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Das Bernsteinzimmer

Das Bernsteinzimmer

Titel: Das Bernsteinzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Lkw wieder ab und ließen zwei Wochen verstreichen. Den Eingang der Höhle hatten sie mit dem Sprengschutt wieder verschlossen und überließen es dem Forstamt des Vogelsberges, sich darüber zu wundern, nach einer Erklärung zu suchen und keine zu finden.
    Etwas schwieriger wurde es mit dem Kommandanten der Atlas-Maschine auf der US-Air-Basis von Frankfurt. Joe Williams blätterte zwanzigtausend Dollar auf den Tisch, aber Captain Hugh Fortner blieb verschlossen.
    »Joe, ich mache keine krummen Dinger«, sagte er.
    »Das ist kein krummes Ding. Das ist mein Privateigentum.«
    »Und warum soll das heimlich weggebracht werden?«
    »Wegen des Zolls, Hugh.« Joe tippte auf die Dollarscheine, die vor Fortner lagen. »Auch das ist steuerfrei. Und in meinen Sexladen hast du auf Lebenszeit freien Eintritt und kannst dir umsonst jedes Mädchen aussuchen. Freies Schießen, Junge.«
    Fortner überlegte. Er war ein paarmal in Joes Bar und Stundenhotel gewesen, sie kannten sich gut, Joe hatte die schönsten Weiber von Frankfurt im Stall, das wußte jeder, und zwanzigtausend Dollar in bar waren kein Regentropfen auf der Hand. Einmal in der Woche flog er die Atlas nach Genua, um im Hafen Nachschub abzuholen oder irgendwelche Dinge auf ein amerikanisches Schiff zu bringen. Die US-Transporte der Army oder Air Force hatten freie Durchfahrt, keiner kontrollierte sie, die Hafenwache kannte sie, und zwanzig Kisten waren überhaupt kein Problem.
    »Es ist kein schiefes Ding?« fragte Fortner noch einmal.
    »Ich verspreche es dir, Hugh«, sagte Joe feierlich. »Ich muß die Kisten nur zur Basis bringen – das ist es.«
    »Da helfe ich dir. Ich schicke dir einen Truck.«
    »Zwei, Hugh. Es sind große Kisten. Zwei schwere Trucks.«
    »Okay. Wann?«
    »Einen Tag, bevor du fliegst. Sie liegen in Alsfeld.«
    Alles lief daraufhin reibungslos nach Plan. Zwei riesige Trucks der US-Air-Force holten die Kisten ab, brachten sie zur Air-Basis, und dort wurden sie in Fortners Atlas-Maschine geladen. Sie bekamen die Bezeichnung ›Umzugsgut‹ – was noch nicht einmal gelogen war –, nachdem Joe die Aufschriften ›Wasserbaubehörde Königsberg‹ übermalt hatte, und am selben Tag, an dem Fortner nach Genua flog, waren auch Larry und Joe unterwegs nach Italien.
    Für den Puffbetrieb hatten sie vorläufig einen Geschäftsführer eingestellt, einen Jugoslawen mit guten Kenntnissen der Frankfurter Szene, und Joe hatte ganz klar zu ihm gesagt:
    »Wir werden bestimmt ein halbes Jahr wegbleiben. Und nun hör genau zu, Jugo-Boy: Wenn die Abrechnungen nicht stimmen, wenn du denkst, du könntest uns aufs Kreuz legen, wenn hier durch deine Schuld irgend etwas schiefläuft, kann deine Mami einen Kranz schicken! Verstehst du das?«
    »Du sprichst deutlich genug«, antwortete der Jugoslawe und nickte. »Ich werd doch dein Vertrauen nicht ausnützen.«
    »Das sagen alle. Boy, paß bloß auf!«
    Nun dümpelte die Lukretia im Brackwasser des Genueser Hafens und sollte am nächsten Tag auslaufen. Man hatte die zwanzig Kisten geschickt unter die anderen Kisten mit Ersatzteilen und den Landmaschinen verteilt. Zum drittenmal waren sie umbenannt worden. Jetzt hieß es: ›Motoren und Ersatzteile‹. Fünfundzwanzigtausend Dollar steckten in der Tasche des griechischen Kapitäns, noch einmal die gleiche Summe bekam er, wenn die Kisten in Mexiko an Land waren.
    »Das große Werk ist gelungen!« sagte Joe Williams am Abend zu Larry Brooks. Es klang wie der Beginn einer Ansprache. »Das Bernsteinzimmer ist weg aus Deutschland … jetzt wird es keiner mehr finden, und wenn sie hundert Jahre suchen. Es gibt keine Spuren mehr.« Er sah Brooks mit strahlendem Gesicht an. »Wenn du nur nicht ein so weiches Gemüt hättest, Larry-Boy.«
    Am nächsten Tag dampfte die Lukretia von Genua ab, hinaus ins Mittelmeer. Es war ein naßkalter, nebeliger Novembertag.
    Am gleichen Nachmittag flog Joe Williams von Genua nach Rom und von Rom weiter nach Mexiko.
    Erst drei Tage später entdeckte ein Hafenboot einen im Wasser treibenden Gegenstand, kam näher und zog ihn heraus. Es war ein Mensch mit einem kleinen Loch in der Stirn. Ein unbekannter Toter. Ein Mord, den man nie klären würde. Und als ein Unbekannter wurde Larry Brooks dann auch in Genua begraben.
    Der dritte Tote des Bernsteinzimmers.

JOE

    DIE PERSONEN:

Michael Wachter (Michail Igorowitsch Wachterowskij)
ehemaliger Verwalter des Bernsteinzimmers
Nikolaus Wachter (Nikolaj Michajlowitsch Wachterowskij)
sein Sohn, neuer Verwalter

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