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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Das war es, was sie in ihrer Kindheit hier am meisten geliebt hatte – das Kreischen der Vögel und den Klang des Meeres, wie es über den Sand rauschte, gegen die Klippen schlug und sich selbst aus verborgenen Höhlen und Felsspalten heraussaugte. Es sprach zu ihrer Seele.
    Lucy spazierte am Hafen auf einer Mole, so weit es ging, und blickte aufs Meer hinaus. Es war ein ruhiger Abend, und das Wasser schimmerte jetzt, wo die Sonne tief am Himmel stand, seidig und dunkel. Lucy wandte sich um und schaute auf die kleine Stadt, die sich über den Hang ausbreitete. Weit hinten an der Klippe hielt sie Ausschau nach den Ruinen von Carlyon Manor, aber sie waren hinter dem Laub verborgen. Sie erinnerte sich, wie leidenschaftlich Beatrice über ihre Gefühle für Rafe gesprochen hatte. Vor so langer Zeit. Eine Liebe, die seinen Tod überdauert hatte. Lucy versuchte sich vorzustellen, etwas Ähnliches für jemanden zu empfinden. Das hatte sie noch nie, und sie konnte sich auch nicht vorstellen, dass es jemals so sein würde.
    Später im »Mermaid« nahm sie in ihrem Zimmer ein Buch über den Zweiten Weltkrieg und ging hinunter. Bei der gut gelaunten Frau, die hinter der Theke stand und so aussah, als sei sie Caras Mutter, bestellte sie ein Getränk und Fischfrikadellen. An einem Tisch auf der anderen Seite des Raums arbeitete sich ein Mann durch eine große Portion cottage pie . Er war ihr zugewandt, jedoch in eine Zeitschrift vertieft. Sein Haar glänzte rötlich braun, und Lucy beobachtete seine langsamen, bedächtigen Bewegungen, während er aß. Als Caras Mutter ihm ein Bier brachte, sah er auf, und Lucy erkannte, dass es der Mann war, den sie am Tag zuvor auf der Early Bird gesehen hatte. Sie mochte sein sonnengebräuntes Gesicht, das kurz geschnittene Haar und die tiefblauen Augen, um die sich kleine Falten bildeten, wenn er über irgendetwas lachte, das die Frau zu ihm sagte. Jede seiner Bewegungen strahlte Kraft und Energie aus. Lucy fragte sich, ob er im Hotel wohnte wie sie oder ob er vielleicht in Saint Florian lebte.
    Er beendete seine Mahlzeit, und als er auf dem Weg nach draußen an ihr vorbeiging, versuchte Lucy zu erkennen, welche Zeitschrift es war. Das war ihr privates Spiel: aus dem, was die Leute lasen, etwas über sie zu erfahren. Er hatte irgendwelche aktuellen Nachrichten gelesen. Sie sah zu ihm auf, und er schenkte ihr sein freundliches Lächeln.
    »Nochmals hallo«, sagte er.
    »Hi«, brachte sie hervor. Als er gegangen war, las sie beim Essen ein bisschen in ihrem Buch und ging dann auf ihr Zimmer. Im Fernsehen lief auf einem der kleineren Sender ein Film, an dem sie mitgewirkt hatte, eine Liebesgeschichte, die in Frankreich während des Krieges begann. Sie erinnerte sich, dass sie sich damals sehr für die wirklichen Begebenheiten interessiert hatte, auf denen der Film beruhte. Nach einer Weile schaltete sie den Fernseher aus, duschte und untersuchte den Stapel ordentlich gebügelter Wäsche, der auf dem Bett lag. Als sie das saubere Nachthemd ausschüttelte, war die Luft von Rosenduft erfüllt.
    Als Beatrice am nächsten Morgen mit Lucy am Esstisch saß, schlug Beatrice ein altes Fotoalbum auf.
    »Da – das ist mein Vater, Hugh Marlow«, sagte sie. Das Bild zeigte einen jungen Mann in Anzug und Krawatte. Er trug einen Schnurrbart und hatte einen intensiven Blick. »Und hier, das ist bei der Hochzeit meiner Eltern, 1919.« Hugh, immer noch in Militäruniform, stand stolz neben einem adretten, dunkelhaarigen Mädchen, das in weiße Spitze gekleidet war.
    »Deine Mutter? Wie hieß sie?«, fragte Lucy.
    »Delphine. Sie war Französin.«
    »Sie war hübsch. Wo wurde das aufgenommen?«
    »In der Nähe von Étretat an der Küste der Normandie. Kennst du es?«
    »Ich hab davon gehört, das ist alles.«
    »Es ist berühmt wegen seiner weißen Klippen – wie die von Dover. Monet hat sie gemalt. Als ich 1922 geboren wurde, war es immer noch ein kleines Dorf. Mein Vater war Leutnant bei den Gloucestershire Rifles. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs wurde er in Frankreich verwundet und in ein Krankenhaus in der Nähe von Étretat gebracht. Die Verletzung an seiner Schulter verheilte ziemlich problemlos, aber die Ladung Senfgas in seiner Lunge hat ihn für den Rest seines Lebens beeinträchtigt.«
    Beatrice lächelte. »Ich habe mir oft ihre erste Begegnung vorgestellt. Meine Mutter hat erzählt, dass er im Park des Krankenhauses saß, wenn das Wetter schön war, und dass sie bemerkte, wie munter er wurde, wenn

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