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Das Band spricht Bände

Das Band spricht Bände

Titel: Das Band spricht Bände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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meinen sollen, er habe noch nie
zuvor von der Erfindung des Tonbands gehört.«
    »Ihr habt ihm von Alysia
erzählt?« fragte ich und versuchte, das möglichst beiläufig klingen zu lassen.,
    »Natürlich.« Shari nickte.
»Alles ganz genau, außer dieser Familienangelegenheit, von der ich dir letzte
Nacht berichtet habe.«
    »Es will mir nicht einleuchten,
wie ein so dummer Mensch es fertigbringt, sich auf einem derart
verantwortungsvollen Posten zu halten«, sagte Jackie grimmig. »Ich habe ihm die
ganze Theorie von Stirlings Fusionsplan erklärt, und wie er Charlie MacKenzie
um den letzten Heller bringen könne — alles genau bis ins einzelne, wie ich es
auch dir beim Essen erklärt habe, Danny — , und weißt du was?« Sie lachte
erbittert. »Er hat kein einziges Wort davon begriffen! Er hat mich nur dumm
angeguckt, und dann hat er solch eine idiotische Frage gestellt — ob ich auch
sicher sei, daß du erst am Tag nach Alysias Tod in Santo Bahia angekommen
bist?«
    »Und was hast du gesagt!«
wimmerte ich.
    »Natürlich sei ich sicher, daß
du erst am Tag nach dem Mord eingetroffen bist«, erwiderte sie schroff. »Ich
erinnere mich ganz genau, wie Shari dir erzählt hat, daß es in den New Yorker
Nachmittagszeitungen gestanden hat, und wie du um ihretwillen versucht hast,
möglichst überrascht und erschrocken zu wirken.«
    »Und so hast du es auch Schell
geschildert?« fragte ich flüsternd.
    »Genauso.« Sie lächelte mich
fröhlich an. »Du siehst ganz erschöpft aus, Danny. Haben sie dich mit einem
Gummischlauch geschlagen — oder womit?«
    »Ich nehme an, daß sie sich das
fürs nächstemal aufheben.« Ganz langsam stand ich auf. »Wenn die Damen mich
jetzt bitte entschuldigen wollen, ich...«
    »Selbstverständlich,« sagte
Shari mit warmer Stimme. »Geh du nur gleich ins Bett, Danny, und schlaf recht
schön!«
    »Möchtest du vielleicht noch
irgend etwas, vielleicht ein heißes Süppchen oder ein Glas warme Milch?«
forschte Jackie. »Oder ein Aspirin?«
    »Nein, danke, gar nichts«,
versicherte ich, »und nochmals besten Dank für alles. Wenn ich morgen früh
nicht zu erreichen bin, dann ruft Lieutenant Schell an, ja? Er weiß bestimmt,
wo man mich findet!«
    Ich ging in mein Zimmer und
griff zu Glas und Flasche. So etwas nennt man paradox, sinnierte ich halb
betäubt. Auf der einen Seite hatte mich das abenteuerliche Alibi, daß sich die
beiden Blondinen ausgedacht hatten, gerettet; aber dann hatten sie ihrem losen
Mundwerk freien Lauf gelassen und mich andererseits so gut wie vernichtet.
Zweifellos hatte Schell schon ein paar Kugeln aus Waylands Kopf nach New York
abgeschickt, um sie dort von Schußwaffenexperten mit der Kugel aus Alysias Kopf
vergleichen zu lassen. Der Alptraum, unter dem ich in Schells Büro gelitten
hatte, war schon Wirklichkeit geworden — und wieviel Zeit blieb mir noch übrig?
Wenn ich Glück hatte, bis zum Morgen, und wenn ich Pech hatte, vielleicht sechs
Stunden. Ich leerte mein Glas, holte die Schulterhalfter aus dem Koffer,
schnallte sie um und steckte den .38er hinein, den ich Chuck MacKenzie
abgenommen hatte.
    »Guten Abend, Mr. Boyd«, sprach
eine bekannte Stimme, als ich meinen Zimmerschlüssel abgab.
    »Sieh einer an, ist das nicht
mein erpresserischer Freund Sam Brickhouse?« Ich lächelte den Empfangschef an.
»Sind Sie mit Nachtdienst bestraft worden?«
    »Ich erweise einem Freund einen
Gefallen«, sprach er würdevoll.
    »Haben Sie irgend etwas gehört,
was mich interessieren könnte?« fragte ich, rein aus Höflichkeit.
    »Die Polizei hat am Mittag nach
Ihnen gesucht«, flüsterte er vertraulich.
    »Und hat mich auch gefunden.
Sonst etwas Neues?«
    Er zuckte ratlos die Schultern.
»Die Nachtschicht beeinträchtigt meine Aktivität, Mr. Boyd...«
    »Arbeiten Sie schon lange hier,
Sam?« fragte ich.
    »Ungefähr fünf Jahre. Ich wohne
schon mein ganzes Leben lang in Santo Bahia, und ich möchte es mit keinem anderen
Platz der Welt eintauschen.«
    »Wie schön«, brummte ich.
»Kennen Sie einen Mann namens Chuck MacKenzie?«
    »Sicher.« Er nickte. »Ihm
gehört die größte Baufirma...«
    »Nicht diesen MacKenzie«, sagte
ich geduldig. »Ich spreche von seinem Sohn.«
    »Wußte gar nicht, daß er einen
hat.«
    »Er war gestern abend hier in
der Luau Bar. Vielleicht treibt er sich öfters im Hotel herum? Etwa
Dreißig, mittelgroß und normalgewichtig, ein Allerweltsgesicht.« Ich sah den
begriffsstutzigen Ausdruck seiner Augen und schmunzelte betrübt. »Das ist

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