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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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sie mit einem Pferdekarren Früchte und Gemüse anlieferte. Sie war die Tochter eines ansässigen Gutsbesitzers, weißt du. Es ist seltsam, sich vorzustellen, dass die eigenen Eltern einmal jung und verliebt waren, nicht wahr?«
    »Meine Eltern haben sich getroffen, als das Motorrad von Mums damaligem Freund auf dem Rückweg von einem Rock-Festival eine Panne hatte«, erzählte Lucy. »Dad kam vorbei und nahm sie in diesem wirklich schicken Auto mit. Er war etliche Jahre älter als sie und trug einen Anzug, und sie hat geglaubt, er sei echt cool.«
    Beatrice lächelte entzückt bei dieser Vorstellung, und es dauerte einen Moment, bevor sie zu ihrer Geschichte zurückkehrte. »An einem Morgen im Januar 1919 brachte meine Mutter außer den Früchten und dem Gemüse einen Eimer mit frühen Narzissen. Als sie ihn aus dem Karren hievte, wurde das Pony durch irgendwas erschreckt, der Karren ruckte nach vorn, und die Blumen flogen überallhin, und das Wasser spritzte nach allen Seiten. Mein Vater wankte herbei, um sie zu retten. Meine Mutter hat erzählt, sie hätte nicht gewusst, wer schlimmer aussah – sie selbst, durchnässt und weinend, oder er mit seinen Verbänden und im Pyjama, wie er versuchte, das Pferd zu beruhigen. Nicht gerade ein sehr romantischer Auftakt, oder? Obwohl ich nicht weiß, ob sie ein besonders romantisches Paar waren.«
    »Das ist etwas, worüber sich meine Mum beklagte – dass Dad nie irgendwas Romantisches gemacht hat. War vermutlich nicht seine Art. Aber das heißt nicht, dass er sich nicht um sie gekümmert hätte.«
    »Natürlich nicht«, sagte Beatrice. »Jedenfalls haben sie ein paar Monate später geheiratet. Als mein Vater seinen Eltern die Neuigkeit von seiner Verlobung mitteilte, gab es einen ziemlichen Aufstand. Warum? Also, erstens war meine Mutter Französin und Katholikin, und das war in ihren Augen schlimm genug. Und obwohl er aus einer Familie von Gutsbesitzern stammte, hielt Großvater Marlow die Felder der Normandie nicht für derart hervorragend wie die hügeligen Besitzungen der Marlows in den Cotswolds. Mein Vater war nicht der erstgeborene Sohn und Erbe, aber mein Großvater war ein Mann, der alles beherrschen wollte, und die Hochzeit riss einen Graben zwischen ihnen auf.«
    Lucy griff nach dem brüchigen Album und drehte die Seite um. Ihr Blick fiel auf ein Foto von einem traditionellen französischen Bauernhaus mit Hühnern und einem Hund in einem schlammigen Garten.
    »Das ist das Haus meiner Großeltern in der Normandie«, sagte Beatrice. »Eine Weile war mein Vater glücklich, dort leben und bei der Landarbeit helfen zu können. Aber seine Lunge hatte erheblichen Schaden genommen, und schließlich musste er einsehen, dass es zu viel für ihn war. Als ich klein war, sind meine Eltern mit mir über den Ärmelkanal hin und her gefahren, weil sie auf der Suche nach einem Ort waren, wo mein Vater sich niederlassen und eine Arbeit finden konnte, die ihn nicht überforderte. Ich kann mir kaum ausmalen, wie belastend das alles für meine arme Mutter war. Immer musste sie die Fröhliche spielen und meinen Vater aufmuntern.«
    »Und das sind deine französischen Verwandten?« Lucy wies auf eine weitere Fotografie, auf der eine Gruppe von Familienmitgliedern zu sehen war.
    »Genau. Diese beiden hier sind Grandmère und Pappi. Pappi sieht ein bisschen grimmig mit seinem Bart aus, findest du nicht? Aber er war wirklich ein freundlicher Mann. Grandmère war eine von diesen sehr tüchtigen Frauen, und es gab eine Menge, worin sie tüchtig sein musste – mit sechs Kindern und dem Bauernhof. Diese drei Männer sind meine Onkel und die kleinen Mädchen meine Cousinen, Thérèse und Irène. Sie waren ein paar Jahre älter als ich, also bin ich das Baby da.«
    Dann zeigt Beatrice Lucy ein Foto von Delphine, die neben einem niedlichen kleinen Mädchen mit dichtem dunklen Haar und scheuer Haltung stand. Das Bild war vor The Rowans aufgenommen worden.
    »Da – das bin ich.«
    »Du siehst deiner Mutter sehr ähnlich.«
    »Ja, vermutlich. Hierher nach Saint Florian zu ziehen – damals war ich zehn – war ihr letzter Versuch, einen Neuanfang zu machen. Mein Vater hatte irgendwie die Idee, Schriftsteller zu werden, und ein Freund hatte ihm Cornwall als preiswerten Ort zum Leben empfohlen. Dieses Haus haben sie mit Marlow-Geld gekauft. Natürlich musste mein Vater eine andere Arbeit finden, während er sich als Schriftsteller einen Namen machte. Und so hat er seine Eltern einmal mehr

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