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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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…«
    »Nicht, Mummy«, sagte Angie und legte sich die Hände auf die Ohren.
    »Beatrice«, fuhr Mrs Wincanton fort, »Tommy bei uns zu haben, war ein wunderbares Geschenk. Es hat uns alle in dieser schrecklichen Zeit im Gleichgewicht gehalten. Erst der Verlust von Ed, dann war Gerald fort … Und nein, ich meine das so, Angie, Tommy hat dir sehr geholfen.«
    »Darüber bin ich sehr glücklich«, sagte Beatrice, »aber jetzt bin ich wieder da, wie Sie sehen, und –«
    »Ich denke«, fiel Oenone Wincanton ihr ins Wort, »du musst einsehen, dass es das Beste für Tommy ist, wenn er bei uns bleibt.«
    »Nein«, flüsterte Beatrice. »Er ist mein Kind.«
    »Warum bist du dann weggegangen und hast ihn verlassen?« Angies Augen waren gefährlich blaue Teiche.
    »Weil ich es musste. Du glaubst doch wohl nicht, ich wollte es so, oder?«
    »Tatsache ist, dass du gegangen bist. Und das war sehr hart für ihn. Er hat sich daran gewöhnen müssen. Wir sind jetzt seine Familie, und du kannst ihn uns nicht wegnehmen.«
    Beatrice konnte kaum glauben, was sie da hörte.
    »Angie«, sagte sie, »bitte denk nicht, dass ich nicht dankbar bin für alles, was du für Tommy getan hast. Ich bin es! All die Zeit, die ich im Gefängnis war, habe ich gewusst, dass ich mir um Tommy keine Sorgen machen musste, weil er bei dir sicher und geborgen war. Ich werde das nie vergessen. Aber er ist mein Kind, und ich möchte ihn bei mir haben. Gerald wird zurückkommen, und ihr werdet eure eigenen Kinder haben. Da bin ich mir sicher.«
    »Ich werde keine eigenen Kinder haben, Bea, aber darum geht es gar nicht. Denk an deinen Sohn! Er wird außer sich sein. Für ihn bist du eine Fremde.«
    »Wie kannst du so was sagen?« Sie konnte kaum sprechen, so eng fühlte sich ihre Kehle an. »Ich bin seine Mutter!«
    »Erinnerst du dich noch, wie böse er auf dich war, als du nur für ein paar Wochen fort warst? Wie kannst du nur erwarten, dass ein kleiner Junge so lange Zeit ohne dich zurechtkommt? Bea, akzeptiere das: Er wird sich nicht an dich erinnern!«
    »Und deshalb lässt du dich von ihm Mummy nennen?«
    Schweigen trat ein. Schließlich antwortete Angie: »Natürlich. Ich meine es nur gut. Ein kleines Kind braucht eine Mutter. Und einen Vater.«
    »Das ist eine gemeine Bemerkung.«
    »Aber sie ist wahr, oder? Du hättest ihn direkt nach der Geburt abgeben sollen. Das wäre auf lange Sicht menschlicher gewesen.«
    »Angie, du hast mich damals unterstützt. Du hast mich und das Baby aufgenommen. Ich sage dir, ich werde dir immer dafür dankbar sein.«
    »Und jetzt musst du an Tommy denken. Du musst ihn bei uns lassen!«
    »Nein, Angie! Es geht dir nur um dich – nicht um Tommy.«
    »Das stimmt nicht! Wie kannst du es wagen, anzudeuten –«
    »Es tut mir leid wegen deiner Babys. Es macht mich schrecklich traurig. Aber du kannst nicht stattdessen mein Kind haben.«
    »Du verstehst nicht, worum es geht. Ich denke an Tommy. Du denkst nur an dich . Wenn du seine Mutter sein wolltest, hättest du ihn nicht verlassen dürfen.«
    »Angie, ich bin gegangen, um meine Pflicht und Schuldigkeit in diesem Krieg zu tun. Für Tommy.«
    »Von keiner Frau mit Kind sollte man erwarten, dass sie das macht, was du gemacht hast – und du hättest dich weigern können. Du hättest es können, Beatrice! Deine Aufgabe war es, bei deinem Kind zu bleiben. Vermutlich hattest du jetzt vor, ihn mitzunehmen, und dann wäre es genauso wie damals. Du würdest ihn bei jemand anderem lassen, um irgendwohin zu gehen und zu arbeiten.«
    »Ich weiß noch nicht, was ich tun werde. Ich hatte noch keine Zeit, darüber nachzudenken – aber Geld muss irgendwie hereinkommen, das ist richtig.«
    In diesem Augenblick wurde eine Tür zugeschlagen, und einen Moment später waren Stimmen zu hören: Eine Frau sagte etwas, und ein Kind antwortete mit hellen, hohen Lauten. Angie und Beatrice standen gleichzeitig auf.
    Es klopfte, und die Tür des Salons ging auf. Ein kleiner Junge kam hereingerannt. Einen Augenblick später erschien Nanny. Der Junge hatte glattes dunkles Haar, und seine blasse Haut war von einem gesunden rötlichen Schimmer überzogen.
    »Tommy«, flüsterte Beatrice und streckte ihre Arme aus.
    Der Junge sah sie verängstigt an. Er lief zu Angie hinüber, die ihn hochhob und auf ihre Hüfte setzte.
    »Mummy, wir sind mit einem Zug gefahren!«
    »Er war ein sehr braver Junge«, sagte Nanny. »Oh hallo, Miss Beatrice. Schön, dass Sie wieder heil zu Hause sind. Sie haben bestimmt einige

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