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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
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durchgemacht hatten, meine Beziehung zu Julia – unsere Freundschaft , bitte schön, ich gab es zu – auf eine ganz besondere Art geprägt. Jedenfalls freute ich mich ganz und gar nicht darüber, sie so unglücklich zu sehen, auch wenn sie mir damals so viel Kummer und Leid zugefügt hatte.
    »Ich bin auch sehr gerne im Treat«, sagte ich. »Und … ich bin dir wahnsinnig dankbar für alles. Wir dürfen uns von diesem Typen nicht die Tour vermasseln lassen.« Mehr Girl Power konnte ich gerade nicht aufbringen.
    Julia hielt vor meinem Haus an, sah zu mir herüber und lächelte. Es war ihr echtes Lächeln, nicht das perfekte, sorgfältig arrangierte, das sie sonst immer aufsetzte, sondern das breite, etwas schiefe Grinsen, das ich von früher kannte. Ich wollte gerade die Tür hinter mir zuwerfen, da beugte sie sich über den Beifahrersitz und rief: »Buddy eins!«
    »Buddy zwei«, erwiderte ich und musste gegen meinen Willen über unsere alberne, abgedroschene Verabschiedung lachen.

November

18 – Julia
    »Julia!«, rief meine Mutter. »Hu-hu, Juuuuuliaaaa!«
    Ich kam aus meinem Zimmer, ging zur Treppe und beugte mich über das Geländer. Durch den seltsamen Blickwinkel sah es so aus, als schwebte der Kopf meiner Mutter im Nichts, denn ihr Körper verschwand, von oben betrachtet, unter ihrem sorgfältig zurechtgemachten Bob.
    »Ach da bist du!«, sagte sie. »Ich verstehe nicht, warum wir in diesem Haus nicht längst eine Gegensprechanlage eingebaut haben. Hast du die Cartier-Uhr deines Vaters irgendwo gesehen? Er kann sie nirgends finden. Er würde noch seinen eigenen Kopf verlegen, wenn der nicht …«
    »Nein«, unterbrach ich sie. Ich konnte es nicht ausstehen, wenn meine Mutter über meinen Vater sprach, als wäre er gar nicht da. Dabei hörte ich ihn in eben diesem Moment mit Curtis reden. Der Klang der tiefen Stimmen, die gedämpft aus der Küche drangen, war so wohlvertraut wie ein altes Kinderlied. Umgekehrt waren wir sicher ebenso gut zu hören. »Wann hat er sie denn zum letzten Mal getragen?«
    Meine Mutter hob resigniert die Hände. »Am Sonntag, sagt er. Aber er weiß es nicht genau.« Plötzlich kam sie die Treppe hoch. Ich trat vom Geländer zurück und wandte mich ihr zu, als sie oben ankam. Obwohl sie die Stufen fast im Laufschritt zurückgelegt hatte, war sie erstaunlicherweise kein bisschen außer Atem. Sie senkte verschwörerisch den Kopf. »Vor ein paar Monaten hat er die Hermès-Manschettenknöpfe verloren, die ich ihm doch erst letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt habe. Hat er dir das erzählt? Früher war er nie so schusselig! Beim nächsten Mal werde ich es mir dreimal überlegen, bevor ich ihm etwas Schönes kaufe. Soll er doch mit Sicherheitsnadeln in den Manschetten in die Oper gehen! Das wird ihm eine Lehre sein.«
    Ich ignorierte ihren entrüsteten Ton. »Müssen wir uns Sorgen um ihn machen?«, fragte ich. »So zerstreut ist er doch sonst nicht.« Ich dachte an den aufgeräumten Schreibtisch meines Vaters, an die Montblanc-Kugelschreiber, die ordentlich nebeneinander in der Schublade lagen, die mit seinem Monogramm versehene Box aus Krokodilleder, in dem er eine kleine, alphabetisch sortierte Auswahl von Visitenkarten seiner Geschäftspartner aufbewahrte, die silberne Ablage mit der Post, die er las und entweder gleich wegwarf oder in das richtige Fach einsortierte. Bei meinem Vater hatte alles seinen Platz und blieb auch dort.
    Meine Mutter hob die Augenbrauen. »Ach was. Geistig ist dein Vater noch voll auf der Höhe. Er tut das alles nur, um mich zu ärgern.«
    »Bist du sicher?« Ich senkte die Stimme. »Mir ist in letzter Zeit nämlich auch so einiges aufgefallen. Neulich zum Beispiel habe ich seinen Autoschlüssel in der Besteckschublade gefunden.«
    »Meine liebe Julia, wann hast du deinen Vater zum letzten Mal selbst fahren sehen? Den Schlüssel muss Curtis verlegt haben.«
    »Aber es sind noch andere sonderbare Sachen passiert.«
    »Für die es bestimmt eine logische Erklärung gibt«, sagte sie wegwerfend.
    Kaum etwas regte mich so sehr auf wie das Gefühl, von meiner eigenen Mutter nicht ernst genommen zu werden. Ob in der Schule, auf dem College, an der Uni oder bei internationalen Meetings und Konferenzen, überall nahm man mich auf Anhieb ernst – nur zu Hause war und blieb ich immer ein Kind. In den Augen einer Mutter wurden Töchter anscheinend nie richtig erwachsen. Diese Erkenntnis hatte es mir im Laufe der Jahre immer mehr verleidet, offen mit meiner Mutter zu

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