Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Bild

Das Bild

Titel: Das Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
passieren, wenn wir die
computeraufzeichnungen der Geldautomaten der Merchant’s
Bank überprüfen?« fragte der Polizist. »Wir werden meine
Karte nicht tausendmal in der
ABBRECHEN/WIEDERHOLEN-Rubrikfinden, was? He,
wenn nicht, lad ich dich zum Steakessen ein. Was hältst du
davon, Bruder?«
Der Mann mit dem Schnurrbart wußte nicht, was er davon
halten sollte. Ihm wurde richtig mulmig. Verdammt mulmig.
Unterdessen bearbeiteten die Finger des Polizisten unaufhörlich
den Tennisball - drücken, loslassen, drücken, loslassen. Es
war direkt unheimlich, daß er nie damit aufhörte.
»Dein Name ist Ramon Sanders«, sagte der Polizist
namens Daniels. »Du hast ein ellenlanges Vorstrafenregister.
Diebstahl, Betrug, Drogen, Sitte. Alles außer Überfall, Raub,
solche Verbrechen. Gewaltverbrechen kommen für euch nicht in
Frage, richtig? Ihr Schwuchteln laßt euch nicht gern
verprügeln, oder? Nicht mal die, die wie Schwarzenegger
aussehen. Oh, es macht ihnen nichts aus, ein Netzhemd zu
tragen und vor irgend einem Homo-Club die Muskeln spielen
zu lassen, aber wenn tatsächlich jemand zuschlägt, macht ihr
Jungs euch schleunigst dünn. Oder nicht?«
Ramon Sanders sagte nichts. Was bei weitem das Klügste zu
sein
schien. »Mir macht es nichts aus, auch mal
zuzuschlagen«, sagte der Cop namens Daniels. »Oder zu
treten. Sogar beißen.« Er sprach fast nachdrücklich. Er schien
durch den deutschen Schäferhund,der gerade mit dem Frisbee
im Maul auf sie zugetrottet kam, hindurch zu sehen. »Was sagst
du dazu, Engelchen?«
Ramon sagte auch darauf nichts und bemühte sich, seine
steinerne Miene zu wahren, aber eine Menge kleine rote Lichter in
seinem Kopf leuchteten auf, und ein unangenehmes Kribbeln lief
seine Nervenbahnen entlang. Sein Herzschlag beschleunigte
wie ein Zug, der den Bahnhof verläßt und ins weite Land
hinausfährt. Er warf dem Mann im roten Polohemd immer
wieder verstohlene Blicke zu, und was er sah, gefiel ihm
immer weniger. Der rechte
Unterarm des Mannes war jetzt straff gespannt, die Venen prall
voll Blut, die Muskeln wie frischgebackene Brötchen gewölbt.
Daniels schien es nicht zu stören, daß Ramon nicht antwortete.
Er wandte dem kleineren Mann das Gesicht zu und lächelte… oder
schien zu lächeln, wenn man die Augen außer acht ließ. Die Augen
waren blank und glänzten wie zwei neue Vierteldollarstücke.
»Ich hab gute Neuigkeiten für dich, mein kleiner Held. Du
kommst um die Anklage wegen der Drogengeschichte herum. Hilf
mir ein bißchen, und du bist frei wie ein Vogel. Was sagst du
dazu?«
Er wollte eigentlich nur weiter den Mund halten, aber das schien
jetzt nicht mehr möglich zu sein. Diesmal laberte der Cop nicht nur
vor sich hin, diesmal wollte er eine Antwort.
»Das wäre toll«, sagte Ramon und hoffte, daß es die richtige war.
»Das ist riesig, echt irre, danke, daß Sie mir eine Chance geben.«
»Nun, vielleicht mag ich dich, Ramon«, sagte der Cop, und dann
machte er etwas Erstaunliches, das Ramon nie von einem stiernackigen Ex-Marine mit Bürstenschnitt erwartet hätte: er legte
Ramon die linke Hand zwischen die Beine und fing an, ihn zu streicheln, direkt vor aller Augen, vor den Kindern auf dem Spielplatz
und allen, die zufällig herüberschauten. Er bewegte die Hand sanft
im Uhrzeigersinn, seine Handfläche glitt hin und her und auf und
ab auf dem kleinen Stückchen Fleisch, das mehr oder weniger
Ramons Leben beherrschte, seit zwei Kumpels seines Vaters ~
Männer, die Ramon Onkel Bill und Onkel Carlo nennen mußte ~
ihm abwechselnd einen geblasen hatten, als er neun Jahre alt war.
Was dann passierte, war wahrscheinlich nichts Außergewöhnliches, obwohl es in dem Moment ausgesprochen bizarr zu sein
schien: Er bekam einen Steifen.
»Ja, vielleicht mag ich dich, vielleicht mag ich dich sogar sehr, ein
schmieriger kleiner Schwanzlutscher in glänzenden schwarzen
Hosen und spitzen Schuhen, wer sollte so einen nicht mögen?«
Während er redete, verpaßte der Cop seinem Schwanz weiter eine
Politur. Ab und zu veränderte er den Rhythmus und drückte
etwas, so daß Ramon stöhnte. »Und es ist gut, daß ich dich mag,
Ramon, das solltest du besser glauben, denn diesmal haben sie dich
echt festgenagelt. Bei einem Vergehen erwischt. Aber weißt du, was
mich stört? Lessington und Brewster - die Cops, die dich geschnappt haben -, haben heute morgen in der Wachstube gelacht.
Sie haben über dich gelacht, das ist okay, aber ich hob das Gefühl,
als hätten sie auch über

Weitere Kostenlose Bücher