Das Beste aus 40 Jahren
Lippen und wandte den Kopf. „Hallo, Yvonne“, sagte sie. „Ich habe von Ihrem Unfall gehört und – und es tut mir so leid. Aber Sie sehen sehr gut aus.“
Yvonne zog die dunklen Brauen hoch und warf Manoels Mutter einen kurzen Blick zu. „Warum sollte ich Ihnen leidtun, Mademoiselle?“, fragte sie kalt. „Sie haben sich doch sicher gefreut, als Sie hörten, dass ich ein hilfloser Krüppel bin.“
Dianne errötete. „Das ist nicht wahr!“, rief sie. „Jeder wäre entsetzt, wenn er so etwas erführe.“ Dann jedoch fügte sie herausfordernd hinzu: „Eins freut mich jedoch für Sie: dass die Schärfe Ihrer Zunge nicht gelitten hat, Yvonne.“
6. KAPITEL
Yvonne schnappte vor Entrüstung hörbar nach Luft. „Wie können Sie es wagen! Wie können Sie es wagen, hierherzukommen und so mit mir zu sprechen, Sie –“
„Um Gottes willen!“, warf Manoel ein und verdrehte die Augen. „Hört auf, aufeinander loszuhacken! Ich dulde es nicht.“ Er sah Dianne an. „Setz dich, Mutter hat Kaffee gemacht. Wir trinken eine Tasse, bevor wir aufbrechen, oui – ja?“
Dianne wusste, dass ihr kaum etwas anderes übrig blieb. Sie setzte sich daher gehorsam auf die lange Holzbank neben dem Herd. Obwohl es draußen so heiß war, blieb es in der Küche ziemlich kalt, und Dianne war für das wärmende Feuer dankbar.
Madame St. Salvador ging widerwillig zum Küchenbuffet, nahm Tassen und Untertassen heraus und stellte sie auf ein Tablett. Yvonne hielt Manoel am Arm fest und sprach in raschem Französisch auf ihn ein, wobei sie einen Dialekt benutzte, den Dianne nicht verstand. Auf diese Weise schloss sie mit Absicht, das wusste Dianne, die verhasste Engländerin von der Unterhaltung aus. Manoel hörte ihr aufmerksam zu, den Kopf ein wenig geneigt, die Hände auf dem Rücken lässig in den Hosenbund gesteckt.
Dianne beobachtete sie und fragte sich, warum sie noch nicht verheiratet waren, da ihre Ehe doch eine beschlossene Sache schien? Louise hatte ihr gesagt, Yvonne hätte den Unfall bereits vor drei Jahren gehabt. Ihre Anwesenheit hier auf dem Mas war auch ein Beweis dafür, dass ihre Beziehung zu Manoel sich nicht geändert hatte.
Ihr Herz krampfte sich zusammen. Wie waren Yvonnes Chancen, wieder gesund zu werden? Würde sie jemals wieder ein normales Leben, ein normales Eheleben führen können? Würde sie Manoel jemals einen Sohn schenken können, der die Linie der St. Salvadors fortsetzte? Dianne seufzte. Manchmal hatte sie gezweifelt, ob es auch wirklich recht war, Manoel nichts von Jonathan zu sagen.
Aber die Situation hier schloss die letzten Zweifel aus. Yvonne würde immer zwischen ihnen stehen. Gleichgültig wie unfreundlich und gehässig sie früher zu ihr gewesen war. Dianne durfte Yvonne nicht alle Zukunftshoffnungen zerstören.
Madame St. Salvador brachte ihr eine große Tasse dampfenden, aromatischen Kaffees. Er war stark und schwarz und genau das, was Dianne nach den Ereignissen dieses Nachmittags brauchte. Manoel entfernte sich von Yvonnes Rollstuhl, zündete sich eine Zigarre an und warf Dianne einen beunruhigend abschätzenden Blick zu. Sie erinnerte sich an das, was Gemma ihr aufgetragen hatte.
„Deine – deine Großmutter möchte dich noch einmal sehen, bevor wir aufbrechen“, sagte sie verlegen. „Ich habe vergessen, es dir gleich auszurichten.“
Manoel zögerte einen Augenblick und verließ dann die Küche. Mit Madame St. Salvador und Yvonne allein gelassen, fühlte sich Dianne mehr als unbehaglich. Furchtsam wartete sie auf den ersten Angriff, der so unvermeidbar war wie der Mistral.
Manoels Mutter gab Yvonne eine Tasse Kaffee und blickte dann zu Dianne hinüber. „Wann reisen Sie ab?“, fragte sie schroff.
„Sie meinen, wann – wann ich nach England zurückreise?“
„Selbstverständlich.“
Dianne fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. „Ich – ich weiß noch nicht. In ein paar Tagen vermutlich.“
Yvonne warf einen Blick auf Diannes ringlose Finger. Dann betrachtete sie den wunderschönen Solitär an ihrer eigenen Hand. „Sie sind also noch nicht verheiratet? Und auch nicht verlobt?“
Dianne schüttelte den Kopf. „Nein.“
Madame St. Salvador trat auf sie zu. „Sind Sie hierhergekommen, um Unfrieden zu stiften, Mademoiselle?“, fragte sie fast drohend.
Dianne starrte sie bestürzt an. „Nein, natürlich nicht!“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „Ich wollte gar nicht hierher zu Ihnen kommen. Das – das hat Gemma veranlasst, wie Sie
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