Das Beste aus 40 Jahren
Terzakis lassen es sich etwas kosten, die Geschichte nicht in die Zeitungen kommen zu lassen.“
„Gina …“ Doch Sarah war nicht einmal erstaunt über die berechnende Art der älteren Frau.
„Sei doch mal realistisch, Liebes“, fuhr Gina sanfter fort. „Ich finde es zwar verrückt, dass du Dimi behalten willst, aber du warst ja schon immer ein mütterlicher Typ. Also zieh ihn auf, und lass sie ordentlich dafür bluten!“
„Ich will aber nichts von denen!“
„Dann wirst du von Sozialhilfe leben müssen“, erklärte Gina trocken. „Und das Sozialamt wird sich an Damon wenden.“
„In Griechenland?“ Sarah lachte, doch es klang eher wie ein Schluchzen.
„Nun, es wäre nicht sehr schwierig, ihn zu finden, oder? Callie hätte das Beste für ihren Sohn gewollt. Und du solltest dich endlich mit der Tatsache abfinden, dass Callie sehr wohl wusste, was sie tat, als sie schwanger wurde.“
„Wie bitte?“ Sarah betrachtete Gina schockiert.
„Meiner Meinung nach war es kein Unfall. So leichtsinnig war Callie nicht. Sie wollte Damon, und als es mit ihm nicht nach ihren Wünschen lief, wurde sie eben schwanger“, erklärte Gina. „Seit Jahrhunderten benutzen Frauen diese Methode, um Männer an sich zu binden, Liebes. Nur hat sich deine Schwester leider verrechnet.“
„Das glaube ich nicht.“ Es fiel Sarah schwer, ihren Ärger zu unterdrücken. „Callie hat nicht versucht, Damon einzufangen. Er wollte sie doch heiraten – er hatte ihr sogar schon einen Verlobungsring gekauft …“
„Und wo war er dann, als sie ihn brauchte? In Griechenland!“, stieß Gina zynisch hervor. „Sie hat ihn nie wieder gesehen. Nicht einmal auf ihre Briefe hat er geantwortet. Diese kleine Ratte! Wenn Dimi nicht wäre, würde ich die beiden mit Vergnügen im Garten verscharren! Obwohl es bei seinem Bruder eine wirkliche Verschwendung wäre“, fügte sie nachdenklich hinzu. „Er ist einfach fabelhaft! Eine Figur wie Apollo …“
Eine Nachbarin hatte während der Beerdigung auf Dimi aufgepasst. Erst gestern hatte Sarah ihn aus dem Krankenhaus geholt, und als sie ihn jetzt ruhig in seiner Wiege schlafen sah, wurden ihr die Augen feucht. Inmitten all ihrer verzweifelten Trauer erschien ihr Callies Kind wie ein Geschenk Gottes. Sie fühlte, dass sie gebraucht wurde, und das gab ihr Kraft.
Gina wartete, die Miene verschlossen, im winzigen Flur. „Wenn du das Kind bei dir behältst, wirst du nie ein eigenes Leben haben. Hast du für Callie nicht schon genug geopfert?“
„Wovon, in aller Welt, redest du?“
„Davon, dass du erst vierundzwanzig bist, aber schon wie eine alte Jungfer aussiehst!“ Gina betrachtete Sarah resigniert: die silberblonden, zu einem strengen Zopf geflochtenen Haare, das ungeschminkte Gesicht, das konservative Kostüm, das bessere Tage gesehen hatte, und die flachen, bequemen Schuhe. „Hast du denn noch nie in deinem Leben einen Mann wirklich begehrt?“
Sarah lachte verlegen. Sie mochte es nicht, wenn Gina über Männer redete, als wären sie das Nonplusultra. Männer hatten ihr, Sarah, nie viel Beachtung geschenkt. Als Teenager war sie in der Schule wegen ihrer Schüchternheit und ihres Fleißes als Streberin verschrien gewesen. Und später hatte sie weder Zeit noch Gelegenheit, sich mit Männern zu treffen, obwohl sie einige Male mit Arbeitskollegen ausging. Doch schon bald entdeckte sie, dass sie nicht an ihr selbst interessiert waren, sondern einfach Sex wollten. Sarah war schüchtern und nicht gerade eine Schönheit, und diese Männer nahmen offensichtlich an, sie würde für ihre Aufmerksamkeit so dankbar sein, dass sie schon beim ersten Treffen mit ihnen ins Bett ginge.
Sie erinnerte sich an das demütigende Erlebnis mit dem Jungen, für den sie als Sechzehnjährige geschwärmt hatte. Er lud sie in die Disco ein, und sie schwebte wie auf Wolken – bis sie auf der Toilette unbemerkt mithörte, wie sich einige ihrer Klassenkameradinnen darüber lustig machten. Ashley hatte es wegen einer Wette getan. Jedes Kichern, jedes grausame Wort brannte sich ihr unauslöschlich ins Gedächtnis ein.
„Sie hat überhaupt keinen Busen.“
„Bei ihrer Intelligenz braucht sie auch keinen.“
„Aber von Ashleys Wette ahnt sie trotzdem nichts. Sie ist zu beschäftigt, ihn mit ihren großen Augen anzuhimmeln und sich lächerlich zu machen … Ich frage mich, wie weit sie ihn gehen lässt, wenn er mit ihr allein ist?“
„Schon der Gedanke, dass Ashley etwas an ihr liegt, ist …“ Der
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