Das Beste aus 40 Jahren
bebenden Händen klammerte sie sich an ihren Stuhl und schüttelte wild den Kopf, sodass ihre silberblonden Haare sich in einer unbändigen Flut über ihren Rücken ergossen. „Ich weiß nicht, was du mit solchen Lügen bezweckst.“
Alex lehnte sich gefährlich ruhig in seinem Stuhl zurück und betrachtete ihr unglückliches und empörtes Gesicht aus dunklen durchdringend blickenden Augen.
Sarah schlug mit der Faust auf den Tisch, zu verwirrt, um einen klaren Gedanken zu fassen. „Auf keinen Fall hätte meine Schwester sich auf eine Affäre mit einem verheirateten Mann eingelassen!“
Tränen des Zorns und der Verwirrung standen in ihren Augen, und als sie die Hand hob, um sie wegzuwischen, stieß sie ihr Weinglas um. Ohne sich darum zu kümmern, warf sie Alex einen vernichtenden Blick zu.
„Deine Schwester hat Damon erst durch Androula kennengelernt.“
„Das kann nicht sein! Callie war nie in ihrem Leben in Griechenland!“ Sarah schluchzte fast. Ihr ganzes Inneres war in Aufruhr. Wie konnte er Callies Andenken so in den Schmutz ziehen? Damon musste immer wieder gelogen und alle Schuld auf sie geladen haben.
„Ich habe Beweise.“
„Beweise?“
Alex stand auf und ging durch den großen Raum, ein Muster an Selbstbeherrschung und Autorität. An der Tür blieb er stehen. „Kommst du mit, oder hast du Angst, du könntest danach diese Farce nicht mehr aufrechterhalten?“
Sarah biss die Zähne zusammen, verzweifelt um Selbstbeherrschung bemüht. „Vor deiner Art von Beweisen fürchte ich mich bestimmt nicht!“, versicherte sie ihm.
Mit langen Schritten durchquerte er die Halle, und Sarah musste fast rennen, um ihm zu folgen. Alex betrat einen Raum mit hohen Bücherregalen, offensichtlich die Bibliothek. Er drückte auf eine Verzierung an einer Holzverstrebung, und mit weit geöffneten Augen beobachtete Sarah, wie das Regal zurückschwang und eine Öffnung in der Wand freigab.
„Ich bewahre die Beweise im Safe auf“, erklärte er.
Sarah blieb neben dem Schreibtisch stehen. Mit feuchten Händen strich sie sich über den Rock und hob das Kinn. Sie fürchtete sich nicht – nein, er konnte ihr nichts zeigen, was ihr Vertrauen in ihre verstorbene Schwester erschüttern würde!
Dennoch verkrampfte sich ihr Magen vor Nervosität und Unbehagen. Damon war verheiratet gewesen – von Anfang an! Das allein war ein Schock für sie. Aber noch schockierender war, dass Alex anscheinend glaubte, Callie und sie hätten es gewusst!
Alex warf mehrere Fotos auf die Platte des zierlichen Schreibtischs am Fenster. „Die wurden in Oxford aufgenommen. Androula und die Kinder haben Damon dort für einige Wochen besucht.“
Sarah betrachtete das erste Foto, und es war, als versetze ihr jemand einen Schlag. Callie stand neben einer jungen dunkelhaarigen Frau, und jede hielt ein Mädchen an der Hand, das eine noch ein Kleinkind, das andere vielleicht vier oder fünf Jahre alt.
Mit seinem schlanken Zeigefinger stieß Alex das Foto beiseite und breitete die anderen vor ihr aus. Callie war auf allen zu sehen, wie sie mit den Kindern spielte. Auf dem letzten saß sie neben Damon auf einer Hollywoodschaukel, jeder ein Kind auf dem Schoß. Sarah wandte den Kopf ab.
„Andy verlor eine meiner Nichten in einem Geschäft, und deine Schwester fand sie. So haben sie sich kennengelernt“, erklärte Alex verächtlich. „Andy machte den Fehler, sie zum Essen nach Hause einzuladen – und ihr für ein oder zwei Abende die Kinder anzuvertrauen. Und als Andy nach Griechenland zurückkehrte, hatte deine Schwester freie Bahn.“
Callie hatte die ganze Zeit gewusst, dass Damon verheiratet war, sie hatte seine Frau kennengelernt, die ihr vertraute, sie hatte mit ihren Töchtern gespielt … Diese Tatsache versetzte Sarah einen solchen Schock, dass sie vor Schmerz und Schuldbewusstsein keine Worte fand. Oh nein, wo hatte sie bei Callies Erziehung versagt? Wo war Callies Gewissen gewesen, als sie sich auf diese Affäre einließ?
„Sie war erst achtzehn – sie liebte ihn wirklich.“ Sarah sprach mehr zu sich selbst als zu Alex, versuchte, ihre geliebte Schwester zu verteidigen. „Und er hat sie noch darin bestärkt. Als ich Damon zum ersten Mal begegnete, sagte er, er wolle sie heiraten …“
„Damon behauptet, nie von Heirat gesprochen zu haben.“
„Dann hat er gelogen – aber sie auch!“, gab Sarah schmerzerfüllt zu. „Wann hat Damon geheiratet?“
„Er war neunzehn und Andy achtzehn. Ich war damals sehr dagegen.
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