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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Kopf war.
    »Ich bin jetzt müde«, verkündete Beatrice unvermittelt, und sie sah tatsächlich müde aus, angespannt und erschöpft. »Es ist zu viel, um darüber nachzudenken. Am besten kommst du morgen wieder.« Sie stemmte sich aus dem Sessel hoch, und Lucy stützte sie dabei.
    »Mach dir keine Umstände«, sagte Lucy. »Ich finde allein raus.« Sie war entsetzt, dass sie diese alte Frau erschöpft und in Aufregung versetzt hatte. Und jetzt war sie nun selbst aufgeregt. »Kann ich noch was für dich tun?«
    »Nein, danke … ach, vielleicht ein Glas Wasser.« Beatrice machte eine vage Handbewegung. »In der Küche. Gläser sind in dem Schrank über dem Kühlschrank. Oh, und du könntest dich um meine Pillen kümmern. Bring sie bitte mit.«
    Lucy ging los und sah sich um. Die Küche war modern und sehr sauber, was durch den entsetzlichen Gestank eines Bleichmittels betont wurde. Lucy griff nach einem Glas. Auf einer der Arbeitsflächen stand ein Tablett für das Abendessen bereit. Auf einem Zettel war mit einem klecksenden Kuli notiert: » Bacon/egg pie und Salat im Kühlschrank, Joghurt zum Nachtisch«. Ein Cocktail aus Tabletten lag auf einer Untertasse. Beatrice musste ein einsames Leben führen.
    Als Lucy zurück ins Wohnzimmer kam, lehnte Beatrice mit geschlossenen Augen in ihrem Sessel, was Lucy Sorgen machte. Sie stellte das Wasser und die Tabletten griffbereit auf den Tisch und war erleichtert, als Beatrice die Augen öffnete und sich aufrichtete.
    »Danke, Liebes.« Plötzlich klang sie sanft und schwach. Sie sah Lucy zu, wie sie ihre Sachen zusammensuchte, und überraschte sie mit der Äußerung: »Versprichst du mir, dass du morgen wiederkommst, Liebes? Versprochen?«
    »Natürlich komm ich wieder, wenn du nicht meinst, dass es dich zu sehr aufregt«, entgegnete Lucy leise. Beatrice sagte nichts darauf, und Lucy glaubte schon, die alte Frau hätte es vielleicht nicht gehört. Sie wollte noch etwas sagen, als sie merkte, dass Beatrice mit ihren Gefühlen rang.
    »Ich muss dir die ganze Geschichte erzählen«, sagte sie nach einer Weile. »Es ist alles ziemlich verworren, und ich hoffe, dass ich in der Lage sein werde, es der Reihe nach zu erzählen. Aber du hast mich nach Rafe gefragt. Lucy, ich habe Rafe Ashton geliebt. Ich habe ihn mehr geliebt als irgendeinen anderen Mann, den ich vor der Begegnung mit ihm oder seither kennengelernt habe. Seine Geschichte ist auch meine Geschichte.«
    Lucy war froh, als sie in die Wärme der spätnachmittäglichen Sonne hinausstolpern konnte. In dem Haus hatte sie sich wie in einer anderen Welt gefühlt – einer Welt der Vergangenheit. Beatrice Ashton hatte ihren Vater und auch ihre Großmutter gekannt. Sie war eine Freundin ihrer Großmutter gewesen und hatte Tom Cardwell als Kleinkind gekannt, und dennoch hatte Lucy vorher noch nie von ihr gehört. Mit einem tiefen Atemzug sog sie kühle, frische Luft ein.
    Auf der Straße blieb sie stehen und schaltete ihr Handy ein. Nur eine Nachricht, die ihren Job betraf – sie würde sich später darum kümmern. Nichts von Will. Lucy stopfte ihr Telefon wieder in die Tasche und überlegte, was sie als Nächstes tun sollte.
    Sie schaute hoch zu dem Klippenpfad, wie er sich in der Ferne entlangschlängelte. Vom Meer wehte eine leichte Brise herüber, die die herrlichen Gerüche des Hafens in sich trug. Die Aussicht auf die lang gestreckten Landzungen, die die Bucht schützten, und auf das Meer war atemberaubend. Hier und da durchbrachen kleine Wellen die Wasseroberfläche – als sie klein war, hatte man ihr erzählt, es wären die Mähnen von Pferden. Weit in der Ferne traf der leuchtende Himmel auf eine leuchtende See, die mit weißen Segeln gesprenkelt war.
    Während sie die steilen Stufen zum Hafen hinunterstieg, dachte sie wieder an Beatrice Ashton. Sie hatte sich zu ihr hingezogen gefühlt, hatte Wärme und Aufrichtigkeit gespürt. Beatrice hatte so eine … Zärtlichkeit ausgestrahlt. Aber auch eine stählerne Härte. Aus irgendeinem Grund war sie entsetzlich verbittert. Lucy spürte eine Verbindung zu ihr. Vielleicht nahm sie das junge Mädchen wahr, das Beatrice einmal gewesen war.
    Als Lucy gegangen war, schluckte Beatrice Ashton zwei Tabletten und nippte an dem Wasserglas. Dann lehnte sie sich in ihrem Sessel zurück und wartete darauf, dass sich ihr Herzschlag beruhigte. Sie hatte die Augen geschlossen, aber sie schlief nicht. Dafür war ihr Geist zu aktiv. Sie dachte über Lucy Cardwell nach und über all das, was

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