Das Beste aus 40 Jahren
benutzten. „Ich mag sie eben nicht, das ist alles.“
Adrian ging ungeduldig zur Tür. Die Kritik behagte ihm nicht. „Ziehen Sie sich die Lippen noch einmal nach, Nina. Ich werde Ihrer Sekretärin sagen, dass wir zum Essen gehen.“
Nina schminkte sich ohne Eile. Sie war froh über die kleine Frist, um die Erregung, die in ihr war, abklingen zu lassen. Gut, dachte sie, der Mann kann küssen. Na und? Sie hatte zwar auf ihn reagiert wie noch nie auf einen Mann, aber er hatte sie überrumpelt. Das sollte nie wieder geschehen.
„Was ist mit Lester?“, fragte Doris, als Nina einige Minuten später, äußerlich ganz ruhig, ins Vorzimmer kam. „Soll ich anrufen und ihm sagen, dass du nicht mit ihm essen kannst?“
„Ja, bitte.“ Nina vermied es, Adrian anzusehen, spürte aber seinen fragenden Blick. „Sag ihm, etwas Geschäftliches ist dazwischengekommen“, fügte sie hinzu, um Adrian klarzumachen, dass es, soweit es sie betraf, wirklich eine rein geschäftliche Angelegenheit war. „Ich werde ihn am Nachmittag anrufen.“
„Gut, Nina.“
Adrian winkte Doris freundlich zu, nahm Ninas Arm und ging mit ihr zum Fahrstuhl. Auf dem Weg durch die Halle des großen Bürohauses hielt er sie weiter fest. Der Chauffeur öffnete die Tür des burgunderroten Rolls-Royce. Thornton half Nina hinein und setzte sich neben sie. Nina hatte eigentlich an den silbergrauen Porsche gedacht, der Rolls überraschte sie.
„Wer ist Lester?“, fragte Adrian, als der Chauffeur den Wagen in den fließenden Verkehr steuerte. Eine Glasscheibe trennte sie vom Fahrersitz.
Nina, betroffen von seiner Neugier, sah ihn indigniert an. „Ein Freund“, sagte sie. „Verstehe.“
Was verstand er schon? Und was ging es ihn an? Da er nichts weiter sagte, schwieg sie ebenfalls, bis sie im Grill-Room des Savoy-Hotels an einem Tisch Platz genommen hatten. Nina wollte nur ein Steak mit Salat, während Adrian sich ein Menü mit vier Gängen bestellte.
„Über was für ein Geschäft wollen Sie mit mir sprechen?“ Nina sah ihn kühl über den Rand ihres Glases an. Den Kuss hatte sie tief in ihr Inneres verbannt. Auch Adrian schien nicht mehr daran zu denken.
Adrian trank einen Schluck Whisky. Er wirkte gelassen. Mit der Antwort ließ er sich Zeit. „Über ‚Fantasy-Girl‘“, sagte er dann. „‚Fantasy-Girl‘?“
Er nickte. „Es könnte sein, dass Sie einiges falsch aufgefasst haben, was Ihre Arbeit beim ‚Beauty-Girl‘ betrifft.“
„Das glaube ich kaum“, erwiderte sie kurz.
„Aber bestimmt.“ Adrian lächelte. „Judith Grant ist vielleicht aus gewissen privaten Gründen ausgewählt worden, aber ich muss zugeben, sie ist ein Erfolg. Diese Kosmetikserie, die sie repräsentiert, ist fabelhaft angekommen. Es war eine gute Idee, ein vollkommen unbekanntes Modell zum ‚Beauty-Girl‘ zu machen.“
„Also ist Jason Dillman doch nicht so schlecht.“
„Ich muss Sie enttäuschen. Eine Unbekannte zu nehmen war meine Idee, Jason hat sie nur ausgeführt. Sie erinnern sich sicher, dass wir zur gleichen Zeit ein neues Parfüm auf den Markt bringen wollten. Das hat mich voll beschäftigt.“
Nina nickte. „Ja, Sie haben dafür zwei weitere Modelle von mir engagiert.“
„Richtig. Auch von Jason persönlich ausgewählt. Ich fürchte, die beiden hat er auch privat gekannt.“
„Niemals“, versicherte Nina. „Gemma und Shari sind beide glücklich verheiratet.“
„Was für eine Erleichterung.“
„Sie wollten von ‚Fantasy-Girl‘ sprechen.“ Es hatte wie ein neues Projekt geklungen, und sie wollte gern daran teilhaben.
„Ja, es soll eine neue Make-up-Serie werden mit ganz bestimmter Schattierung, einen Ton dunkler und dennoch leuchtender“, erklärte Adrian.
„Genau das Richtige für die heutige Mode.“
„Das stimmt. Sogar Sie könnten das neue Make-up benutzen“, spottete er. „Ich möchte, dass Sie dieses ‚Fantasy-Girl‘ für mich finden – nicht wörtlich, meine ich“, fügte er hinzu.
„Natürlich nicht.“
„Könnten Sie das schaffen?“
„Ich denke, ja“, antwortete sie langsam und ging in Gedanken schon einmal die Gesichter ihrer Modelle durch. „Allerdings müsste ich noch wesentlich mehr über die neuen Präparate wissen.“
„Gewiss. Ich möchte nur noch darauf hinweisen, dass nichts, was Sie jetzt und in naher Zukunft über das ‚Fantasy-Girl‘ hören, an die Öffentlichkeit dringen darf.“
Nina richtete sich auf.
„Ich bin doch nicht von gestern, Mr Thornton.“
„Nein, sind
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