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Das Bernsteinzimmer

Das Bernsteinzimmer

Titel: Das Bernsteinzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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des Bernsteinzimmers
Jana Petrowna Wachterowskaja
dessen Frau
Fred Silverman (Friedrich Silbermann)
amerikanischer Kunsthistoriker
Joe Williams
amerikanischer Geschäftsmann
Wassilissa Iwanowna Jablonskaja
sowjetische Kunstwissenschaftlerin

Es war alles so geworden, wie General Walker es vor Jahren vorausgesehen hatte: Bei seiner Rückkehr nach Deutschland war aus dem US-Major Fred Silverman wieder Friedrich Silbermann geworden, der emigrierte Jude, der hoffte, in ein besseres, geläutertes Deutschland zu kommen. Die Dollars, die er mitbrachte, reichten aus, um über Jahre hinweg ein unabhängiges Leben zu führen. Trotzdem bewarb er sich mit einem Empfehlungsschreiben an der Universität von Würzburg als Kunsthistoriker, und der Senat nahm ihn nach langer Beratung als Privatdozent in die Alma mater auf.
    Er hatte nur wenige Studenten, aber um so mehr Zeit, die Spur des Bernsteinzimmers wiederaufzunehmen. Vierzehn Jahre lagen nun schon zwischen dem Verschwinden der drei Trucks auf dem Weg nach Frankfurt, und genauso lange waren alle Kunstexperten der Meinung, daß das Bernsteinzimmer für immer verschollen sei. Alle bisherigen Hinweise und Spuren, die von Kunstliebhabern, Museumsdirektoren, staatlichen Kommissionen und den Geheimdiensten verschiedener Länder, vor allem aber der Amerikaner und Russen, verfolgt wurden, liefen ins Nichts. Immer wieder stieß man auf eine Mauer des Unwissens und den immer wiederkehrenden, altbekannten Spruch: »Ob die Kisten das Bernsteinzimmer enthielten, weiß keiner. Sicher ist nur, daß große Kisten im Januar 1943 ankamen und im April wieder weggeschafft wurden.«
    Es lagen Berichte aus vierunddreißig verschiedenen Stellen und Lagerstätten vor: Bergwerke, Schlösser, Burgen, unterirdische Bunker, Höhlen, sogar zwei Klöster waren dabei, aber sie waren nur eine Zwischenstation der unübersehbar verschlungenen Wege, welche die Kisten genommen hatten.
    Selbst die Schweiz wurde nicht mit Anfragen verschont, und die Regierung protestierte heftig. In Österreich forschte man besonders intensiv, nachdem man in Alt-Aussee eines der größten Nazidepots für geraubte Kunst entdeckt hatte. Es war nicht so spektakulär wie Grasleben oder Merkers, aber man vermutete, daß gerade in Österreich noch viele Kunstschätze versteckt waren, die unter den ›Führervorbehalt‹ fielen … für das größte Museum der Welt in Linz an der Donau. Hitlers verheerender Traum.
    Silbermann staunte oft über die Phantasie der Sucher und ihre Euphorie, wenn sie eine vermeintliche Spur zu finden glaubten. Sein Wissen nutzte ihm wenig, im Gegenteil, es machte ihn hochgradig verdächtig.
    Ein Besuch im Hauptquartier von Frankfurt hätte ihn warnen müssen.
    Die Zentrale Kunstsammelstelle der amerikanischen Streitkräfte war längst aufgelöst worden. In den verschiedenen Dienststellen, die Silbermann aufsuchte, starrte man ihn verständnislos an, höhere Offiziere erinnerten sich an gar nichts und bekamen nur einen lauernden Blick. Schließlich landete Silbermann dort, wo zu landen er schon immer vermutet hatte: beim amerikanischen Geheimdienst CIC.
    Die ehemaligen Kollegen waren zu Silbermann freundlich, aber bei gezielten Fragen von einer geradezu kindlichen Unwissenheit. Vom Bernsteinzimmer hatten sie überhaupt nur wenig gehört, nur, was in den Zeitungen stand. Im Archiv nach den Listen der gefundenen Kunstschätze nachzusehen erwies sich als sehr mühselig, ganze Aktenstücke waren verschwunden, und ein Colonel des CIC sagte zu Silbermann sogar: »Lieber Freund, warum beschäftigen Sie sich mit solchen Dingen? Das bringt doch nur Ärger. Von mir aus können sie das Bernsteinzimmer auf den Mond schießen, ich weine ihm keine Träne nach.«
    Nach sechs Wochen, in denen er sich durch die Akten des Geheimdienstes gewühlt hatte, stieß Silbermann auf die Kopie der Liste von Merkers. Welch ein Erfolg! Hier war endlich der Beweis, daß das Bernsteinzimmer in der Zeche Kaiseroda II/III gelagert gewesen war.
    Aber schon nach einem Überfliegen der Listenkopien ließ Silbermann die Blätter sinken und rieb sich die Augen. »Das ist doch nicht möglich«, sagte er betroffen. »Das ist doch meine Liste, von mir unterschrieben. So etwas gibt es doch nicht.«
    Es war eine vollständige Liste, die nur einen Schönheitsfehler hatte: Die zwanzig Kisten mit dem Bernsteinzimmer waren nicht enthalten. Die Zeilen waren gelöscht und mit anderen Beschreibungen von Kunstwerken wieder gefüllt worden.
    »Sind Sie sich

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