Das Beste aus 40 Jahren
Misstrauen, die im Farmhaus geherrscht hatte, war er rein und belebend.
Dianne spürte, wie ihr der Wind die Nadeln aus dem Haar zog, sodass es wie ein seidiges, schwarzes Tuch hinter ihr herwehte, doch sie achtete nicht darauf. Es war wunderbar, wieder frei zu sein.
Selbstverständlich begann Manoels schwarze Stute aufzuholen und tauchte, als sie durch einen flachen Étang trabten, an ihrer Seite auf. Manoel beugte sich zu ihr herüber und griff entschlossen nach ihren Zügeln. Dianne wich zur Seite aus und riss ihn fast aus dem Sattel. Als sie sich umdrehte, um zu ihm zurückzublicken, machte Melodie noch einmal kehrt und warf Dianne ab.
Der Augenblick, in dem sie durch die Luft flog, war schrecklich. Aber dann landete sie in weichem, hoch aufspritzendem Morast. Ihr erster Gedanke galt nicht dem Schmerz oder der Blamage, sondern ihrer cremefarbenen Hose und der purpurnen Bluse, die jetzt verdorben waren.
Zu wütend, um aufzustehen, blieb sie noch ein paar Sekunden liegen. Plötzlich war Manoel neben ihr, ließ sich vom Rücken der schwarzen Stute gleiten, ging in die Hocke und sah sie besorgt an.
„Dianne!“, rief er heiser. „Ist etwas passiert? Hab’ ich dir wehgetan?“
Auf einen Ellenbogen gestützt, blickte Dianne ihn verwirrt an. Der Ausschnitt ihrer Bluse klaffte auf und enthüllte die sanfte Rundung ihrer Brust. „Ich bin schmutzig, das ist alles“, antwortete sie hilflos, und ihre Feindseligkeit schmolz unter dem besorgten Ausdruck seiner Augen. Sie schüttelte den Kopf, und das Haar fiel ihr wie ein Vorhang über das Gesicht. „Ich glaube, ich habe mich närrisch aufgeführt, Manoel“, sagte sie. „Entschuldige bitte.“
„Oh Dianne!“ Manoel erhob sich brüsk und fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. „Um Himmels willen, steh auf!“
Dianne blickte zu ihm hoch. Sie war sich seiner Kraft, seiner beunruhigenden Männlichkeit und ihres schmerzlichen Verlangens nach ihm nur allzu eindringlich bewusst. Mit Absicht sagte sie: „Hilf mir doch, Manoel! Oder hast du Angst, dir die Hände schmutzig zu machen?“
Mit beherrschter Miene streckte Manoel den Arm vor. Dianne legte ihre heiße Hand in seine, die sich kühl anfühlte. Mühelos zog er sie in die Höhe, gab ihre Hand frei, drehte sich um und griff mechanisch nach Consuelos Zügeln.
Dianne krampfte sich die Kehle zusammen. Sogar sein Hinterkopf beunruhigte sie, und sie hatte das heftige Verlangen, die Arme um ihn zu schlingen und sich an ihn zu drücken.
Doch dann kehrte die Vernunft zurück. Sie zwang sich, an Jonathan und an das große Risiko zu denken, das es für sie bedeutete, Manoel auch nur nahe zu sein. Ein paar Sekunden lang hatte sie in Gefahr geschwebt, ihn zu etwas herauszufordern, das die Verachtung, die er für sie empfand, nur noch gesteigert hätte. Und wofür? Für eine Laune! Ein kurzes Verlangen, das vorübergehend alle anderen Überlegungen verdrängt hatte.
In diesem Augenblick drehte Manoel, der seine Selbstbeherrschung wiedergewonnen zu haben schien, sich um und sah sie verärgert an. „Bist du bereit?“, fragte er. Als sie langsam nickte, setzte er hinzu: „Gut. Dann reiten wir wohl am besten zum Mas zurück.“
„Zum Mas?“ Dianne war entsetzt. „Ich will nicht dorthin zurück.“
„Was denn? Willst du in diesem Aufzug in die Stadt?“ Seine Stimme klang kalt und gleichgültig.
Dianne blickte an ihrer schlammbespritzten Kleidung hinunter und fuhr sich über das unordentliche Haar. „Ich – eh – ich muss wohl, nicht wahr?“
Manoel zögerte und seufzte dann. „Reiten wir zur Cabane“, sagte er entschlossen.
„Gut“, erwiderte Dianne und musste daran denken, dass dieser unselige Sturz ihr qualvolles Beisammensein nun noch verlängerte.
„Allons! – Los denn!“
Manoel saß auf und hielt Melodies Zügel fest, während Dianne in den Sattel kletterte. Darauf gab er, ohne ein weiteres Wort, der schwarzen Stute die Sporen, und sie trabte anmutig über die Marsch.
Bis zur Cabane war es nicht weit, aber Dianne merkte kaum, wie die Zeit verging. Später wusch sie sich hinter der strohgedeckten Hütte im Brunnen, während Manoel hineinging, um sich etwas zu trinken zu holen. Ihre Hände und Arme waren bald wieder sauber, und sie sehnte sich danach, die Bluse auszuziehen, um sich Hals und Schultern waschen zu können. Doch sie wagte es nicht; sie gab sich damit zufrieden, ihre Bluse aufzuknöpfen, die Ärmel über die Schultern zu streifen und sich Hals und Nacken mit dem kühlen Wasser
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