Das Beste aus 40 Jahren
wie erniedrigend! Am liebsten hätte sie sich unter die Dusche gestellt und dieses unangenehme Gefühl von sich abgewaschen.
Alles Blut wich ihr aus dem Gesicht, und sie fasste sich mit bebender Hand an die schmerzende Schläfe. „Ich habe Kopfschmerzen“, sagte sie, und das entsprach der Wahrheit. Die andauernde Spannung machte ihr zu schaffen.
Sie schrie erschrocken auf, als Alex sie unvermittelt hochhob. „Was soll das?“, keuchte sie.
„Du musst dich hinlegen …“
„Nein! Ich brauche frische Luft – einen Spaziergang!“, stieß sie hervor.
An der Tür des Kinderzimmers blieb Alex stehen und sah aus golden schimmernden Augen auf sie hinunter, und trotz all ihrer Bemühungen spürte Sarah, wie sie sich entspannte und schwach wurde. Die Hitze, die er ausstrahlte, das Gefühl seiner Arme um sie, der unvergessliche Duft seiner Haut … „Lass mich runter“, flüsterte sie und bemühte sich, seinem Blick nicht zu begegnen.
„Du bist einfach übermüdet. Warum hast du nicht eine andere Kinderfrau angestellt, wie ich dir geraten habe?“
Nanny Brown hatte drei Tage nach der Hochzeit gekündigt. Sie war so unvorsichtig gewesen, Alex zu sagen, seine morgendlichen Besuche im Kinderzimmer störten Dimis geregelten Tagesablauf. Zwischen den beiden war es zu einer lautstarken Auseinandersetzung gekommen, an deren Ende Nanny Brown erbost erklärte, er brauche ihr nicht zu kündigen, sie gehe aus eigenem Antrieb, zumal sie ein sehr gutes Angebot von einer gräflichen Familie habe.
„Unsinn …“ Sarah verlor sich in den Tiefen seiner Augen.
Alex stöhnte auf und küsste sie so unvermittelt und leidenschaftlich, dass sie im ersten Moment erschrocken zurückzuckte. Er ließ seine Zunge zwischen ihre Lippen gleiten, erforschte ihren Mund, und eine heiße Flamme der Erregung durchfuhr ihren Körper und ließ sie schwach vor Verlangen werden.
Die Welt drehte sich um sie, hinter ihren geschlossenen Lidern blitzten bunte Lichter auf. Unwillkürlich hob sie die Hand und griff in sein dichtes schwarzes Haar. Nach zwei langen Wochen des Nichtbeachtetwerdens fühlte sie sich endlich wieder lebendig.
Plötzlich gab Alex ihren Mund frei, die Miene hart und finster. Er wirkte erschüttert, frustriert, zornig. „Was, zum Teufel, machst du mit mir?“, stieß er heiser hervor und machte sich so plötzlich von ihr frei, dass sie sich gegen die Wand lehnen musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
„Ich?“, brachte sie mühsam heraus, unvermittelt aus ihrer Erregung und Leidenschaft gerissen.
Alex atmete schnell. Er ließ den Blick über ihre aufgerichteten Brustspitzen gleiten, die sich unter dem T-Shirt abzeichneten, und fluchte laut.
Schritt für Schritt wich Sarah vor ihm zurück, als könnte jede plötzliche Bewegung seine verrückte und völlig unverständliche Laune zum Überkochen bringen. Erst auf dem Treppenabsatz wagte sie, sich umzudrehen. Alex war ins Kinderzimmer zurückgegangen, und sie wünschte sich, sie könnte hinter ihm herspionieren, wie er es bei ihr tat. Ob er wohl in Babysprache mit Dimi redete? Oder erzählte er ihm etwa schon von Annehmlichkeiten des männlichen Lebens, den Frauen, den Eroberungen?
Sarah sank auf ihr Bett. Sie wusste, dass sie Alex unrecht tat. Doch sie war einfach nicht darauf vorbereitet, dass er sich so für seinen Neffen interessierte. Widerwillig musste sie zugeben, dass sie Alex auch in diesem Punkt falsch beurteilt hatte. Er schien seine Aufgabe als Dimis Vater sehr ernst zu nehmen und seinen Neffen aufrichtig zu lieben. Tatsächlich hatte Alex viele gute Charakterzüge an sich, nur machte er sich nicht die Mühe, sie seiner ungewollten Frau gegenüber zu zeigen.
Sarah stöhnte auf, als sie merkte, dass sie ihr Buch unten vergessen hatte. Alex war sicher noch im Kinderzimmer.
Doch er war nicht bei Dimi. Auf dem Treppenabsatz hörte Sarah Viviens wütende Stimme durch die angelehnte Tür der Bibliothek.
„… nicht meine Angelegenheit, dass du nicht an deine Frau und dein Kind denkst? Wenn du glaubst, ich sehe zu, wie du dieses Mädchen demütigst, Alex …“
„Du redest von Dingen, von denen du nichts weißt“, erwiderte Alex eiskalt.
„Dein Vater war immer diskret – er hat mich nie in der Öffentlichkeit blamiert …“
„Das ist mehr, als man von dir sagen kann“, fuhr Alex sie an.
„Es tut mir leid, dass du dich daran erinnerst …“ Viviens Stimme klang erstickt.
Wie erstarrt stand Sarah auf der Treppe und lauschte, doch sie konnte
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