Das Beste aus 40 Jahren
Rest des Satzes war in hemmungslosem Gelächter untergegangen.
„Sarah …“
Sie blinzelte benommen und kehrte in die Gegenwart zurück. Gina hatte ihr eine Hand auf den Arm gelegt. „Ich habe Alexis und Damon Terzakis hierher gebeten …“
„Was?“
„Jemand musste es doch tun“, erklärte Gina. „Du hast sie ja völlig übersehen.“
„Wenn du sie hereinlässt, gehe ich“, stieß Sarah wild hervor.
Gina schüttelte langsam den Kopf und betrachtete bekümmert Sarahs blitzende Augen und deren verzerrte Gesichtszüge. „Sarah, was ist in den letzten Monaten nur in dich gefahren?“, fragte sie ratlos. „Du kommst mir vor wie eine Fremde.“
Sarah ging die Treppe hinunter. „Mit mir ist alles in Ordnung.“
„Du warst immer so sanft und freundlich – beinahe zu sanft“, sagte die ältere Frau unbehaglich. „Doch seitdem du von Callies Schwangerschaft erfahren hast, bist du verändert. Ich weiß, wie sehr du Callie geliebt hast und wie du dich jetzt fühlen musst, aber Damon will seinen Sohn sicher sehen …“
„Dann braucht er einen Gerichtsbeschluss“, erklärte Sarah entschlossen. „Und ich werde alles tun, um das zu verhindern.“
„Aber sie kommen gleich hierher!“
„Darum kümmere ich mich schon.“
Kurz darauf schellte es. Gina warf ihr einen flehenden Blick zu und verschwand in der Küche, während Sarah die Schultern straffte und die Haustür öffnete. Vor ihr stand Alex Terzakis – allein. Zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte Sarah sich, hochhackige Schuhe zu tragen, denn er überragte sie um mindestens zwanzig Zentimeter.
Unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück. „Ich habe Sie nicht eingeladen.“
Plötzlich drückte er gegen die Tür, sodass sie Sarahs Hand entglitt und gegen den Tisch in der Halle knallte. Seine Gewalttätigkeit erschreckte Sarah, und instinktiv wich sie zurück, als er eintrat und die Tür hinter sich schloss.
„Und jetzt unterhalten wir uns“, erklärte er.
Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und seltsamerweise empfand sie so etwas wie Erregung. Die Spannung im Raum war fast körperlich spürbar.
Da sie wohl kaum in der Lage sein würde, ihn hinauszuwerfen, ging sie vor ihm her ins Wohnzimmer. „Offen gestanden, Mr Terzakis, weiß ich nicht, worüber wir uns unterhalten sollten. Wo ist die kleine Ratte?“
„Ratte?“ Er betrachtete sie aus zusammengekniffenen Augen.
„Ihr kleiner Bruder, der Feigling“, erklärte Sarah höhnisch.
„Sie sind eine wahre Giftschlange. Irgendwann werde ich Sie zwingen, Ihre Zunge im Zaum zu halten!“, stieß Alex hervor, die Hände zu Fäusten geballt.
Sarah lachte zum ersten Mal seit Langem aus vollem Hals. Callie hatte ihr viel über Alexis erzählt. Doch nun hatte sie immer mehr das Gefühl, dass Damons Ehrfurcht vor seinem großen Bruder auf einem Trugschluss beruhte. Laut Damon war Alex ein Eisberg, sowohl geschäftlich als auch im Privatleben – aber warum wirkte er dann in ihrer Gegenwart wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch?
„Himmel – und das am Tag der Beerdigung!“ Alex blieb einige Meter von ihr entfernt stehen. Anscheinend traute er sich nicht näher heran. „Haben Sie denn gar keinen Anstand?“
„Ebenso viel wie Sie, als Sie mir vor fünf Monaten ins Gesicht sagten, meine Schwester sei ein billiges Flittchen!“, erwiderte Sarah bissig.
„Solche drastischen Worte habe ich nicht benutzt …“
„Sie sagten, sie sei hinter seinem Geld her und schlafe mit jedem – wo ist der Unterschied?“, fragte Sarah aufgebracht.
„Damals glaubte ich nicht an ihre Schwangerschaft.“ Es war Alex anzusehen, wie schwer ihm dieses Geständnis fiel.
„Verschwinden Sie“, sagte Sarah, und ihre Stimme bebte leicht. „Sie haben hier nichts zu suchen.“
Er warf ihr einen Blick aus blitzenden dunklen Augen zu und ging zum Fenster. „Mein Bruder schämt sich zu sehr, um Ihnen gegenüberzutreten“, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen.
Auf eine seltsame Art begann Sarah, die Sache zu genießen. Wie schwer musste es Alex Terzakis fallen, gleich zwei Mal innerhalb von wenigen Minuten einen Irrtum zuzugeben! Der kleine Bruder war ein Schwächling, und das demütigte den großen Bruder sehr – Familienehre, männlicher Stolz und dieser ganze Unsinn. Mit wachsendem Selbstvertrauen bemerkte sie, dass Alex sie zwar verachtete, ihr gegenüber aber irgendwie hilflos war. Denn er war hier, um sich ihr Schweigen zu erkaufen.
Vielleicht hatte er Angst, sie würde sich an die
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