Das Beste aus 40 Jahren
vorgeworfen, er sei viel zu ernst. War das ein Wunder nach dem, was er durchgemacht hatte?
Plötzlich sprang sie auf und warf ihm einen herausfordernden Blick zu. „Kommst du mit schwimmen?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, lief sie zum Wasser und hechtete elegant hinein. Es war so kalt, dass sie vor Schock leise aufschrie, als es über ihren Schultern zusammenschlug.
Rico, der dicht hinter ihr war, lachte und fasste sie um die Taille.
„Nein, tauch mich nicht unter!“, flehte sie und hielt sich an ihm fest. „Das Meer ist eiskalt!“
Das war es natürlich nicht, sondern herrlich erfrischend, aber sie geriet nun mal in Panik, wenn man sie hinterrücks untertauchte.
„Es ist ja auch erst Frühsommer“, meinte Rico sachlich. „In ein, zwei Wochen wird das Wasser angenehm sein. Jetzt kommt es dir auch deshalb kalt vor, weil du erhitzt bist … von der Sonne. Und die Brise kühlt deine nasse Haut, also wäre es besser, du bleibst unter Wasser!“
Seine dunklen Augen glitzerten, und ihr war klar, was er vorhatte. Rasch versuchte sie, sich von ihm zu lösen, aber bei seiner überlegenen Kraft hatte sie keine Chance zu entkommen.
Unerbittlich hob er sie hoch und hielt sie fest, während sie ihn anflehte, sie nicht fallen zu lassen. Er ließ sie tatsächlich nicht fallen … er warf sie absichtlich ins Wasser.
Prustend und strampelnd tauchte sie gleich darauf wieder auf. „Das wirst du mir büßen!“, rief sie und stürzte sich lachend auf Rico. Er ließ sich auf den Rücken fallen und begann ebenfalls zu lachen.
„Pfui Teufel, ich glaube, ich habe das halbe Mittelmeer geschluckt“, beklagte Anastasia sich und rieb sich die Augen. „Jetzt reicht es, Rico!“
„Ergibst du dich?“
„Niemals!“ Noch immer lachend, funkelte sie ihn gespielt drohend an. „Ich warte nur noch ein bisschen, um dich in Sicherheit zu wiegen, und dann räche ich mich fürchterlich an dir.“
„Das werden wir ja sehen“, erwiderte er und kam näher zu ihr.
„Nein, nicht! Mir wird übel, wenn ich noch mehr Salzwasser schlucke.“ Sie versuchte zu fliehen, war aber nicht schnell genug.
Diesmal tauchte er sie allerdings nicht unter, sondern zog sie eng an sich und sah ihr mit einem unergründlichen Ausdruck tief in die Augen.
„Das erinnert mich an unsere Flitterwochen“, bemerkte Rico leise.
Ja, genau daran hatte auch sie gerade gedacht. Aber sie wollte es nicht. Sie wollte die Vergangenheit nicht wieder aufleben lassen. Sie war nur hier, um Chiaras Genesung zu fördern … und nur seiner Schwester zuliebe inszenierte Rico diese Komödie einer glücklichen Ehe!
„Damals hast du oft und gern gelacht“, bemerkte er und strich ihr das nasse Haar aus der Stirn. „Und oft genug im falschen Moment. Deine gute Laune war wirklich mitreißend.“
Ihr fiel es schwer zu atmen, weil er ihr so nahe war. „Du hast damals auch noch öfter gelacht – zumindest während der Flitterwochen.“
Sanft umfasste er ihr Gesicht. „Und was ist dann passiert?“
„Du meinst, wann wir aufgehört haben zu lachen?“ Daran zu denken tat weh. „Ich glaube, als wir nach Rom zurückgekehrt sind. Du hast gearbeitet, ich auch. Wir hatten beide Stress …“
„Der in deinem Fall nicht nötig gewesen wäre, weil du ja nicht arbeiten musstest “, unterbrach er sie.
„Verdammt, Rico!“ Anastasia löste sich von ihm und funkelte ihn an. „Fang nicht wieder damit an! Ich wollte arbeiten. Malen ist Teil meiner Persönlichkeit – wie du von Anfang an gewusst hast.“
„Ich habe dir nie verboten zu malen.“
„Du hast mich aber auch nicht dazu ermutigt! Du wolltest nicht, dass auch andere meine Bilder bewundern. Du wolltest vor allem nicht, dass auch ich Karriere mache und Erfolg habe.“
Er schüttelte verständnislos den Kopf. „Wozu brauchtest du die? Es hat doch nur noch mehr Stress verursacht. Unnötigen Stress.“
„Deswegen habe ich ja auch ständig zurückgesteckt. Du warst schon immer ein Egoist und hast nur an deine Bedürfnisse gedacht, aber was war mit meinen? Ich brauchte unbedingt eine sinnvolle Beschäftigung. Es ist nicht mein Stil, dekorativ herumzusitzen und zu warten, dass der Ehemann nach Hause kommt und vielleicht Lust auf Sex hat.“
Rico verspannte sich. „So war es nicht!“
„Doch, genau so! Als du mich geheiratet hast, wusstest du, wie ich bin. Und trotzdem hast du irgendwie erwartet, dass ich mich total ändere, sobald ich deine Frau war – dass ich mich in eine perfekte italienische Ehefrau
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