Das Beste aus 40 Jahren
ihr den Mut, selbst etwas zu sagen.
Plötzlich kam er um den Schreibtisch herum, zog sie vom Sessel hoch und riss sie an sich. Seine Hände pressten schmerzhaft ihren Rücken, als er sie zurückbog und wild zu küssen begann.
Es war, als wollte er sie quälen, ihr wehtun. Ihren Protestschrei erstickte er mit seinem Mund. Gerade als Nina das Gefühl hatte, er würde sie zerbrechen, ließ er sie plötzlich los, sodass sie gegen die Schreibtischkante stieß.
„Nun, da ich das erledigt habe“, sagte er atemlos, „könnten Sie mir vielleicht verraten, warum Sie mir nicht gesagt haben, dass Judith Grant Ihre Schwester ist?“
4. KAPITEL
Nina richtete sich auf. Sein Ungestüm gab ihr die Fassung wieder. So ließ sie sich nicht behandeln. „Wenn Sie mir die Chance geben möchten zu erklären …“
„Wozu? Damit Sie mir eine Geschichte auftischen können, warum Ihre Schwester das ‚Beauty-Girl‘ wurde? Um schnell einen Grund zu finden, weshalb Sie diese Tatsache verschwiegen haben, obwohl Sie wussten, dass diese gewissenlose Person das Leben meiner Schwester Tracy ruiniert?“
„Nein.“ Nina war blass geworden.
„Nein?“
„Ich versichere Ihnen, nein.“ Sie sah ihn böse an. „Sie wissen ebenso gut wie ich, warum Judith ausgewählt wurde.“ Sie befeuchtete sich ihre Lippen. „Ihnen zu erklären, warum ich Ihnen nicht sagte, dass sie meine Schwester ist, das ist schon schwerer.“
„Das glaube ich auch.“
„Sie stürzen hier herein und überrumpeln mich“, rief sie aufgebracht, „obwohl das die Situation auch nicht klären hilft.“
„Ich musste Sie entweder schlagen oder küssen. Ich habe das Küssen vorgezogen“, sagte er grimmig.
„Es gab keinen Grund. Weder für das eine noch …“
„Meinen Sie? Ich hatte gerade eine sehr unangenehme Auseinandersetzung mit Ihrer lieben Schwester.“
„Mit Judith?“ Nina riss die Augen auf.
„Ja, mit Judith. Und ich kann nur hoffen, dass Sie andersgeartet sind. Soweit ich es bis jetzt beurteilen kann, haben Sie wenig Ähnlichkeit mit ihr.“
„Was hat sie Ihnen gesagt?“
„Die Einzelheiten sind nicht wichtig“, erwiderte er unwirsch. „Judith Grant steht noch sechs Monate unter Vertrag. Dann fliegt sie raus.“
Noch sechs Monate. Das war nicht so schlimm, wie Nina erwartet hatte. Sie hatte eine fristlose Entlassung befürchtet. „Und … was ist mit dem ‚Fantasy-Girl‘?“
„Das hole ich mir selbstverständlich woanders. Von einer seriösen und vertrauenswürdigen Agentur.“
„Aber …“
„Was aber? Habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt, Miss Faulkner?“ Sie hasste es, wie er seine Brauen hochzog. „Sehr deutlich, Mr Thornton.“
„Also, dann auf Wiedersehen, Miss Faulkner.“ Er schien befriedigt zu sein.
„Wiedersehen“, sagte Nina lahm.
Da war er schon gegangen. Wo blieben ihre Hoffnungen und Träume von gestern? Adrian Thornton war zornig bis zur Weißglut. Leider war sie nicht in der Lage, sich und die Agentur vor ihm zu rechtfertigen. Sie musste abwarten. Möglicherweise würde er auch andere Kunden beeinflussen. Dazu hatte er sogar ein Recht. Judiths Benehmen war skandalös – gelinde ausgedrückt.
„Schlechte Nachrichten?“ Doris war hereingekommen, ohne dass Nina es bemerkt hatte.
Nina brachte ein etwas verunglücktes Lächeln zustande. Doris brauchte nicht so genau zu wissen, was vorgefallen war. „Wenn du mich so direkt fragst, es waren jedenfalls keine guten Nachrichten.“
„Als er wie ein Wilder hereingestürmt kam, Nina, dachte ich allen Ernstes, er will dich verprügeln.“
Nina wurde verlegen, als sie an die Art der Strafe dachte, die er ihr stattdessen auferlegt hatte. Noch immer brannten ihre Lippen. „Ganz so unzivilisiert ist er auch wieder nicht, Doris.“
„Heute kam er mir aber ganz so vor“, sagte Doris. „Wie ein Höhlenmensch. Unbändig und ungezähmt.“
„Dazu ist er zu intelligent“, meinte Nina, ohne nachzudenken. Als sie Doris forschenden Blick sah, schlug sie die Augen nieder. „Er ist wirklich intelligent, Doris. Bei den Höhlenmenschen wäre er ein Anführer“, versuchte sie zu scherzen.
„Zweifellos. Ich sehe ihn direkt vor mir, wie er die Frau seiner Wahl über die Schulter wirft und in seine Höhle schleppt.“ Sie erschauerte wohlig. „Der Gedanke macht mir eine Gänsehaut.“
Nina fragte spöttisch: „Und wie geht es Tom heute?“
„Dem geht es gut, zum Glück arbeitet er wieder. Lass mir doch meine kleinen Tagträume, Nina. Ich liebe meinen
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