Das Beste aus 40 Jahren
war heute besonders schön.
„Ich muss dir auch etwas sagen, Lester.“
„Du auch?“ Sein Gesicht erhellte sich.
Nina wollte die Verbindung zu ihm lösen, aber auf ihre Weise. Sie würde ihm sagen, dass sie sehr viel zu tun habe und deshalb auch nicht mehr mit ihm ausgehen könne. Nach ein paar Wochen würde er dann schon merken, dass eine Absicht dahintersteckte, und sie aufgeben. Das war nicht gerade fair, aber wirksam.
„Ich habe Adrian Thornton heute getroffen.“ Nina sagte das erste Beste, das ihr gerade einfiel. Sofort bereute sie es. Adrian Thornton war ein Thema, das sie eigentlich nicht berühren wollte.
Aber auch Lester war offensichtlich verwirrt, er hatte etwas ganz anderes erwartet. Er wollte doch mit ihr über die gemeinsame Zukunft sprechen.
„Er ist mit unserer bisherigen Zusammenarbeit sehr zufrieden“, sagte Nina fröhlich. „Er hat sogar angedeutet, mir einen weiteren, sehr wichtigen Auftrag zu erteilen.“
„Sehr schön.“ Es klang desinteressiert. „Nina, ich …“
„Findest du das nicht wunderbar?“, unterbrach sie ihn. „Ich kann mein Glück noch gar nicht recht fassen.“
„Ja, Nina, es ist wunderbar. Aber hör mal …“
„Morgen habe ich einen äußerst anstrengenden Tag“, begann sie wieder mit unterdrücktem Gähnen. „Ich sollte jetzt wirklich schlafen gehen.“
„Bitte …“
„Nein, Lester.“ Sie lächelte ihn matt an. „Wir können ein andermal reden. Heute bin ich zu müde.“
Ungeduldig knöpfte er sein Jackett zu. Es war ihm gar nicht recht, dass dieser Abend von Nina so schnell beendet wurde. Aber er war zu höflich, um sie zu bedrängen.
„Also dann bis morgen Mittag.“
„Ach, morgen nicht.“ Nina zog ihn zur Tür. „In den nächsten Tagen bin ich sehr eingespannt. Ich ruf dich an, wenn der Wirbel vorbei ist.“
„Bestimmt?“
„Ja, bestimmt. Ich ruf dich an, Lester.“ Sie hielt ihm die Tür auf. „Na schön“, sagte er kurz und küsste sie flüchtig auf den Mund. „Aber wir haben wirklich sehr viel zu besprechen, Nina.“
„Ja, gut.“ Sie lächelte unverbindlich.
Lester ging zum Fahrstuhl, Nina schloss erleichtert die Wohnungstür und warf sich in einen Sessel. Sie schämte sich ein wenig, dass sie ihm nicht die Wahrheit gesagt hatte.
Judith hätte kaum gezögert, einem Mann auf den Kopf zuzusagen, dass sie ihn nicht mehr sehen wolle. Da waren wieder die quälenden Gedanken. Sie musste unbedingt noch einmal mit Judith über Jason Dillman sprechen …
Am nächsten Morgen versuchte sie es in Judiths Wohnung. Judith war nicht zu Hause. Sie erschien auch den ganzen Tag nicht im Büro. Also musste Nina die Unterredung bis zum Abend verschieben.
Inzwischen verhandelte sie mit Kunden, sah sich neue Modelle an, telefonierte. Der Vormittag war voll ausgefüllt mit Arbeit.
Kein Anruf von Adrian Thornton. Auch am Nachmittag nicht. Nina war sicher, dass er sie absichtlich wegen der Entscheidung warten ließ. Sie hatte ihn auch warten lassen … Jedenfalls würde sie vorbereitet sein, wenn er sich meldete. Drei Modelle hatte sie ausgewählt, die sie ihm vorstellen wollte.
Das „Fantasy-Girl“ musste eine ganz besondere Ausstrahlung haben. Es sollte die Fantasie jeder Frau und jedes Mannes anregen. Es musste ein Geschöpf sein, das Männern begehrenswert erschien, und jede Frau sollte den Wunsch haben, sich mit diesem Geschöpf zu identifizieren.
Die meisten Männer bevorzugten blonde Frauen, und auch viele Frauen schienen sich dieser Ansicht angeschlossen zu haben. Und weil das die Regel war, so meinte Nina, würde das Gegenteil genau das Richtige sein. Ihr „Fantasy-Girl“ stellte sie sich dunkelhaarig mit exotischem Einschlag vor, das die kräftigen, leuchtenden Töne der neuen Kosmetikserie glaubhaft tragen konnte.
Drei von ihren Modellen kamen ihrer Vorstellung sehr nahe. Sie hatte einen Katalog zusammengestellt mit Daten, Bildern und Anregungen, um bereit zu sein, wenn Adrian anrief. Wenn er anrief …
Und dann erschien er wieder ohne jede Vorwarnung. Die Tür wurde aufgerissen, und wenn das überhaupt möglich war, so wirkte er noch wütender als gestern. Was hatte sie diesmal angestellt?
Hinter ihm machte Doris eine hilflose Geste, bevor sie die Tür schloss. Adrians Zorn schien das ganze Zimmer zu füllen. Nervös sah Nina ihn an. Sie war völlig eingeschüchtert und wartete darauf, dass er sprechen würde. Im Augenblick sah es allerdings so aus, als hätte ihm die Wut die Sprache verschlagen. Sein hartes Gesicht nahm
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