Das Beste aus 40 Jahren
stürzte Doris in Ninas Büro. „Ich glaube, er lässt sich jetzt wirklich nicht länger abweisen, Nina“, rief sie besorgt. „Wer denn?“
„Adrian Thornton, er …“
„Hat er angerufen?“ Nina bekam große Augen.
„Den ganzen Morgen schon, Nina, das heißt, seine Sekretärin. Ich habe es fertiggebracht, sie immer wieder abzuwimmeln. Zuletzt aber war er selbst am Telefon. Er hat mir bestimmt nicht geglaubt, dass du nicht da bist.“
„Wie dumm.“ Nina schlug sich an die Stirn. „Ich habe vergessen, dir zu sagen, dass ich den Anruf entgegennehmen würde.“
„Und ich habe die albernsten Ausreden benutzt, um dich zu decken.“ Doris verzog das Gesicht.
„Tut mir leid“, sagte Nina bedauernd und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Sie sah wieder einmal fabelhaft aus. Ihr Make-up war perfekt, das schwarze Haar glänzte, das türkisfarbene Seidenkleid betonte nicht nur ihre schlanke Figur, es passte auch genau zu ihrer Augenfarbe. „Wie oft hat er anrufen lassen?“
„Mindestens sechsmal. Aber ich kann dir sagen, sein persönlicher Anruf klang direkt beängstigend.“
„Du rufst am besten gleich zurück, Doris. Ich mache mir Sorgen.“
„Brauchst du nicht“, sagte Doris tröstend, „du hast doch wirklich viel zu tun. Das muss er glauben.“
„Mag sein, aber mit diesem Mann ist nicht zu spaßen. Wie geht es deinem Tom heute?“
„Immer dasselbe. Du weißt, die Männer.“
Das konnte Nina gerade heute nur bestätigen. Diese Männer. Und einer ganz besonders. Kurz darauf meldete sich Doris über die Sprechanlage. „Er ist nicht im Haus.“
„Wirklich nicht, oder sagt es seine Sekretärin nur so?“ Das sähe ihm ähnlich. Jetzt ließ er sich nicht sprechen.
„Sie sagte bereits, er sei nicht da, bevor ich unsere Agentur nannte. Es könnte also stimmen. Soll ich es weiter versuchen?“
„Bitte, ja.“
Es war elf Uhr dreißig. Möglicherweise war er früher zum Mittagessen gegangen. Es langweilte ihn vielleicht, sich mit etwas so Unwichtigem wie Nina Faulkner zu befassen. Normalerweise hätte er sich gar nicht um sie gekümmert. Es ging ihm nur um das Eheglück seiner Schwester.
Fünf Minuten später betrat Adrian Thornton ohne Vorwarnung Ninas Büro. Er hatte weder geklopft noch sich von Doris anmelden lassen. Ganz plötzlich stand er vor ihrem Schreibtisch.
Nina hatte vergessen, wie dominierend er war. Er schien das ganze Zimmer zu füllen. Seine Ungeduld, sein fast wildes Temperament war heute noch offensichtlicher. Er sah sie durchdringend an.
„Tut mir leid, Nina“, flüsterte Doris ihr zu, die Adrian gefolgt war. „Er marschierte einfach hinein.“
„Ist schon in Ordnung, Doris. Das ist Mr Thornton.“
Doris hauchte ein „Oh …“
Adrian wandte sich zu ihr um. „Dann sind Sie die tüchtige junge Dame, die meine Sekretärin den ganzen Morgen abgeschmettert hat. Mein Kompliment“, sagte er mit seiner dunkelsten Stimme, „jemand wie Sie könnte ich in meinem Büro brauchen.“ Er lachte.
Nina sah ihn überrascht an. Er wirkte um Jahre jünger, seine Augen hatten einen warmen Glanz. Aber das machte sie nur noch nervöser. Dieser Mann war gefährlich, und es war besser, stets daran zu denken. Doris zog lautlos die Tür hinter sich zu.
„Also, Mr Thornton“, Nina blickte kühl zu ihm auf, „was kann ich für Sie tun?“
Er zog einen Sessel heran, lehnte sich in dem weißen Lederpolster zurück und nahm sich Zeit mit seiner Antwort.
„Sie können mich Adrian nennen“, schlug er vor. „Ich denke, dass wir in Zukunft enger miteinander arbeiten werden. Eng genug jedenfalls, um sich beim Vornamen zu nennen.“
„Was heißt – enger zusammenarbeiten?“, fragte Nina vorsichtig.
„Das ist ganz einfach zu erklären. Ich habe beschlossen, mich persönlich um die Zusammenarbeit mit Ihrer Firma zu kümmern. Zusätzliche Leistungen, die Sie bereit sind innerhalb unseres Vertrages anzubieten, werden gern entgegengenommen.“
3. KAPITEL
Nina schwieg einen Moment. Sie wusste nicht, ob das eine Beleidigung war oder nicht. „Ich führe ein Geschäft“, erwiderte sie sachlich. „Eine legitime, eingetragene Firma.“
„Richtig.“ Adrian schien unbeeindruckt. „Aber Sie wissen sicherlich, dass mein Unternehmen normalerweise nicht mit so kleinen Agenturen arbeitet.“
Ninas Augen blitzten, ihre Hände hatten sich um die Lehne des Sessels verkrampft.
„Unterstellen Sie mir, Mr Thornton, ich hätte Judith geraten, mit Ihrem Werbechef zu schlafen, damit wir den
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