Das Beste aus 40 Jahren
verengten sich. „Versuche nicht, mich in meinem eigenen Spiel zu schlagen“, warnte er sie verächtlich. „Denke nur an das, was ich dir gesagt habe.“
Eine leichte Bewegung seines Handgelenks setzte die große Stute in Trab, und Dianne musste ihm, gezwungenermaßen, folgen.
Das Land war jetzt weniger morastig. Sie näherten sich dem Mas. In der Ferne sah Dianne bereits den Baumgürtel, der das Haus schützend umgab, und vor dem Baumgürtel die Corrals und Nebengebäude. Eine hauptsächlich aus jungen Stieren bestehende Herde wurde zu einem neuen Weideplatz getrieben. Die Gardiens lüfteten höflich die Hüte, als sie ‚le patron‘ – den Herrn – erblickten. Sie musterten Dianne mit unverhohlener Neugier.
Ihr schauderte, als ein paar von den jungen Stieren die Herde verließen und auf sie zukamen, aber Manoel wies sie an, zu bleiben, wo sie war. Er ritt auf die Tiere zu und scheuchte sie zurück in die Herde. Er war ein ausgezeichneter Reiter, doch Dianne schlug das Herz ganz hoch im Hals, als die schweren Stiere drohend die Köpfe senkten, bevor sie sich seiner Autorität unterwarfen.
Als Manoel ein paar Minuten später zu ihr zurückkam, wich sie seinen Augen aus. Er sollte nicht sehen, wie groß ihre Angst um ihn gewesen war. Es war nur ein weiteres Beispiel für die qualvollen Schmerzen, die sie leiden würde, wenn sie die Camargue verließ, und nicht einmal Jonathan war eine ausreichende Linderung für diesen Schmerz.
Sie näherten sich dem Mas St. Salvador zwischen Corrals und einer kleinen Arena, wo Dianne Manoel früher bei fingierten Kämpfen mit seinen Stieren beobachtet hatte. Platanen breiteten Schatten spendend ihre großen Blätter über die Straße und boten Schutz vor der heißen Nachmittagssonne. Näher beim Haus standen Tamarisken und Zypressen. Weil der Boden hier so fruchtbar war, hatte Madame St. Salvador in der Nähe des Hauses einen kleinen Garten angelegt, in dem sie Blumen und Gemüse zog. Sie war eine begeisterte Gärtnerin, das wusste Dianne noch, wenngleich ihre Erinnerung an Manoels Mutter immer mit Bitterkeit gefärbt blieb.
Als sie im Hof vor dem Hauptgebäude von den Pferden stiegen, war weit und breit niemand zu sehen. Dianne wagte es daher, sich interessiert umzuschauen. Das Haus war in dem für die Camargue typischen Stil erbaut, einstöckig und mit flachem Dach, aber es war größer als die meisten anderen, da im Laufe der Jahre immer wieder angebaut worden war. Die Fenster waren hoch und schmal und mit festen Läden versehen, die im Winter, wenn der eisige Mistral wehte, geschlossen und verriegelt wurden.
Dianne blickte zu Manoel hinüber, der die Pferde zu einem Wassertrog am anderen Ende des Hofes geführt hatte und jetzt mit langen, lässigen Schritten zu ihr zurückkehrte. Er blieb neben ihr stehen und blickte sie durchdringend an.
„Nun?“, fragte er. „Ist alles unverändert geblieben?“
Dianne nickte. Sie wagte nicht zu sprechen, weil sie fürchtete, von ihrer Stimme im Stich gelassen zu werden. Manoel legte die Hand unter ihren Ellenbogen und führte sie die flachen Stufen hinauf in den schmalen Korridor, der das Haus in seiner ganzen Tiefe durchlief. Diesmal war seine Berührung zu viel für sie, und sie machte, um sich von ihm zu lösen, schnell ein paar hastige Schritte. In seinen grauen Augen erschien ein spöttisches Licht.
Sie brauchte ein paar Sekunden, um sich nach der hellen Sonne draußen an das Dämmerlicht des Korridors zu gewöhnen, der sie mit beinahe unangenehmer Kühle empfing. Dann öffnete Manoel eine Tür zu seiner Linken und drängte sie, nicht allzu sanft, in die riesige Küche.
Obwohl es draußen so heiß war, brannte ein Feuer unter dem Rost des großen, offenen Herdes, der Diannes Blick zuerst anzog. Danach bemerkte sie, dass sich noch jemand in dem Raum aufhielt. Eine Frau von Ende fünfzig war dabei, den Knochen aus einem Schinken zu lösen, ein kaum fünfzehnjähriges Mädchen half ihr bei der Arbeit. Dianne erkannte Madame St. Salvador sofort, obwohl auch sie, wie Manoel, viel älter aussah als vor drei Jahren.
Wie unter Zwang flog der Blick von Manoels Mutter zu Dianne herum. „Also hast du sie doch mitgebracht“, sagte sie heftig und ungehalten.
Sie sprach englisch, und Dianne vermutete, dass sie es tat, damit ihr ungebetener Gast jedes Wort verstand, das sie und ihr Sohn wechselten.
Manoel winkte lässig ab. „Wie du siehst“, stellte er trocken fest.
Madame St. Salvador säuberte sich mit einem feuchten
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