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Das Bild

Das Bild

Titel: Das Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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- morgen würden sich jede
Menge Leute, die nicht direkt mit Daughters and Sisters zu tun
hatten, am Ettinger’s Pier herumtreiben -, aber immerhin eine
Chance. Und Norman gehörte zu den Leuten, die felsenfest an den
vielzitierten Wink des Schicksals glaubten. Das Schlimme war, er
wußte noch nicht, welche der drei gesprochen hatte.
Laß es Blondie sein, betete er, als er sich rasch wieder aufrichtete und zur Schwingtür hinausging. Laß es Blondie mit den
großen Augen und dem Knackarsch sein. Laß sie es sein, was
meinst du?
Natürlich war es gefährlich, ihnen zu folgen - man konnte nie
sagen, wann eine von ihnen müßig den Blick umherschweifen ließ
und den Superbonus von Wer mag das sein? gewann -, aber in seiner Situation hatte er keine andere Wahl. Er schlenderte hinter
ihnen her und hielt den Kopf wie beiläufig zur Seite gedreht, als
würde ihn der Schrott in den Schaufenstern, an denen er vorbeiging, über alle Maßen interessieren.
»Wie sieht es heute mit den Kissenbezügen aus? «fragte die fette
Tonne, die innen ging, die beiden anderen.
»Sind ausnahmsweise mal alle da«, sagte die ältere Frau, die
außen ging. »Und bei dir, Pam?«
»Ich hab noch nicht gezählt, es ist zu deprimierend«, antwortete
Blondie, worauf sie alle lachten - dieses schrille Kichern, bei dem
Norman immer glaubte, ihm würden die Plomben aus den Zähnen
fallen. Er blieb sofort stehen, betrachtete die Sportartik el in einem
Schaufenster und ließ die Zimmermädchen ihrer Wege gehen. Sie
war es tatsächlich - kein Zweifel. Blondie war diejenige, die die
Zauberworte Ettinger’s Pier ausgesprochen hatte. Das änderte
vielleicht alles, vielleicht nichts. Im Augenblick war er zu aufgeregt, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Auf jeden Fall war es ein
erstaunlicher Glücksfall - ein unglaublicher, wundersamer Zufall,
auf den man bei jedem langwierigen Fall hoffte und der einem öfter
zu Hilfe kam, als man für möglich halten würde.
Vorerst würde er alles im Geiste abspeichern und mit Plan A
fortfahren. Er würde nicht mal im Hotel nach Blondie fragen,
jedenfalls noch nicht. Er wußte, daß sie Pam hieß, und das war für
den Anfang schon eine ganze Menge.
Norman ging zur Bushaltestelle, wartete fünfzehn Minuten auf
den Bus zum Flughafen und stieg ein. Es war eine lange Fahrt; der
Flughafen lag am Stadtrand. Als er schließlich vor Terminal A ausstieg, zog er die dunkle Brille auf, überquerte die Straße und ging
zum Dauerparkplatz. Der erste Wagen, den er kurzschließen
wollte, stand schon so lange dort, daß die Batterie leer war. Der
zweite, ein unauffälliger Ford Tempo, sprang an. Er sagte dem
Mann am Ausgang, daß er drei Wochen in Dallas gewesen sei und
den Parkschein verloren hätte. Er verlor immer seinen Parkschein,
sagte er. Seine Wäschemarken verlor er auch immer, und bei Photomat mußte er immer den Führerschein vorzeigen, wenn er seine
Schnappschüsse abholen wollte. Der Mann in der Kabine nickte in
einem fort, wie man es bei einer langweiligen Geschichte tut, die
man schon zehntausendmal gehört hat. Als Norman ihm devot
zehn Dollar Trinkgeld anbot, horchte der Mann in der Kabine auf.
Das Geld wechselte den Besitzer.
Norman Daniels fuhr fast im selben Moment aus dem Dauerparkplatz, als Robbie Lefferts Normans flüchtiger Frau ein, wie er
sich ausdrückte, »solideres geschäftliches Abkommen« anbot.
Zwei Meilen entfernt parkte Norman Daniels hinter einem
schrottreifen Buick und tauschte die Nummernschilder aus. Wieder zwei Meilen weiter fuhr er durch eine Robo-Wash Waschanlage. Er hatte im stillen gewettet, daß der Tempo dunkelblau sein
würde, aber er verlor. Das Auto war grün. Norman glaubte nicht,
daß es von Bedeutung wäre - der Mann in der Kassenkabine hatte
nur von seinem kleinen Schwarzweißfernseher aufgeschaut, als er
ihm den Zehner unter die Nase gehalten hatte -, aber es war besser,
kein Risiko einzugehen. Dann fühlte man sich einfach wohler.
Norman schaltete das Radio ein und suchte einen Oldie-Sender.
Shirley Ellis wurde gespielt, und er sang Shirleys Anweisungen
laut mit: »If the first two letters are ever the same/ Drop them both
and say the namel Like Barry-Barry, drop the B, oh-Arryl That’s
the only rule that is contrary.« Norman stellte fest, daß er jedes
Wort dieses albernen alten Songs auswendig kannte. Was war das
für eine Welt, in der man sich zwei Jahre nach der High School
nicht mehr an die verfluchten quadratischen Gleichungen oder die
verschiedenen Formen des

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