Das Bienenmaedchen
Abenteuer erlebt. Also, ich werde jetzt gehen und mich um seinen Tee kümmern.«
»Du bist mit dem Zug gefahren, mein Liebling?«, gurrte Angie. Als sie sich zu Beatrice umdrehte, war ihr Gesicht voll mütterlichem Stolz.
Beatrice versuchte, einen Ton hervorzubringen, doch nichts kam heraus. Wortlos hielt sie ihre Hände Tommy entgegen. Der Junge beobachtete sie einen Moment lang – ohne irgendein Anzeichen, dass er sie wiedererkannte. Dann kuschelte er sich an Angies Schulter.
Beatrice drehte sich zu Oenone um, die ruhig dasaß und die Hände um ihre Knie verschränkt hatte. »Helfen Sie mir«, bat sie.
Oenone zuckte mit den Schultern. »Es gibt nichts, was ich tun könnte.«
»Er ist mein Kind«, sagte Beatrice flehend zu beiden Frauen, die sie jedoch nur wortlos anschauten.
Voller Sehnsucht sah sie Tommy an, der an seiner Hand vorbei in ihre Richtung linste. Sie lächelte und streckte ihre Arme aus. »Tommy, Liebling, komm und setz dich zu mir.«
Doch er schüttelte heftig den Kopf und kuschelte sich in Angies Arme.
»Ich hab dir ein Geschenk mitgebracht«, sagte Beatrice. Sie war in einem Geschäft in Marseille darauf gestoßen, als sie tagelang auf das Schiff gewartet hatte. Sie stellte die würfelförmige Schachtel auf den Tisch und hakte die Arretierung los. Die Puppe schoss heraus und hing an ihrer Feder herab, ihr Clownsgesicht grinste verrückt.
Tommys Augen weiteten sich vor Angst, und er schrie.
»Mein Gott, Beatrice, weg damit!«, kreischte Angie.
Beatrice packte den Springteufel und stopfte ihn in die Schachtel. Ihre Hände zitterten. »Was hat er, um Himmels willen?«, flüsterte sie.
»Er hat einen Clown auf einer Kinderparty gesehen«, sagte Oenone Wincanton mit müder Stimme. »Das hat ihn aus irgendeinem Grund erschreckt. Tommy ist manchmal ein nervöser kleiner Junge.«
»Oh Tommy, es tut mir so leid! Das hab ich nicht gewusst«, sagte Beatrice entsetzt. Woher hätte sie das auch wissen sollen?
Sie ging zu Angie hinüber, setzte sich neben sie und streichelte Tommys heißen, seidenweichen Kopf, während er in Angies Schulter hineinschluchzte. Die Minuten verstrichen. Der Junge wurde ruhiger, wollte aber noch immer nicht zu Beatrice gehen.
Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie spürte, dass Angie und Oenone höflich darauf warteten, dass sie wieder ging. Sie wollte das Haus nicht ohne Tommy verlassen, konnte ihn aber wohl kaum Angie aus den Armen reißen. Er würde toben.
Schließlich wurde ihr bewusst, dass Einsicht der bessere Teil der Tapferkeit war, und sie griff nach ihren Sachen. Den Springteufel steckte sie wieder in ihren Koffer.
»Ich habe meinen Vater noch nicht gesehen«, sagte sie. »Ich werde wohl heute Nacht bei ihm bleiben, das ist nur angemessen.«
»Natürlich«, sagte Oenone, stand auf und streckte die Hand aus. »Der arme Mann. Bitte übermittle ihm unsere besten Wünsche.«
Beatrice erkannte mit schrecklicher Klarheit, dass sie keinen Versuch unternommen hatten, ihren Vater zu sehen. Das bedeutete, dass Tommy seinen Großvater mütterlicherseits auch nicht besucht hatte, obwohl er ganz in seiner Nähe wohnte – nur die Straße hinunter. Oenones Händedruck nahm sie kaum wahr.
»Ich werde Tommy zu Nanny bringen«, sagte Angie. »Sein Tee wird jetzt fertig sein, nehme ich an.« Sie erlaubte Beatrice, Tommy auf den Hinterkopf zu küssen, dann verließ sie mit ihm das Zimmer.
Nun war Beatrice mit Oenone allein. Oenone ging zum Kaminsims und griff nach einer Einladungskarte, die darauf lag, und tat so, als würde sie sie lesen. Dann legte sie sie zurück, wandte sich zu Beatrice um und sagte leise: »Wir sind sehr froh, dass du heil wieder zu Hause bist, weißt du.«
»Danke. Und ich bin sehr dankbar für alles, was Sie für Tommy getan haben – Sie und Angie und natürlich Nanny. Er ist so groß geworden und so hübsch.«
»Er ist ein lieber kleiner Junge«, sagte Oenone. »Angie hatte eine schreckliche Zeit. Und nach der letzten … Enttäuschung hat der Arzt ihr erklärt, es könnte gefährlich für sie sein, es … also, noch einmal zu versuchen. Es war ein ziemlicher Schlag.«
»Das tut mir sehr leid.« Beatrice versuchte, nicht an ihre eigene schlimme Zeit zu denken – nicht an all die entsetzlichen Dinge, die sie durchgemacht hatte. Oenone redete, als ob es keinen Krieg gäbe und als ob ihre Familie alles war, was zählte. Natürlich hatten sie Ed verloren. Daran musste sich Beatrice erinnern, und sie empfand Mitleid. »Sie wird Tommy vermissen,
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