Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Bild

Das Bild

Titel: Das Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
französischen verbs avoir erinnern
konnte, aber mit vierzig Jahren noch jedes Wort von Nick-Nickbo-bick, banana-fanna-fo-fick, fee-fi-mo-mick, Nick? kannte? Was war das für eine Welt?
Eine, die langsam hinter mir zurückbleibt, dachte Norman
gelassen, und das schien die Wahrheit zu sein. Es war wie in diesen
Science Fiction-Filmen, wo der Raumfahrer die Erde auf dem
Monitor erst zur Größe eines Balls, dann einer Münze und schließlich eines Punkts schrumpfen sah, und dann war sie verschwunden. Dieses Bild sah er jetzt im Geiste vor sich - ein Raumschiff auf
einer fünfjährigen Mission, um neue Welten zu erforschen, die kein
Mensch zuvor gesehen hatte. Das Raumschiff Norman, das sich
Warp-Geschwindigkeit näherte.
Shirley Ellis verstummte, und etwas von den Beatles wurde
gespielt. Norman drehte den Lautstärkeknopf des Radios so heftig
herum, daß er ihn abbrach. Heute wollte er sich diese Hippy-Dippie-»HeyJude«-Scheiße nicht anhören.
Er war immer noch ein paar Meilen von der eigentlichen Stadt
entfernt, als er ein Geschäft namens The Base Camp sah. ARMEEÜBERSCHUSS WIE SIE IHN NIE FINDEN! stand auf dem
Schild davor, worüber Norman aus einem unerfindlichen Grund
prustend lachen mußte. Er fand, daß es irgendwie der komischste
Spruch war, den er in seinem ganzen Leben gehört hatte; mit
Sicherheit lag ein Sinn darin, aber es war unmöglich, ihn zu erkennen. Wie auch immer, das Schild war nicht wichtig. In dem
Laden gab es wahrscheinlich etwas, das er brauchte, und das
zählte.
Über dem mittleren Gang hing ein großes Spruchband mit der
Aufschrift VORSICHT IST IMMER BESSER ALS NACHSICHT. Norman sah drei verschiedene Marken »Schock-Gas«,
Pfeffergaskugeln, ein Fach mit Ninja-Wurfsternen (die perfekte
Waffe zur Selbstverteidigung, wenn man in seinem Haus von
einem blinden Querschnittsgelähmten angegriffen wurde), Gaspistolen, die Hartgummikugeln verschossen, Zwillen, normale
Schlagringe und welche mit Dornen, Totschläger und Bolas, Peitschen und Trillerpfeifen.
Etwa in der Mitte dieses Gangs stand ein Schaukasten aus
Glas, in dem sich die, Normans Meinung nach, einzig nützliche
Waffe im ganzen Base Camp befand. Für dreiundsechzig fünfzig
kaufte er einen Schocker, der einen gewaltigen Stromschlag (wenn
auch wahrscheinlich nicht die auf der Verpackung versprochenen
99000 Volt) zwischen seinen beiden Stahlpolen erzeugte, wenn
man auf die Knöpfe drückte. Norman stufte diese Waffe als ebenso
gefährlich ein wie eine Kleinkaliberpistole, und das Beste daran
war, man mußte nichts unterschreiben, wenn man sie kaufte.
»Wollnsche ne neu-wohl Baddrie daschu?« fragte der Verkäufer.
Es war ein kugelköpfiger junger Mann mit einer Hasenscharte und
einem T-Shirt, auf dem stand: ES IST BESSER EINE WAFFE ZU
HABEN, DIE MAN NICHT BRAUCHT, ALS EINE ZU BRAUCHEN, DIE MAN NICHT HAT. Für Norman sah er aus, als
wären seine Eltern Bruder und Schwester gewesen. »Da-it läuft die
nä-lich - neu-wohl.«
Norman kapierte, was ihm der junge Mann mit der Hasenscharte sagen wollte, und er nickte. »Geben Sie mir zwei«, sagte er.
»Machen wir einen drauf.«
Der junge Mann lachte, als hätte er in seinem Leben nie etwas
Komischeres gehört, nicht mal ARMEEÜBERSCHUSS, WIE SIE
IHN NIE FINDEN, und bückte sich, um zwei Neun-Volt-Batterien unter dem Tresen hervorzuholen, die er neben Normans
Omega-Schocker hinknallte.
»Doll-fietcha!« rief der junge Mann und lachte wieder. Nach
einem Moment hatte Norman auch das entschlüsselt und lachte
mit dem jungen Mister Hasenscharte, und später dachte er, daß das
genau der Augenblick gewesen war, als er Warp-Geschwindigkeit
erreichte und sämtliche Sterne zu Strichen wurden. Volle Kraft
voraus, Mr. Sulu - diesmal lassen wir das klingonische Imperium weit hinter uns.
Er fuhr mit dem gestohlenen Tempo in die Stadt zurück, und
zwar in ein Viertel, wo die lächelnden Models der Zigarettenwerbung nicht mehr weiß waren, sondern schwarz, und sah einen Friseurladen mit dem reizenden Namen Verpaß mir den Schnitt. Er
trat ein und sah einen jungen Farbigen mit coolem Schnurrbart vor
einem altmodischen Friseurstuhl sitzen. Der junge Mann hatte die
Kopfhörer eines Walkman auf den Ohren und eine Ausgabe von Jet auf dem Schoß liegen.
»Was wollnse?« fragte der schwarze Friseur. Er sagte es wahrscheinlich schroffer, als er es zu einem Schwarzen gesagt hätte, aber
nicht unhöflich. Zu so einem Mann war man nicht ohne Grund
unhöflich, schon gar nicht, wenn man allein in seinem Laden war.
Er war

Weitere Kostenlose Bücher