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Das Biest aus den Alpen

Das Biest aus den Alpen

Titel: Das Biest aus den Alpen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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dicker Wälzer war zu hören. Die vier quälten sich tapfer durch die
Geschichte des Landes und studierten eifrig die Angaben über Burgen diesseits
der Alpen.
    »Werde ich heute gebildet«,
seufzte Klößchen, »das reicht ja bis zum Abi.«
    »Ich muss mich ständig daran
erinnern, warum ich hier bin. Sonst lese ich mich noch fest.« Tim stellte ein
Buch, dessen Einband ein Wappen mit einem flugbereiten goldenen Falken mit
rotem Halsband auf blauem Grund zeigte, ins Regal zurück.
    »Ich glaube, wir suchen ein
Phantombuch«, meinte Klößchen schließlich.
    »Wir haben das Buch ja gesehen,
also muss es auch zu finden sein!«, widersprach Gaby.
    »Wenn Corvinus es nicht
eingesackt hat«, unkte Klößchen. Er war bei der wechselvollen Geschichte der
Grafen von Falkenstein gelandet, fand aber auch dort keinen brauchbaren Hinweis.
Dafür eine Menge blutrünstiger oder herzzerreißender Geschichten über
Racheakte, verschmähte Liebe oder vor Kummer und Trennungsschmerz gestorbene
Gräfinnen. »Das sind prima Anregungen für den nächsten Aufsatz!«, kicherte er.
    »Ich muss mal Pause machen«,
stöhnte Karl. »Mir stürzt sonst gleich die Festplatte ab.«
    »Hast du was Interessantes
gefunden?«, wollte Tim wissen.
    »Keine Spur. Immerhin weiß ich
jetzt, dass archäologische Funde belegen, dass der Burgfels bereits in der
Bronzezeit besiedelt war und hier schon im 12. Jahrhundert eine erste
Burganlage von Ortsadeligen stand.« Karl zeigte auf ein Regal. »Mit dieser
Seite bin ich jetzt fast fertig. Nur die Bücher dort unten muss ich noch
durchsuchen.«
    »Und du, Willi?«
    Klößchen saß im Schneidersitz
auf der Erde, die Nase tief in ein handgeschriebenes Buch gesteckt.
    »He, Klööößchen!«
    »Hä?«
    »Ich hab’ dich was gefragt!«,
sagte Tim ärgerlich. »Mensch, Willi, du bist nicht zum Lesen hier, sondern zum
Suchen.«
    »Sorry, aber die Schinken sind
unheimlich spannend.«
    »Was hast du denn da?«, fragte
Gaby.
    »Sagen aus dem bayrischen
Inntal. Uralt! Das Buch fällt fast auseinander. Da haben sich doch tatsächlich
einmal drei Schwestern in die Haare bekommen...«
    »Bestimmt wegen eines Mannes.«
Gaby grinste breit.
    »Daneben. Die drei
heidnischen Jungfrauen, so nannte man die Schwestern, waren steinreich. Sie
besaßen so viel Geld, dass sie es nicht mal mehr Münze für Münze zählen
mussten. Stattdessen nahmen sie ein Gefäß, wie es die Bauern normalerweise zum
Abmessen von Getreide nutzen, um ihr Geld untereinander aufzuteilen. Die
jüngste Schwester war von Geburt an blind. Die beiden anderen, von Habgier
zerfressen, gönnten der Jüngsten nichts. Beim Verteilen ihres Anteils strichen
sie das Gefäß immer randvoll. Die blinde Schwester fuhr dann mit ihrer Hand
über den Rand, sodass sie erkennen konnte, dass richtig eingefüllt worden war.
Kam sie selbst an die Reihe, kehrten die Geschwister den Topf um, sodass die
leichte Vertiefung vom Boden oben war — und legten ein paar Taler drauf.«
    »Eine Gemeinheit, sie so
hereinzulegen!«, ereiferte sich Gaby. »Hat sie den Schwindel irgendwann
bemerkt?«
    »Als nun wieder einmal
Geldverteilung war, kam die Blinde hinter den Betrug — und reagierte mit einem
fürchterlichen Fluch! Seitdem ist der ganze Schatz versunken, das Anwesen der
Schwestern bis auf die Grundmauern untergegangen. Auch wenn spätere Herren die
Anlage wieder aufbauten, sie wurde doch immer wieder zerstört. Dort wo die alte
Burg versunken ist, steht heute noch ein gewaltiger Steinblock, der Helstein
genannt wird und angeblich den Eingang zu einer großen Höhle verdeckt. Dort
unten soll es spuken und keiner traut sich so recht hinein. Ab und zu soll dort
in dunklen Nächten eine Jungfrau zu Pferde in Begleitung ihres schwarzen
Höllenhundes umgehen. Sie wird von den Einheimischen Totengöttin genannt.«
    »Eine schöne
Gutenachtgeschichte«, spottete Tim.
    »Viele hundert Jahre später
hörte ein Kirchenmann von dem Gerücht, in der Ruine würde ein sagenhafter
Schatz liegen...«
    »...und hat dann selbst nach den
Reichtümern gesucht«, vollendete Tim den Satz.
    »Er wusste tatsächlich, wo der
genaue Ort war. Aber den frommen Mann interessierten die Reichtümer wohl nicht.
Den Eingang zu den geheimen Gängen ließ er hermetisch verschließen. Und weil
niemand je wieder in das Höhlenlabyrinth hinabsteigen sollte, ließ er alle
Aufzeichnungen darüber vernichten — bis auf einen Hinweis, den er an geheimer
Stelle versteckt haben soll.«
    »Wo mag das geheimnisvolle
Labyrinth

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