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Das Bild

Das Bild

Titel: Das Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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für ein
hirnloser Schwachkopf. Aber ich denke, es ist auch keine völlig
falsche Antwort.«
Die Hand ließ los, aber nur ein wenig. Ramons Unterleib bildete
ein Meer der Schmerzen, aber sein Penis war steif wie zuvor. Er
hatte nie auf Schmerzen gestanden und konnte nicht begreifen,
was die Ledertypen daranfanden, daher konnte er nur vermuten,
daß er noch einen Steifen hatte, weil die Hand des Cops ihm das
Blut abschnürte. Er schwor sich, sollte er dies hier lebend überstehen, würde er schnurstracks zur Kirche St. Patrick’s gehen
und fünfzig Gegrüßet-seist-du-Marias sagen. Fünfzig? Hundert fönfdg.
»Da drin lachen sie über mich«, sagte der Cop und nickte mit
dem Kinn in Richtung des brandneuen Polizeireviers auf der anderen Straßenseite. »Sie lachen, o ja. Der große, starke Norman Daniels, und wißt ihr was? Seine Frau ist ihm davongelaufen … aber
vorher hat sie sich noch die Zeit genommen, fast das gesamte Guthaben abzuheben.«
Daniels stieß ein unartikuliertes Knurren aus, wie man es normalerweise nur im Zoo hören konnte, und drückte Ramons Eier
noch mal. Die Schmerzen waren unerträglich. Er beugte sich nach
vorne und erbrach sich zwischen die Knie - weiße Quarkflocken,
und dazwischen Spuren von braun, bei denen es sich wahrscheinlich um die Überreste der Quesadilla handelte, die er zu Mittag
gegessen hatte. Daniels schien es nicht zu bemerken. Er betrachtete
gedankenverloren den Himmel über dem Klettergerüst.
»Soll ich zulassen, daß sie dich herumreichen, damit noch mehr
Leute lachen können? «fragte er. »Damit sie sich nicht nur im Polizeirevier, sondern auch im Gericht die Mäuler zerreißen können?
Ich glaube nicht.«
Er drehte sich um und sah Ramon in die Augen. Er lächelte.
Ramon wollte schreien, als er dieses Lächeln sah.
»Und nun die große Frage«, sagte der Cop. »Wenn du lügst, mein
kleiner Held, reiß ich dir den Sack ab und stopf ihn dir ins Maul.« •
Daniels drückte Ramons Hoden erneut, und nun legten sich
dunkle Schleier über Ramons Wahrnehmung. Er kämpfte verzweifelt dagegen an. Wenn er ohnmächtig wurde, würde der Cop ihn
wahrscheinlich aus reiner Gehässigkeit töten.
»Hast du verstanden, was ich sage?«
»Ja!« schluchzte Ramon. »Ich hab verstannen! Ich hab verstannenl«
»Du warst im Busbahnhof und hast gesehen, wie sie die Karte in
den Mülleimer geworfen hat. Das weiß ich. Und jetzt will ich wissen, wohin sie dann gegangen ist.«
Ramon hätte vor Erleichterung weinen können, denn obwohl es
keine große Chance gab, diese Frage beantworten zu können,
konnte er es zufällig doch. Er hatte der Frau einmal nachgesehen,
um sich zu vergewissern, daß sie sich nicht umdrehte… und dann,
fünf Minuten später, als er die grüne Plastikkarte schon längst in
der Brieftasche hatte, hatte er sie noch einmal gesehen. Mit diesem
roten Ding über den Haaren war sie auch kaum zu übersehen gewesen - es leuchtete wie eine frisch gestrichene Scheunenwand.
»Sie war am Fahrkartenschalter!« rief Ramon aus der Dunkelheit heraus, die ihn unbarmherzig umfing. »Am Schalter!«
Das wurde mit einem weiteren grausamen Drücken belohnt.
Ramon fühlte sich allmählich, als wären seine Eier aufgerissen, mit
Benzin übergössen und angezündet worden.
»Ich weiß, daß sie am Schalter war!« sagte Daniels halb lachend, halb schreiend zu ihm. »Was hätte sie in Portside zu suchen
gehabt, wenn sie nicht mit dem Bus wegfahren wollte? Eine soziologische Studie über Abschaum wie dich schreiben? An welchem Schalter möchte ich wissen, an welchem verdammten Schalter und
um welche verdammte Uhrzeit?«
Gott und der Jungfrau Maria sei Dank, auch auf diese beiden
Fragen wußte er die Antwort.
»Continental Express!« schrie er und kam sich vor, als wäre
er meilenweit von seiner eigenen Stimme entfernt. »Ich hab sie
am Schalter von Continental Express gesehen, halb elf, Viertel
vor elf!« »Continental? Bist du ganz sicher?«
Ramon Sanders anwortete nicht. Er kippte auf der Bank zur
Seite, eine Hand baumelte herab, die schlanken Finger waren
ausgestreckt. Sein Gesicht war totenblaß, abgesehen von zwei
purpurnen Flecken auf den Wangen. Ein junger Mann und eine
junge Frau kamen vorbei, erblickten den Mann, der auf der Bank
lag, und sahen Daniels an, der mittlerweile die Hand von
Ramons Hoden weggenommen hatte.
»Keine Bange«, sagte Daniels und schenkte dem Paar ein
breites Lächeln. »Er ist Epileptiker.« Er verstummte und
lächelte noch breiter. »Ich kümmere mich um

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