Das Beste aus 40 Jahren
Vertrag bekommen?“
Adrian hob die Schultern. Er blieb entspannt, zündete sich ein Zigarillo an und blies Rauchringe in die Luft.
„Nein, Miss Faulkner, das unterstelle ich Ihnen nicht. Tatsache aber ist, Jason hatte bereits mit Judith geschlafen, bevor der Vertrag zustande kam.“ Er beobachtete Nina mit gerunzelten Brauen.
Sie errötete, ihr Blick wurde unsicher.
„Vor Monaten haben sie sich auf einer Party kennengelernt“, fuhr Adrian ungerührt fort. „Die Beziehung bestand also schon, ehe die Idee mit dem ‚Beauty-Girl‘ geboren wurde.“
Nina fühlte sich ziemlich elend. „Ich brauche wohl nicht zu betonen, dass ich davon nichts wusste.“
„Ist es Ihnen denn nicht seltsam erschienen, dass ein Millionenunternehmen wie Thornton Cosmetics ausgerechnet zu Ihnen kam?“, fragte er sarkastisch.
„Sie fanden es ja auch nicht seltsam, dass Jason ein Modell von einer so unbedeutenden Agentur auswählte.“
„Jason ist ein guter Werbefachmann. Er versicherte mir, Judith Grant sei die Beste. Also war ich einverstanden.“
„Meine Firma hat einen guten Ruf, meine Modelle sind hübsch und intelligent“, verteidigte sich Nina. „Ich konnte annehmen, dass sich Mr Dillman auf Empfehlung eines zufriedenen Kunden an uns gewandt hat.“
„Das wäre vorstellbar, ist aber nicht üblich. Ich glaube vielmehr, Sie waren von Ihrem Glück so benommen, dass Sie sich bei dem zu erwartenden Gewinn nicht viel Gedanken gemacht haben.“
Darin steckte schon eine gewisse Wahrheit, das musste sie sich eingestehen. Sie hatte ihr Glück tatsächlich zuerst nicht glauben können. Die Agentur hatte diesen Aufschwung bitter nötig, und es war eine große Chance gewesen, bekannt zu werden.
Nina sah ihn an. Wenn er doch nur nicht so selbstsicher wäre. Dieser Mann hatte wohl niemals unrecht.
„Sie müssen zugeben“, antwortete sie steif, „dass meine Modelle eine ebenso exakte und gute Arbeit leisten wie die von größeren Agenturen.“
„Außer Miss Grant. Und wir wissen beide, aus welchem Grund sie wenig exakte und gute Arbeit leistet.“
„Ach, wirklich?“
„Miss Grant ist zu sehr damit beschäftigt, die Vormittage und viele Nachmittagsstunden mit Jason Dillman im Bett zu verbringen“, sagte er mit Nachdruck. „So genau wissen Sie das?“
„Ja, ich kenne die ganze Affäre. Jason weigert sich übrigens, der Sache ein Ende zu machen. Hatten Sie bei Judith Grant mehr Glück als ich?“
Nina biss sich auf die Lippen.
„Leider nicht.“
„Haben Sie deshalb meine Anrufe nicht entgegengenommen?“ Sie zögerte. „Es war ein Fehler …“
„Das finde ich auch“, spottete Adrian. „Hätten wir telefoniert, wäre Ihnen mein Besuch erspart geblieben.“
„Das habe ich nicht gemeint. Ich hatte Doris angewiesen, heute Morgen keine Telefonate durchzustellen. Dass Sie anrufen könnten, daran habe ich nicht gedacht. Als ich von Ihren Anrufen hörte, hat Doris sofort versucht zurückzurufen. Sie waren wahrscheinlich schon auf dem Weg hierher.“
„Ich bin es nicht gewöhnt, abgewiesen zu werden, Miss Faulkner.“ Adrian stand auf, sah auf seine Uhr. „Zehn nach zwölf“, sagte er nachdenklich. „Ziehen Sie Ihren Mantel an, Nina. Wir gehen zusammen essen.“
Sprachlos sah sie zu ihm auf. Nicht nur, weil er sie wie selbstverständlich plötzlich mit dem Vornamen angeredet hatte, auch die Einladung kam völlig unerwartet. Ein seltsamer Mann. Er war über ihre Agentur informiert, kannte alle Einzelheiten über das Verhältnis zwischen seinem Schwager und einem ihrer Modelle, wahrscheinlich wusste er auch alles über sie bis hin zu ihrer Kleidergröße.
„Ich gehe heute erst um zwölf Uhr dreißig essen“, antwortete sie widerborstig. „Jetzt ist es mir zu früh.“
„Sind Sie die Chefin?“
„Ja, natürlich. Wer denn sonst?“
„Dann können Sie zu Tisch gehen, wann Sie wollen. Also, holen Sie Ihren Mantel“, wiederholte er.
Nina begehrte auf. „Vielleicht möchte ich aber gar nicht mit Ihnen essen gehen, Mr Thornton.“
„Das glaube ich Ihnen sogar“, erwiderte er lächelnd. „Ziehen Sie trotzdem Ihren Mantel an.“
„Ich …“
„Es ist rein geschäftlich, Nina. Sie glauben doch wohl nicht, ich fordere schon jetzt diese – hm – Zusatzleistungen?“
„Lassen Sie die Scherze, Mr Thornton. Ich gewähre keine Zusatzleistungen“, wehrte sie ärgerlich ab.
„Nein?“ Adrian legte den Kopf auf die Seite und musterte sie von oben bis unten. „Vielleicht sollte ich mir etwas
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