Das Beste aus 40 Jahren
mich, bitte.“ Geschickt bediente sie den Schaltkasten.
Nina beobachtete sie verwundert. Sie ging mit den Anrufern fast so sicher um, wie Doris es getan hätte. „Wo haben Sie das gelernt?“
„Während der Schulzeit habe ich einen Sekretärinnenkurs besucht, und als ich noch bei Adrian wohnte, habe ich gelernt, wie man mit ungeduldigen Kunden und aufdringlichen Frauen am Telefon umgeht.“ Sie lachte. „Dauernd riefen ausrangierte Damen bei uns an, die beruhigt werden mussten.“
Es zuckte wie ein Schmerz über Ninas Gesicht. Bald würde sie selbst eine von diesen ausrangierten Frauen sein.
„He“, rief Tracy sofort, „das ist doch alles schon Jahre her. Ihnen wird das nie passieren.“
Nina lächelte bitter. „Ich bin im Gegenteil davon überzeugt, dass es passieren wird, wenn die Zeit gekommen ist.“
„Nein, nein, Nina, da irren Sie sich.“
„In Bezug auf Adrian habe ich mir nie etwas vorgemacht“, log Nina. „Wenn es zu Ende ist, ist es zu Ende.“
„Ich dachte, Sie und Adrian …“ Wieder klingelte das Telefon. „Lassen Sie mich“, bat Tracy. „Sie gehen jetzt in Ihr Büro, und ich erledige die Telefonate.“
„Können Sie auch Maschine schreiben?“, fragte Nina.
„Natürlich.“
„Wollen Sie einen Job für heute?“ Es klang halb scherzend, halb ernst.
„Mit dem größten Vergnügen.“ Tracy setzte sich hinter Doris’ Schreibtisch. „Keine Sorge, es wird schon nicht schiefgehen“, lachte sie glücklich.
Tracy winkte Nina zu, nahm das Gespräch entgegen und verhandelte ebenso geschickt mit dem zweiten Anrufer. Nina ging in ihr Zimmer. An einen Job als Sekretärin für Tracy hatte Adrian sicher nicht gedacht. Tracy konnte viel mehr. Wenn Jason nicht in der Nähe war, hatte sie viel mehr Selbstvertrauen. Sie besaß die Begabung, eine berufliche Karriere einzuschlagen auf jedem Gebiet, das sie interessierte.
Der Anflug einer Idee begann sich in Ninas Kopf festzusetzen, und diese Idee nahm schnell greifbare Formen an. Es war ein fantastischer Gedanke, fast unglaublich. Je mehr sie darüber nachdachte, umso aufgeregter wurde sie. So bald wie möglich musste sie mit Adrian darüber sprechen. Wenn er Nein sagte, würde sie das natürlich hinnehmen. Aber es war wirklich ein guter Einfall. Niemand eignete sich besser dafür als Tracy.
Der Vormittag verging schnell mit der Aufarbeitung von Dingen, die gestern liegen geblieben waren. Tracy schrieb ihr einige Briefe und Berichte und hielt ihr unangenehme Anrufer vom Halse. Es war gut, so intensiv arbeiten zu können, das lenkte Nina vom Grübeln über Adrian ab.
Gegen Mittag stellte Tracy ein Gespräch durch, ohne zu sagen, wer der Anrufer war. Als Nina seine Stimme hörte, begann sie nervös zu zittern.
„Wie geht es dir?“, fragte er liebevoll. „Gut, danke.“
„Wie war der Besuch von Tracy?“
„Sehr angenehm.“
„Hat es ihr dort gefallen?“
„Ich denke, schon“, erwiderte Nina zurückhaltend. Wie würde er reagieren, wenn er hörte, dass seine Schwester als ihre Sekretärin arbeitete, wenn auch nur für einen Tag?
„Du bist nicht ganz sicher?“
Nina zögerte. „Warum fragst du sie nicht selbst?“, schlug sie ihm vor.
„Ich habe schon bei ihr zu Hause angerufen, aber sie war nicht da.“
„Tracy ist noch hier, Adrian.“
„Wirklich?“ Seine Überraschung war unverkennbar. „Ich hoffe, sie geht dir nicht auf die Nerven, Liebling. Sie muss schon früh da gewesen sein. Wenn sie immer noch in der Agentur ist, muss es ihr wirklich Spaß machen“, sagte er erfreut.
„Das denke ich auch.“
„Kann ich sie sprechen?“
„Du hast gerade mit ihr gesprochen.“
„Das war Tracy? Nicht zu fassen. Sie hat mich zu dir durchgestellt, ohne ein Wort zu sagen, obwohl ich meinen Namen nannte.“
Nina erklärte ihm schnell, wie alles gekommen war. „Sie macht sich sehr gut, Adrian. Heute Mittag kann ich aber leider nicht weg, das Büro ist nicht besetzt.“
„Gut, das verstehe ich. Dann hole ich dich am Abend nach Büroschluss ab.“
„Bitte nicht, Adrian. Es ist viel Arbeit liegen geblieben, die dringend erledigt werden muss.“
„Nina, ich habe Sehnsucht nach dir.“
Es lag so viel Verlangen in seiner Stimme, wie konnte sie ihm widerstehen? Auch sie musste ihn sehen, musste ihn spüren, nur noch ein letztes Mal.
„Bitte, Nina …“
„Also gut, Adrian.“ Ihre Stimme war weich. „Hole mich etwas nach sechs Uhr ab, ja?“
„Wunderbar, Liebling. Ich werde da sein. Kann ich Tracy jetzt
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