
    Ich brachte es fertig, den Kopf
zu schütteln, aber selbst das fiel mir überaus schwer.
    »Ich fürchte, er hat Fieber«,
beharrte Shari. »Er zittert ja wie Espenlaub.«
    »Wahrscheinlich haben sie ihm
den dritten Grad verpaßt oder sonst was Bestialisches«, sagte Jackie bewegt.
»Diese Schufte!«
    Vielleicht hätte ich mich doch
noch beherrscht, aber im letzten Moment, gerade als ich aus dem Wagen steigen
wollte, da brachte Shari die Bombe zum Platzen.
    »Jackie, Liebste«, sagte sie
entschlossen. »Ich glaube, das Beste, was wir mit dem armen Danny machen
können, ist, ihn auf schnellstem Wege ins Bett zu bringen!«
    Ich geriet ins Stolpern,
stürzte vornüber auf den Bürgersteig, landete vor den Füßen des Portiers — und
lachte laut und hysterisch wie ein Irrer. Später dann, in Jackies Zimmer, wo
ich mich zehn Minuten lang zutiefst und ununterbrochen entschuldigt hatte,
wollten die beiden das immer noch nicht ulkig finden.

9
     
    »Ich kann über Stirlings Tod
keine Trauer heucheln«, sagte Shari. »Ich fühle nur eins — ungeheure
Erleichterung. Dieser Tropf von Lieutenant hat ganz schön dumm geguckt, als ich
ihm das sagte.«
    »Ich nehme an, er hat einen
Haufen Fragen gestellt?« meinte ich.
    »Deshalb mußtest du ja noch so
lange in der Zelle bleiben«, erklärte sie. »Ich dachte schon, er hört überhaupt
nicht mehr auf. Die meiste Zeit, wenn ich ihm etwas Wichtiges erklärte,
ertappte ich ihn dabei, wie er mich aus den Augenwinkeln musterte.«
    »Besonders als du ihm erzählt
hast, was in New York passiert ist«, pflichtete Jackie bei. »Das ist auch mir
aufgefallen. Wie er reagiert hat — man hätte

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