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Das Bild

Das Bild

Titel: Das Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Decke. »Eine Kreditkartenbetrügerin, klar doch«, sagte er. »Aber es ist ja bekannt,
was sie über den langen Arm des Gesetzes sagen.«
Er streckte den linken Arm aus, öffnete die Faust und ließ die
blutverschmierte Handfläche sehen. Er krümmte die Finger, die
ebenfalls blutig waren.
»Der lange Arm des Gesetzes, Miststück«, sagte er und fing
plötzlich an zu lachen. »Der verdammt lange Arm des Gesetzes,
der nach dir greift. Worauf du dich verlassen kannst.« Er krümmte
und streckte die Finger und sah, wie kleine Blutstropfen auf die
Schreibtischplatte fielen, doch das war ihm gleich; er lachte und
fühlte sich großartig.
Endlich lief alles wieder wie geplant.
    Als sie wieder im D & S war, fand Rosie Pam im Aufenthaltsraum im Keller auf einem Klappstuhl. Pam hielt ein Taschenbuch in der Hand, beobachtete aber Gert Kinshaw, und ein
mageres kleines Geschöpf, das vor etwa zehn Tagen eingetroffen war - Cynthia irgendwer. Cynthia hatte eine schrille
Punkfrisur - halb grün, halb orange - und sah aus, als würde
sie nicht mehr als fünfundvierzig Kilo wiegen. Sie trug einen
dicken Verband über dem linken Ohr, das ihr Freund mit
nicht unbeträchtlichem Erfolg abzureißen versucht hatte. Sie
trug ein Oberteil mit dem Bild von Peter Tosh in der Mitte
einer verschnörkelten, blaugrünen psychedelischen Korona.
NOT GONNA GIVE IT UP! verkündete das T-Shirt. Wann
immer sie sich bewegte, konnte man in den viel zu großen
Armlöchern des T-Shirts ihre Brüste, nicht größer als Teetassen, und die kleinen, erdbeerfarbenen Brustwarzen sehen.
Sie keuchte und ihr Gesicht war schweißgebadet, und doch
schien sie sich fast ausgelassen darüber zu freuen, wer sie
war und wo sie war.
    Gertrude Kinshaw und Cynthia unterschieden sich wie
Tag und Nacht. Rosie war nie richtig dahintergekommen, ob
Gertrude genannt Gert, eine Beraterin, eine Dauerbewohnerin von D & S oder sozusagen nur eine gute Bekannte war. Sie
kam, blieb ein paar Tage und verschwand wieder. Häufig saß
sie bei den Therapiesitzungen im Kreis (diese wurden zweimal täglich bei D & S abgehalten, Teilnahme an vier pro
Woche war für die Bewohnerinnen Pflicht), aber Rosie hatte
nie gehört, daß sie irgend etwas gesagt hätte. Sie war groß,
mindestens ein Meter zweiundachtzig, und kräftig
- ihre
Schultern waren breit und rund und dunkelbraun, ihre Brüste so groß wie Melonen, ihr Bauch eine gewaltige, schwingende Wampe, die die T-Shirts Größe XXXL ausbeulte und
über den Bund der Jogginghosen ging, die sie ständig trug.
Normalerweise hatte sie ihr Haar zu einem Gewirr struppiger Zöpfe geflochten (das sah sehr verworren aus) und hatte
so frappante Ähnlichkeit mit den Frauen, die man in Waschsalons sitzen sah, wo sie Twinkies futterten und die neueste
Ausgabe des National Enquirer lasen, daß man leicht ihren
gewölbten Bizeps, die kräftigen Muskeln ihrer Oberschenkel
unter den alten grauen Jogginghosen und die Art und Weise
übersah, mit der ihr riesiger Hintern beim Gehen nicht schwabbelte. Rosie hörte sie, wenn überhaupt, nur bei diesen
Seminaren im Übungsraum reden.
    Gert brachte allen Bewohnerinnen von D & S, die es lernen
wollten, die hohe Kunst der Selbstverteidigung bei. Rosie
hatte selbst ein paar Lektionen genommen und versuchte
immer noch, jeden Tag mindestens einmal die Übungen zu
machen, die Gert »Sechs Methoden, ein Arschloch aufs
Kreuz zu legen« nannte. Sie war nicht besonders gut und
konnte sich nicht vorstellen, daß sie sie je an einem richtigen
Mann ausprobieren würde
- dem Kerl mit dem David
Crosby-Schnurrbart, der an der Tür des Wee Nip gelehnt
hatte, zum Beispiel -, aber sie mochte Gert. Besonders gefiel
ihr, wie sich Gerts breites, dunkles Gesicht veränderte, wenn
sie unterrichtete, weil es da aus seiner üblichen hölzernen
Reglosigkeit ausbrach und Lebhaftigkeit und Intelligenz
ausdrückte. Tatsächlich hübsch wurde. Rosie hatte Gert einmal gefragt, was sie denn nun genau unterrichtete, Taekwando oder Jiu-Jitsu oder Karate? Möglicherweise eine andere
Sportart? Gert hatte nur die Achseln gezuckt. »Ein bißchen
hiervon und ein bißchen davon«, hatte sie gesagt. »Reste.«
    Jetzt hatten sie die Tischtennisplatte beiseite geschoben
und eine graue Matte auf den Boden des Hobbyraums
gelegt. Acht oder neun Klappstühle standen an einer der mit
Kieferpaneelen verkleideten Wand, zwischen der uralten
Stereoanlage und dem prähistorischen Fernseher, in dem
alles entweder hellgrün oder blaßrosa aussah. Der einzige
besetzte Stuhl

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