Das Beste aus 40 Jahren
ausdenken, was auch Ihnen Spaß macht und nicht wie eine Extraleistung aussieht.“ Seine Stimme war liebenswürdig, in seinem Blick lag sogar eine gewisse Zärtlichkeit.
Nina konnte kaum glauben, was da geschah. Adrian Thornton versuchte, mit ihr zu flirten.
„Das können Sie sich sparen“, erwiderte sie steif. „Alles, was Sie von dieser Agentur oder von mir bekommen können, ist reine Facharbeit.“
„Das genügt mir für den Augenblick“, sagte er befriedigt. „Also, wollen Sie mich noch länger auf das Essen warten lassen? Ich warne Sie“, fügte er hinzu. „Ich sei noch viel unerträglicher, wenn ich hungrig bin, hat man mir gesagt.“
Nina wandte sich ab, damit er nicht sah, dass sie lachen musste. „Wer war mutig genug, Ihnen das ins Gesicht zu sagen?“, fragte sie und drehte sich wieder um.
Auch er lachte jetzt offen und herzlich.
„Eine junge Dame, die weiß, dass ich sie zu sehr liebe, um mit ihr böse zu sein.“
„Ich verstehe“, Nina sah an ihm vorbei. „Ich spreche von meiner Schwester.“
Es gab Nina einen Stich. Das Benehmen von Judith erschien ihr nun noch schlimmer, nachdem sie erkannt hatte, wie sehr Adrian Thornton an seiner kleinen Schwester hing und wie besorgt er um sie war. Sie fühlte sich schuldig, obwohl sie gar keine Schuld traf.
„Was haben Sie?“, fragte Adrian, als er ihre bekümmerte Miene sah. „Ist es wirklich so schrecklich, mit mir essen zu gehen?“
„Nein, gar nicht“, wehrte Nina ab. „Ein Mittagessen, nichts weiter.“
„Natürlich“, versicherte er. „Allerdings müssen Sie mir vergeben, wenn ich es mir trotzdem schmecken lasse.“
Sie ignorierte seinen Spott. „Sie werden also boshaft, wenn Sie nichts zu essen bekommen?“
„Sehr. Aber man hat mir auch gesagt, dass ich zahm wie ein Kätzchen bin, wenn ich gegessen habe.“ Nina räumte die Unterlagen auf ihrem Schreibtisch zusammen, damit er nicht sah, wie sie sich amüsierte. „Wieder Ihre Schwester?“
„Richtig.“
Adrian nahm Ninas schwarze Samtjacke vom Bügel und hielt sie ihr entgegen. Sie schlüpfte hinein, trat aber schnell einen Schritt vor, um aus der Nähe seines Körpers zu kommen. Ohne ihn zu beachten, zog sie sich vor dem Wandspiegel die Lippen nach. Ihre Haltung wurde noch selbstbewusster, als sie sah, wie er sie im Spiegel beobachtete.
„Wissen Sie eigentlich“, sagte er leise und trat dicht hinter sie, „dass eine Frau sehr verführerisch ist, wenn sie sich die Lippen schminkt? Man möchte sie küssen.“ Es klang sanft, aber zugleich auch herausfordernd.
Überrascht wandte sich Nina um. Er war ihr gefährlich nahe. Fast verlor sie das Gleichgewicht, als er die Arme um sie legte. Abwehrend stützte sie die Hände gegen seine Brust, spürte seinen raschen Herzschlag. Mit verhangenem Blick sah sie zu ihm auf, Nina war groß, aber Adrian überragte sie noch um ein gutes Stück.
Plötzlich lag sein Mund auf dem ihren. Es war kein suchender, verspielter Kuss, kein Tasten, ob der Partner diesen Kuss entgegennahm. Er küsste sie leidenschaftlich, hielt sie so fest an sich gepresst, dass sie jeden Muskel seines Körpers spürte. Unbewusst neigte sie sich ihm entgegen, was ihn zu erregen schien. Sein Atem ging immer schneller.
Als er Nina schließlich wieder losließ, glitzerten seine Augen. Behutsam legte er seine Hände um ihr Gesicht. „Sie schmecken gut, Nina.“
Hastig machte sie sich frei. Sie strich sich über das Haar, unfähig, etwas zu sagen. Noch gestern hatte sie festgestellt, dass es keinen Mann gab, der ein Feuer in ihr entzünden konnte. Und nun war es bei Adrian Thornton geschehen, bei ihrem Feind, einem sarkastischen, selbstsicheren Mann, wie ihr noch keiner begegnet war.
Ihr Puls jagte noch immer, innerlich bebte sie, und ihre Lippen schmerzten von seinem wilden Kuss. In diesem Augenblick hätte sie alles vergessen können, wenn er nur wieder seine Arme um sie legen, sie noch einmal so küssen würde, um das Feuer erneut in ihr zu entfachen.
„Leider muss ich feststellen, dass Sie keinen Thornton-Lippenstift benutzen“, sagte er spöttisch und zerstörte damit die Stimmung.
Verärgert sah sie ihn an. Am liebsten hätte sie ihm ins Gesicht geschlagen, weil er diese Verwirrung in ihr ausgelöst hatte. „Ich mag keine Thornton-Lippenstifte.“
„Warum nicht?“
Vielleicht wäre Nina nicht so eingeschnappt gewesen, wenn ihr nicht plötzlich der Gedanke gekommen wäre, dass er Frauen nur küsste, um zu überprüfen, ob sie seine Lippenstifte
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