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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
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mal gekommen. Es wäre ja komisch, wenn nicht, oder? Aber wahrscheinlich habe ich den Gedanken sofort wieder verworfen. Meine Mutter hat nie irgendetwas von ihm erzählt. Für mich ist es fast so, als hätte es ihn nie gegeben. Ich bin einfach die Tochter meiner Mutter. Das ist meine ganze Familie.«
    Jake lächelte, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und ließ den warmen Blick seiner blaugrünen Augen auf mir ruhen. »Frauen wie dich treffe ich nicht alle Tage.«
    »Du meinst Cupcake-Bäckerinnen mit Migrationshintergrund, die einen Vaterlosigkeitskomplex haben? Uns gibt es doch wie Sand am Meer.«
    »Anscheinend habe ich nicht an den richtigen Orten gesucht.«
    »Küchen«, sagte ich. »Wir treiben uns in Küchen herum. Und in Krippen. Wie andere jungfräulich geborene Kinder auch.«
    Da wir beide am nächsten Morgen früh rausmussten, beendeten wir den Abend, nachdem Jake vor meinem Haus geparkt hatte, leidenschaftlich rumknutschend in seinem Auto. Als Stadtkind, das von den Jungs meistens verschmäht worden war, hatte ich die Phase, in der alle mit irgendwem im Auto rummachten, versäumt. Doch als ich mich jetzt unter dem Glasschiebedach zu Jake hinüberlehnte und seine Lippen heiß und fordernd an meinem Hals spürte, während er mit seinen Händen mein Haar zerwühlte und die bis zum Anschlag aufgedrehte Sitzheizung mit der Hitze unserer Körper wetteiferte, wurde mir zum ersten Mal bewusst, was mir damals entgangen war.
    Meine Beziehung mit Jake war immer noch an dem Punkt, an dem mich jeder Kuss unter Strom setzte und eine schier unersättliche Gier nach mehr, mehr, mehr in mir auslöste. Als ich nach einer kleinen Ewigkeit die Autotür hinter mir zuschlug und Jake zum Abschied noch einmal zuwinkte, konnte ich mir im Überschwang meiner Gefühle nicht vorstellen, schon in meine stille Wohnung zurückzukehren. Ich musste mit jemandem reden – nicht unbedingt über Jake, sondern einfach nur um zu reden. Ich wollte diesen seltenen Moment, in dem ich mich nicht allein fühlte, diese innige Verbundenheit mit der ganzen Welt noch mehr auskosten. Wir alle lieben! , schwärmte es in meinem Kopf. Wir alle laben uns an der Wärme anderer Menschen! Wie wunderbar! Und die Person, mit der ich jetzt reden wollte, war zu meinem eigenen Erstaunen nicht meine beste Freundin Becca, sondern Julia St. Clair. Bevor ich es mir anders überlegen konnte, wählte ich ihre Nummer. Ich hatte keine Ahnung, was ich ihr eigentlich sagen wollte.
    Sie ging sofort ran. »Du hast meine Nachricht bekommen«, sagte sie statt einer Begrüßung. Ihre Stimme klang schwach und beklommen. Ich konnte sie kaum hören.
    Meine glücklichen Gedanken stürzten von ihrem Höhenflug jäh in einen schwarzen Abgrund. »Nein«, sagte ich. »Was ist passiert?«
    »Jemand hat einen Ziegelstein gegen die Fensterscheibe des Cafés geworfen. Zum Glück ist sie nicht zerbrochen, sondern hat nur einen Sprung. Aber wir müssen sie natürlich ersetzen. Die Alarmanlage ist angegangen. Ich bin jetzt im Laden.«
    »Oh nein«, stöhnte ich. »Ist die Polizei da?«
    »Ja. Der phänomenale Ramirez ist vor Ort.«
    »Gut. Ich bin schon unterwegs. Ich bin gleich da.« Erst jetzt fiel mir auf, dass ich automatisch in Richtung Laden losgegangen war, sobald ich Julias Stimme gehört hatte.
    »Okay. Sei vorsichtig.«
    »Geht klar«, sagte ich und warf im gleichen Moment einen nervösen Blick über die Schulter.
    »Warte … Annie?«, sagte Julia, gerade als ich das Gespräch beenden wollte. »Du wusstest noch nicht Bescheid wegen des Fensters? Du hast also nicht deswegen angerufen?«
    »Nein, ich …« Ich zögerte. Warum hatte ich Julia angerufen? Die Seligkeit, die ich noch vor wenigen Augenblicken empfunden hatte, kam mir vor wie ein ferner Traum. »Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, warum ich angerufen habe. Vielleicht haben mich meine Cupcakes um Hilfe gerufen?«
    Als Julia lachte, fühlte ich mich gleich ein bisschen besser. Es war alles halb so schlimm. »Du bist echt eine komische Nudel«, sagte sie. »Los, beeil dich.«

Dezember

20 – Julia
    Nach dem Vorfall mit der kaputten Fensterscheibe wurde es merklich ruhiger im Treat. Nun ja, ruhig ist vielleicht nicht das richtige Wort – der Laden war jeden Tag brechend voll, so dass ich manchmal das Gefühl hatte, härter für dieses kleine Cupcake-Unternehmen zu arbeiten als für irgendeinen der Millionen-Dollar-Deals meiner gesamten Zeit in New York. Doch die Fensterscheibe war schnell ersetzt worden, und abgesehen

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