Das Beste aus 40 Jahren
in die wütend blickenden goldbraunen Augen, die von dichten dunklen Wimpern umgeben waren. Seltsamerweise wurde ihr für den Bruchteil einer Sekunde schwindlig. Sie hob das Kinn. „Verschwinden Sie.“
„Wenn Sie ein Mann wären …“, begann er, außer sich vor unterdrücktem Zorn. Sein gebräuntes Gesicht war bleich geworden, und die Wangenknochen traten scharf hervor.
„Dann wären Sie tot“, flüsterte Sarah mit bebender Stimme. „Ich hätte Sie längst getötet für das, was Sie Callie vor fünf Monaten in Ihrem Büro angetan haben!“
Alex betrachtete sie aus zusammengekniffenen Augen: ihre zerbrechliche Gestalt, die grünen Augen, die fast zu groß für ihr schmales Gesicht wirkten. „Ich wollte Ihnen nur meine Hilfe anbieten, denn diese Situation belastet uns alle sehr.“
Noch während er das sagte, drehte er sich um und ging davon, und unwillkürlich musste sie seine Haltung bewundern. Doch dann wurde ihr wieder bewusst, dass Callie fort war – für immer. Die ganze Zeit hatte Sarah nicht weinen können, obwohl sie sich danach gesehnt hatte. Doch nun stürzten die Tränen nur so hervor und strömten ihr die Wangen hinab. Lautlos schluchzte sie vor sich hin und war nur froh, dass Alexis Terzakis es nicht mehr sah.
„Du wirst nicht glauben, wer gerade gekommen ist.“ Die Begräbnisfeier hatte gerade begonnen, da stieß Gina Sarah den Ellbogen in die Seite, das zu stark geschminkte Gesicht verzerrt vor Neugier. „Das müssen sie sein – natürlich, wer sonst?“
„Still“, flüsterte Sarah und senkte den Kopf, während der Pfarrer ein Gebet sprach.
Alex und Damon Terzakis. Der Anblick der beiden neben dem Grab war für sie wie ein Schlag ins Gesicht, und ohnmächtiger Zorn stieg in ihr auf. Die Gegenwart der Brüder bedeutete eine Entweihung von Callies Andenken. Wie konnten sie es wagen, hierherzukommen, nachdem sie ihrer Schwester in den letzten Monaten das Leben zur Hölle gemacht hatten? Damon hielt den Kopf gesenkt und die Hände gefaltet. Er wirkte schlanker und älter, als sie ihn in Erinnerung hatte.
„Sehr anständig von ihnen herzukommen“, flüsterte Gina ihr zu. Sie war eine korpulente, redselige Frau Ende vierzig.
Die Trauergäste, überwiegend Callies Schulfreunde, kondolierten Sarah und gingen. Von Callies Kommilitonen war keiner erschienen, denn sie hatte schon vor Monaten die Universität verlassen und jeden Kontakt zu ihnen abgebrochen.
Ohne ein weiteres Wort drehte Gina sich plötzlich um und ging entschlossen auf Alex und Damon zu. Wütend über diesen Verrat, ging Sarah mit dem Pfarrer weiter und verabschiedete sich neben Ginas Auto von ihm.
Beim Anblick der ein Stück entfernt geparkten schwarzen Limousine mit den getönten Scheiben und dem Chauffeur drehte sich ihr der Magen um. Und sie hatte sich nicht einmal einen teuren Leichenwagen leisten können. Dann sagte sie sich, dass solche Dinge nicht wichtig waren. Wichtig war jetzt nur ihr kleiner Neffe.
„Ich werde ihn Dimitrios nennen, nach Damons Vater“, hatte Callie vor einigen Monaten verkündet. Sie wollte unbedingt wissen, ob sie einen Sohn oder eine Tochter bekommen würde, und nach der Ultraschalluntersuchung war sie überglücklich, dass ihr ungeborenes Kind ein Junge war.
„Damon wird bestimmt sofort kommen, um seinen Sohn zu sehen“, prophezeite sie und klopfte sich fast selbstgefällig auf den dicken Bauch.
Sarah war verblüfft über Callies naiven Glauben an den Mann, der sie mit einem Kind sitzen gelassen hatte. Doch sie hütete sich, ihrer Schwester das zu sagen, um Callie während ihrer Schwangerschaft nicht unnötig aufzuregen. Insgeheim fürchtete Sarah sich vor der Zeit nach der Geburt, wenn Callie mit der grausamen Wahrheit konfrontiert werden würde. Sie würde vergeblich auf den stolzen Vater ihres Kindes warten. Damon war ein Feigling, der unter der Fuchtel seines großen Bruders stand. Nach dessen Drohung, ihn zu enterben und aus der Familie auszustoßen, hatte sich Damons angebliche Liebe zu Callie sehr schnell in Luft aufgelöst!
Gina erschien wieder, einen zufriedenen Ausdruck im Gesicht, und schloss den Wagen auf.
„Warum hast du mit ihnen gesprochen?“, fragte Sarah zornig.
„Weil du dich so dumm benommen hast!“, sagte Gina freimütig. „Wenn du das Baby behalten willst, dann schluck deine Wut hinunter und lass sie bezahlen!“
„Lieber sterbe ich!“, stieß Sarah hervor.
„Er ist schließlich Dimis Vater, oder?“, erinnerte Gina sie. „Und ich wette, die
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