Das Beste aus 40 Jahren
altjüngferliche, verbitterte Frau, weil kein Mann sie hatte haben wollen? Entschlossen zwang sie sich, diese Demütigung hinunterzuschlucken. Er war eben ein typischer Grieche. Callie hatte ihn einen Macho genannt, Sarah nannte ihn primitiv. Er gehörte in eine Höhle oder in ein Museum für Urgeschichte.
Doch bei aller Demütigung, die sie verzweifelt vor ihm zu verbergen versuchte, empfand sie etwas wie Faszination. Oberflächlich gesehen, schien er so weltgewandt – doch in seinen Überzeugungen war er so einfach und ungebildet wie ein Bauer. Seiner Meinung nach fehlte ihr also nur ein Mann im Bett. Lieber Himmel, sogar das Museum für Urgeschichte war zu fortschrittlich für ihn! Es würde ihm nie in den Sinn kommen, dass sie vielleicht gar nicht heiraten wollte.
Dabei war er selbst ledig, hatte aber sicherlich gleich mehrere Geliebte. Angewidert dachte Sarah an seinen unersättlichen Appetit auf sexuellem Gebiet, sie hatte darüber in den Zeitungen gelesen. Wie konnte sie sich nur von einem solchen Barbaren gedemütigt fühlen? Und überhaupt, warum machte sie sich eigentlich so viele Gedanken über diesen Alex Terzakis?
Entschlossen hob sie das Kinn. „Dimi ist nicht zu verkaufen“, sagte sie bestimmt.
„Das hatte ich auch nicht angenommen. Aber Sie wollen sich doch sicher nicht mit einem Kind belasten, wenn Sie die Chance haben, ein neues Leben zu beginnen?“
„Danke. Ich bin mit meinem jetzigen Leben sehr zufrieden.“
Er presste die Lippen zusammen und betrachtete sie kalt. „Dann zwingen Sie mich, deutlich zu werden …“
„Oh, ich glaube nicht, dass Sie dazu gezwungen werden müssen“, erklärte Sarah mit verächtlichem Sarkasmus. „Unverschämtheiten scheinen Ihnen im Blut zu liegen.“
„Sie sind eine Frau mit Gespür.“ Anstatt ärgerlich zu werden, lächelte Alex sie an, obwohl seine Augen drohend funkelten. „Obgleich ich Sie wegen Ihres Mangels an Weiblichkeit und Ihrer Boshaftigkeit bemitleide, ist gerade das eine Herausforderung für mich.“
Sarah wurde erst rot und dann blass. Wie sie ihn hasste! Sie biss sich auf die Lippe, bis sie Blut schmeckte, und wünschte sich, es wäre seins.
„Kommen wir endlich zur Sache. Sie wollen Dimitrios also aus Rache sein Erbe und seinen Vater vorenthalten“, behauptete Alex kalt. „Und was haben Sie ihm zu bieten? Eine armselige Hütte! Das Stigma der Unehelichkeit! Und die Vormundschaft einer Frau von schlechtem Charakter. Sie haben Ihre Schwester noch dazu ermutigt, ihre Beziehung zu meinem Bruder fortzusetzen …“
Sarah bebte vor Wut. „Und was haben Sie getan, um Ihren Bruder davon abzuhalten?“
„Im Gegensatz zu Ihnen wusste ich nichts davon, bis es zu spät war. Während Sie zum Tod Ihrer Schwester beigetragen haben …“
„Was sagen Sie da?“, fragte Sarah entsetzt.
„Aber ich lasse nicht zu, dass Sie jetzt auch noch die Zukunft meines Neffen zerstören. Er ist ein Terzakis. Wir können ihm alles geben“, betonte Alex hart. „Eine große Familie, liebevolle Eltern …“
Sarah zog die Augenbrauen zusammen.
„Die besten Schulen, ein schönes Zuhause und die stolze Gewissheit, ein Terzakis zu sein.“
Wenn man Alex reden hörte, war Letzteres das Beste, was sich je ein Mensch wünschen konnte. Sarah hatte noch keinen Mann gesehen, der so von Familienstolz besessen war. Kein Wunder, dass Callie Hartwell, Tochter eines Vorarbeiters und einer Krankenschwester, ihm nicht gut genug gewesen war!
Ihre Gedanken kehrten zu dem zurück, was er gerade gesagt hatte. Wieso „liebevolle Eltern“? Sie musste sich verhört haben.
„Androula ist eine sehr verständnisvolle Frau und würde ihn wie ihren eigenen Sohn lieben. Sie hatte viel Zeit, sich damit abzufinden, dass eine andere Frau ein Kind von ihrem Mann erwartete …“
Sarah erstarrte. Androula – lieber Himmel, Damon hatte tatsächlich eine andere Frau geheiratet, während ihre arme Schwester immer noch auf seine Rückkehr hoffte! Sie fühlte sich schwach und elend, wenn sie daran dachte, dass Callies zweifellos triumphierende Rivalin nun großzügig bereit war, die liebende Mutter für Damons uneheliches Kind zu spielen …
„Einen Moment.“ Sarah war so schockiert, dass ihre Stimme völlig ausdruckslos klang. „Sie wollen also, dass ich Dimi Damon und dieser Androula überlasse, ihm und seiner – Ehefrau?“, erkundigte sie sich, um ganz sicher zu gehen.
„Eine sehr sanfte, liebevolle junge Frau“, betonte Alex mit offensichtlichem Stolz.
Kein
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