Das Beste aus 40 Jahren
primitive Eifersucht hatte ihn getrieben zu beanspruchen, was er als sein Eigentum betrachtete.
Doch Anastasia gehörte nicht mehr zu ihm.
Sie hatte ihn verlassen, er hatte sie gehen lassen.
Weil seine Eifersucht ihn so blind gemacht hatte, dass er keine andere Möglichkeit in Betracht gezogen hatte.
Hatte er vielleicht deshalb dem Ansinnen der Ärzte so rasch nachgegeben und Anastasia geholt, weil er insgeheim auf eine zweite Chance hoffte?
Rico atmete tief durch und blickte sein Spiegelbild an. Ja, von dem Moment an, als er gehört hatte, Chiara habe Anastasias Namen geflüstert, war ein Wiedersehen unvermeidlich gewesen. Und ebenso unvermeidlich, dass sie gemeinsam im Bett landen würden. Sie konnten der Chemie zwischen ihnen einfach nicht widerstehen.
Unwillkürlich erinnerte er sich an das erste Rendezvous. Er hatte Anastasia in seinen palazzo in Rom zum Abendessen eingeladen. Sie hatte immer wieder betont, dass sie nicht lang bleiben, sondern die Nacht allein in ihrem Hotelzimmer verbringen würde, doch es hatte ihren Worten an Überzeugungskraft gefehlt – was ihnen beiden klar gewesen war.
Ihr Schicksal war in dem Moment besiegelt, als sie sich im Foyer des Firmensitzes in die Augen sahen. Schon da war klar gewesen, dass sie Sex miteinander haben würden, es war nur eine Frage der Zeit.
Er hatte den Moment der Vereinigung herbeigesehnt. Und als er dann feststellte, dass Anastasia noch Jungfrau war, wurde ihm sofort klar, er würde sie nie mehr gehen lassen. Er wollte sie immer bei sich haben – und deshalb bot er ihr an, was er noch keiner Frau angeboten hatte: die Ehe.
Obwohl er Anastasia alles gegeben hatte, was sie sich nur wünschen konnte, war es offensichtlich nicht genug gewesen. Daran zu denken hinterließ einen bitteren Geschmack in seinem Mund.
Er hatte immer gedacht, es gebe kein Zurück. Nun war er sich nicht mehr sicher, was bewies, dass er ein Narr war. Obwohl er von Anastasias Treulosigkeit wusste, war er noch immer an sie gefesselt.
Zynisch lachte Rico auf. Warum eigentlich sollte ich mich beherrschen? fragte er sich plötzlich. Anastasia war noch immer seine Frau! Mit ihr zu schlafen war noch immer sensationell, und es war ganz offensichtlich, dass sie ihn ebenso sehr begehrte wie er sie. Es war daher absolut logisch, dass sie das Zusammensein genossen.
Es war doch überhaupt die beste Beziehung: keine leeren Versprechungen, kein albernes Liebesgeflüster, kein Gefühlsballast – nur leidenschaftlicher Sex zwischen zwei Menschen, die dasselbe wollten.
Sobald Chiara völlig gesund war, würde er Anastasia wieder verlassen. Ohne einen Blick zurück, ohne Bedauern … und diesmal endgültig.
Nachdem er sich alle Fakten so zurechtgelegt hatte, dass sein Gewissen beruhigt war – und er keine moralischen Bedenken mehr zu haben brauchte, das eben Geschehene zu wiederholen –, griff Rico zufrieden nach dem Rasierer.
7. KAPITEL
Als Anastasia am nächsten Morgen aufwachte, stellte sie mit einem Blick fest, dass sie allein geschlafen hatte. Das Kissen neben ihrem war unberührt, dafür waren die auf dem schmalen Sofa am anderen Ende des Zimmers zerwühlt.
Rico muss mich ja sehr verabscheuen, wenn er eine scheußlich unbequeme Nacht auf der Couch dem Schlaf an meiner Seite vorzieht, dachte Anastasia bedrückt.
Was hatte sie denn erwartet? Von einem liebevollen Kuss geweckt zu werden?
Nein, wirklich nicht!
Um Liebe war es letzte Nacht nicht gegangen.
Rico war ein heißblütiger Mann. Weshalb, so dachte er wahrscheinlich, sollte er auf körperliche Befriedigung verzichten, nur weil er gezwungenermaßen mit seiner Frau vorübergehend zusammenlebte – auch wenn die Scheidung nur noch eine Frage der Zeit war.
Sie stand auf und verzog das Gesicht, als sie Schmerzen an Stellen empfand, die sie im vergangenen Jahr nicht mehr gespürt hatte. Rasch begab sie sich ins Bad. Das lange Duschen gestern Nacht schien Rico geholfen zu haben. Vielleicht nutzte ihr dieselbe Therapie ja auch.
Anschließend ließ sie sich beim Anziehen viel Zeit, denn sie hatte keine Lust, Rico zu sehen. Sie bezweifelte, dass sie die Rolle der liebenden Ehefrau überzeugend spielen würde. Vielleicht war er ja mit dem Frühstück fertig und bereits in seinem Arbeitszimmer, wenn sie ein bisschen trödelte.
Leider hatte sie nicht so viel Glück. Er saß auf der Terrasse und sah so unverschämt attraktiv und munter aus, als hätte er die ganze Nacht lang ungestört geschlafen, statt nur wenige Stunden auf
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