Das Beste aus 40 Jahren
du wirst die Mädchen nicht zum Weinen bringen, wenn du erwachsen bist, nicht wahr?“ Sie seufzte. „Ich möchte, dass du ein echter Mann bist – empfindsam, liebevoll und romantisch. Lass dir nur nichts anderes einreden …“
„Ist dies eine private Lehrstunde, oder kann man sich noch beteiligen?“
Sarah erstarrte, als ihr Blick auf Alex’ Schuhe fiel. War es schon so spät? Sonst achtete sie immer darauf, rechtzeitig zu verschwinden, bevor Alex das Kinderzimmer betrat. Überhaupt hatte sie bemerkenswerte Fähigkeiten entwickelt, um ihm aus dem Weg zu gehen. Das war gar nicht so schwierig, denn Alex hatte feste Gewohnheiten und besuchte seinen Neffen immer zur gleichen Zeit.
Sie errötete und fühlte sich sehr unbehaglich, zumal Alex aus dieser Perspektive noch bedrohlicher wirkte als sonst. Schnell sprang sie auf und fuhr sich mit den Händen nervös über ihr T-Shirt, das noch feucht von Dimis Bad war. Dabei fiel ihr ein, dass sie keinen BH trug.
„Als liebevoller, romantischer Junge würde er leichte Beute für jeden Goldgräber in ganz Europa“, sagte Alex sarkastisch.
„Das verstehe ich nicht“, erwiderte sie hilflos. „Er kann doch trotzdem intelligent und vorsichtig sein …“
„Wohl kaum.“ Alex stieß laut den Atem aus. „Sieh mich an.“
Sarah schluckte und gehorchte. Und wie sie befürchtet hatte, wurden ihr die Knie weich. Seine goldbraunen Augen brachten ihre Welt ins Wanken, sie konnte nicht mehr klar denken, und ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Sie hatte so hart gegen diese Gefühle angekämpft, und doch war sie dagegen machtlos. Es war schrecklich: Ihr ganzes Leben war sie stolz auf ihre Selbstbeherrschung gewesen – nur um von einem Mann eines Besseren belehrt zu werden.
Von Tag zu Tag erschien Alex ihr wunderbarer. Sie suchte nach Fehlern und fand keine. Sie redete sich ein, dass er ihren Vorstellungen vom perfekten Mann in jeder Hinsicht widersprach, und dennoch war sie so erregt, so unsicher wie ein Teenager, sobald Alex in ihre Nähe kam!
Nein … Nie hätte sie erwartet, dass sie die Kontrolle über ihre Gedanken und Gefühle je so vollständig verlieren könnte. In einer Nacht hatte Alex das geschafft – lieber Himmel, was würde das nächste Mal erst geschehen? Verzweifelt sagte sie sich, dass Alex seine Rache gehabt hatte, indem er mit ihr geschlafen und ihr damit sozusagen die Verfügung über ihren eigenen Körper entzogen hatte. Warum, um alles in der Welt, sollte er das noch einmal tun?
Doch dann merkte sie, dass Alex’ Augen plötzlich wie schimmerndes Gold funkelten und dass er sie langsam und intensiv von Kopf bis Fuß betrachtete. Sie war mit einem Mal alarmiert. Mühsam riss sie den Blick von ihm los und senkte den Kopf, doch das war ein Fehler – denn da fiel ihr erst recht auf, dass Alex erregt war.
Das Blut schoss ihr in die Wangen, und sie musste sich zwingen, nicht auf Alex’ beängstigend enge Hose zu sehen. Stattdessen bückte sie sich schnell, nahm Dimi auf den Arm und legte ihn in sein Bettchen zurück.
„Ich habe heute früher Schluss gemacht … Wir könnten zusammen essen“, schlug Alex langsam, fast bedrohlich vor.
Es war unschwer zu erraten, was er sich als Nachtisch vorstellte. Sarah kämpfte gegen widerstreitende Gefühle an: heiße Erregung, gefolgt von Scham und Selbstverachtung. Die Vorstellung, dass Alex sie wieder berühren könnte, brachte ihre Nerven zum Vibrieren, machte sie schwindlig vor Begierde und erinnerte sie doch gleichzeitig an ihre eigene Schwäche.
„Ich habe schon gegessen.“ Da Alex in den zwei Wochen ihrer Ehe nicht einmal zum Abendessen zu Hause gewesen war, hatte Sarah meist allein in ihrem Zimmer gegessen. Die kalte Pracht des Esszimmers, das Personal, das sich eifrig um sie bemühte und durch kleine Gesten Mitgefühl mit dieser vernachlässigten Braut zeigte – es war einfach zu viel für sie.
Entgegen ihren Befürchtungen war das Verhältnis zum Personal erstaunlich gut. Sarah, die nie in ihrem Leben mit Dienstboten zu tun gehabt hatte, wurde verwöhnt wie eine Prinzessin.
„Du könntest mir Gesellschaft leisten“, unterbrach Alex sanft das gespannte Schweigen.
Sarah erschauerte, wollte flüchten – und gleichzeitig bleiben.
„Und wenn ich dich bitte …?“, fügte er heiser hinzu.
Mistkerl, dachte sie erbittert. Zwei Wochen lang hatte er sie völlig übersehen, aber sobald er Lust auf Sex verspürte … Und dennoch erregte sie dieser Mann unbeschreiblich – lieber Himmel,
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