Das Beste aus 40 Jahren
Zeit würden die Leute sicher glauben, ich sei wie Mr Rochesters verrückte Frau, die er auf dem Dachboden gefangen hält, die nie jemand sieht …“
„Mr Rochesters – was?“
„ Jane Eyre – vielleicht hast du das Buch nicht gelesen.“
„Ich halte dich nicht auf dem Dachboden gefangen“, stieß Alex hervor, plötzlich wieder wütend.
„Nein, aber ich glaube auch nicht, dass du unbedingt mit mir angeben willst.“ Sarah hob das Kinn, um Alex zu verstehen zu geben, dass diese Tatsache sie nicht traf.
„Ich schäme mich deiner nicht.“ Dunkelrote Flecken brannten auf Alex’ Wangen.
Sarah hatte das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben. Zur Hölle mit Vivien, dachte sie. „Seien wir doch mal ganz ehrlich: Ich weiß, dass dir der Gedanke, mich in der Öffentlichkeit vorzuzeigen, unangenehm ist …“
„Unsinn!“ Alex warf ihr einen wütenden Blick zu. „Was für ein blödsinniger …“ Er stieß ein sehr unfeines Wort hervor, und Sarah zuckte zusammen. Mit einer Hand fuhr er sich hilflos durch das schwarze Haar. „Es tut mir leid“, sagte er schließlich. „Aber ich habe dir keinen Anlass gegeben, mir das vorzuwerfen.“
Sarah lachte gezwungen. „Wir haben zur ungewöhnlichsten Zeit in der finstersten Ecke Londons geheiratet, und im Flughafengebäude bist du drei Schritte vor mir hergegangen …“
„Vor zwei Wochen war ich noch sehr ärgerlich. Ich wollte sichergehen, dass du deinen Hochzeitstag nicht genießt.“
„Das habe ich auch nicht.“ Sarah betrachtete ihre Hände in dem Bewusstsein, dass dieser Moment sehr wichtig war, aber sie wusste nicht, ob sie Alex gegenüber ehrlich sein konnte. „Hör zu – ich weiß, wie man ein Besteck benutzt, weil ich als Kellnerin in einem Hotel gearbeitet habe. Ich habe auch schon Flure geputzt und überhaupt alle möglichen Jobs gemacht. Ich wäre zufrieden damit, sozusagen auf dem Dachboden zu bleiben, solange ich Dimi habe. Ich möchte nicht, dass du bei jeder Gelegenheit fürchten musst, dich mit mir zu blamieren …“
„Du blamierst mich nicht“, erklärte Alex ruhig. „Eine so schöne Frau wie du könnte keinen Mann blamieren.“
Sarah stöhnte auf. „Alex, was soll das? Wir wissen beide, dass wir aus völlig verschiedenen Welten kommen, und wir hätten uns nie getroffen, wenn es Dimi nicht gäbe …“
„Aber wir haben uns getroffen und geheiratet“, unterbrach Alex sie ungeduldig.
Sarah zog die Nase kraus. „Du kannst dich jederzeit scheiden lassen …“
„Das würde dir gefallen, nicht wahr?“, schlug Alex feindselig zurück.
Sie war so müde, und in ihrem Kopf hämmerte es wieder. Ratlos ließ sie sich zurücksinken. Mit Alex konnte man nicht so reden wie mit anderen Leuten. Sie hatte das Gefühl, sich auf einer ständigen Gratwanderung zu befinden, immer auf der Hut vor seinem unberechenbaren Temperament.
„Eine Trennung?“, versuchte sie es schwach. „Ich würde mir in der Nähe ein Haus suchen, und du könntest Dimi sehen, wann immer du willst …“
„Nein.“ Es klang entschlossen, endgültig, wütend, weil sie überhaupt so etwas vorschlagen konnte.
Sarah ließ nicht locker. „Warum nicht? So, wie wir in diesem riesigen Haus leben, könnten wir genauso gut getrennt sein.“
„Das wird sich ändern.“ Sie spürte den intensiven, abschätzenden Blick seiner funkelnden Augen auf sich gerichtet. „Vielleicht wirst du ruhiger, wenn du erst ein eigenes Kind hast.“
„Ein eigenes Kind?“, wiederholte Sarah, plötzlich hellwach.
„Warum nicht?“, fragte Alex kühl und herausfordernd, einen drohenden Unterton in der Stimme. „Du bist geradezu besessen von Dimi, und das ist nicht gut. Für dich existiert die Welt außerhalb des Kinderzimmers doch gar nicht.“
„Und warum stört dich das?“, fragte sie, ehrlich verwirrt.
Alex verdrehte ungeduldig die Augen und atmete tief durch, bevor er auf das Bett zustürzte und ihr die Decke wegriss.
„Alex!“, keuchte sie, und im nächsten Moment fühlte sie sich von seinen starken Armen aufgehoben. „Du kannst deine Kopfschmerzen heute Nacht in meinem Bett auskurieren – und in allen kommenden Nächten“, erklärte er wild.
„Lass mich runter!“, rief sie wütend. „Bist du verrückt?“
Alex sagte etwas auf Griechisch, stieß die Tür auf und trug sie den Flur entlang. Sarah wehrte sich mit Händen und Füßen, doch vergeblich. „Ja, du bist verrückt“, schrie sie lauthals heraus. „Ich biete dir die Scheidung an, die du doch haben
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