Das Beste aus 40 Jahren
Stich gab. „Steig ab, damit wir essen können.“
Brüsk ließ er das Pferd los, wandte sich ab, und Dianne glitt mit weichen Knien zu Boden. Die beiden Stuten begannen, Seite an Seite auf dem dichten Rasen zu grasen, und Dianne folgte Manoel zur Cabane. Er riss die Tür auf und verschwand im Innern der Hütte. Sie spähte zaghaft hinein.
Nach dem strahlenden Sonnenschein draußen wirkte der kleine Raum düster. Doch bald hatten ihre Augen sich an das Licht gewöhnt. Sie sah Manoel an einem roh gezimmerten Holztisch sitzen und einen Laib dieses besonderen Brotes anschneiden. Die Cabane war, obwohl unbewohnt, fleckenlos sauber, und Dianne vermutete, dass sie gelegentlich Besucher beherbergte.
Manoel blickte auf und entdeckte sie, die in abwehrender Haltung am Türpfosten lehnte. Der spöttische Ausdruck seiner Augen war beinahe unerträglich. Seine Hände, die das Messer handhabten, waren tiefbraun, mit schmalen Fingern und sehr männlich. Es war beinahe unvermeidbar, dass sie sich fragte, wie es wäre, wenn diese braunen Hände sie wieder umfingen.
Damals hatte sie sich nach seinen Zärtlichkeiten gesehnt, war glücklich gewesen, wenn sie spürte, wie sehr er sie brauchte und nach ihr verlangte. Heute fürchtete sie sich vor ihm …
Neben dem Brot lagen ein Stück Käse und ein Klumpen Butter, und vor Manoel stand eine Flasche Wein.
„Komm, halte mit“, sagte er und wies auf zwei Plastikbecher. Dianne schenkte sich Wein ein und trank durstig, obwohl sie eigentlich fest entschlossen gewesen war abzulehnen. Über den Rand des Bechers hinweg betrachtete sie abschätzend den Raum.
Neben einer leeren Feuerstelle stand eine rauchgeschwärzte Pfanne, am anderen Ende der Hütte befand sich eine enge Nische mit ein paar schmalen Bettstellen. Dort gab es keine Sprungfedermatratzen, sondern nur jeweils ein hartes Brett, auf das man einen Strohsack legen konnte. Dianne vermochte kaum zu glauben, dass in solchen Hütten tatsächlich Menschen gewohnt und ihre Kinder großgezogen hatten.
Manoel war mit dem Brotschneiden fertig, legte das Messer weg und griff nach der Weinflasche. Er trank nicht weniger durstig als Dianne, wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab und wies mit dem Kopf durchs Fenster auf einen Brunnen hinter dem Haus.
„Das Wasser ist frisch“, sagte er obenhin, „wenn auch ein bisschen brackig. Aber man kann sich, wenn man will, wunderbar abkühlen.“ Er schenkte sich Wein nach. „Ich rate dir ab, es zu trinken, es sei denn, du sehnst dich nach einer tüchtigen Magenverstimmung. Das musst du selbst entscheiden.“ Er sprach so ironisch, dass Dianne beinahe unbewusst die Hände ballte. Er reizte sie absichtlich und wusste bestimmt, wie schwer es ihr fiel, auch nur rein äußerlich Ruhe zu bewahren.
Am besten war es wohl, wenn sie ihn so weit wie möglich ignorierte. Sie strich sich Butter auf das würzig frische Brot und schnitt sich ein Stück Käse ab. Eigentlich war sie gar nicht so hungrig, doch das brauchte er nicht zu wissen. Manoel sah sie einen Augenblick fest an, verschwand dann mit einem Achselzucken ins Freie, und sie war allein.
Sie setzte sich auf die Tischkante, ließ die Beine baumeln und aß, wobei sie jeden Bissen mit einem Schluck Wein hinunterspülte. Sie fragte sich, wohin Manoel gegangen sein mochte. Der Wein stieg ihr zu Kopf. Sie fühlte sich regelrecht beschwipst und fand, dass es ihr an der frischen Luft bestimmt besser gehen würde. An der Tür stieß sie mit Manoel zusammen, der eben wieder hereinkommen wollte. Er trat höflich zur Seite, um sie vorbeizulassen.
Draußen ging sie vorsichtig um die Hütte herum, entdeckte neben dem Brunnen einen Eimer, holte Wasser herauf und wusch sich gründlich das Gesicht. Nur gut, dass sie sehr wenig Make-up aufgelegt hatte, sonst hätte sie jetzt womöglich wie ein Regenbogen ausgesehen. Doch sie wusste von früher her, dass man mit Kosmetika hier nicht viel anfangen konnte.
Sie trocknete das Gesicht mit einem Taschentuch ab. Ihr war jetzt viel wohler, aber heiß war es immer noch, und sie öffnete den dritten Knopf ihrer Bluse. Dann hob sie mit einer unbewusst herausfordernden Geste den dicken Haarknoten, damit auch ein wenig Luft an ihren Nacken kam. Plötzlich merkte sie, dass Manoel die Hütte wieder verlassen hatte und sie beobachtete. Sofort ließ sie die Arme sinken und erwiderte, völlig preisgegeben, seinen Blick.
Manoel ließ ihre Augen minutenlang nicht los. Dann kam er lässig über den struppigen Rasen auf sie zu
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