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Das blaue Buch - Roman

Das blaue Buch - Roman

Titel: Das blaue Buch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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»Entschuldige, Beth. Tut mir leid … Ich … Ich mag deinen Bauch an meinem. Als wir getanzt haben … Das ist jetzt unbeholfen ausgedrückt, aber … Im Bauch, da spüre ich Angst, und als du …« Doch er ändert die Richtung, zieht sich zurück. »Wir beugen uns alle der Freundlichkeit – verfehlt nie ihre Wirkung …«
    »Komm ins Bett.«
    »Ich will nicht ins Bett kommen, ich will gar nicht in die Nähe eines Bettes kommen, ich will nicht – « Er schlingt die Arme um seine Schultern und lässt den Kopf auf die Arme sinken.
    Sie küsst nicht seinen Nacken, wo er bleich und weich und brennend ist, denn das wäre unpraktisch. Sie lässt ihn in Ruhe und sagt: »Ich weiß. Und ich will auch nicht. Nicht das.«
    »Ich wollte Eiswürfel aus dem Champagnerkübel nehmen und deine Brustwarzen damit hart werden lassen – sie betäuben und dann daran saugen – irgend so einen Scheiß – das Übliche … Wir machen Pläne, weißt du … Menschen machen Pläne, die falschen Pläne, deshalb sind sie lachhaft – aber man sollte nicht lachen, denn sie können … sie können nicht anders, und es tut ihnen weh. Sie tun allen weh.« Das murmelt er in sein Hemd von der Jermyn Street, stockt dann, stoppt.
    Der Horizont schießt in die Höhe und zittert, Beth wartet.
    Es dauert, so lange es dauert – fünf Minuten, zehn Minuten – bis er ruhiger wird. Aber jetzt gehört er mir – ganz offen, ganz bereit. Und hör dir seinen Atem an – glatter und ruhiger – jetzt kann er hören, und wir fangen an.
    »Ich habe herausgefunden, wieso du die Schiffe nimmst, Arthur. Ich verstehe es. Am ersten Abend habe ich es erkannt, und ich wurde … Wenn man sich ins Bett legt, und das Schiff bewegt sich – so ein leichtes Wiegen – das kleine Zucken in der Matratze, das Nachgeben – das ist so, wie wenn als Kind jemand hereinkam und sich zu dir auf die Bettkante setzte – diese Freundlichkeit wieder – das ist die beste – das ist … wer so etwas jemals wieder tut, der hat wenigstens … Der will sich zumindest um dich kümmern …«
    »Hat er dich heute angefasst? Derek. Hat er dich berührt?«
    »Ssschhh.«
    »Hat er dich berührt?«
    »Nein.«
    »Warum nicht, zum Teufel?«
    »Mein Gott, willst du wirklich …? Weil er nicht will, weil ich total zickig und unverzeihlich grausam zu ihm bin, weil er krank ist, weil ich nicht fähig wäre, ihn zu lassen. Er hat mich im Grunde nicht mehr angerührt, seit wir auf See sind. In der ersten Nacht an Bord waren wir einfach sehr müde, und seitdem … Arthur, die Pillen, die ich ihm die ganze Zeit gebe, sind gar nicht gegen Seekrankheit. Die nehme ich aus der Packung und lasse sie in der Handfläche verschwinden und nehme sie selbst – er bekommt … so eine homöopathische Medizin gegen Nebenhöhlenentzündung. Bewirkt gar nichts. Schadet ihm nicht. Verhindert aber auch nicht, dass es ihm übler geht, als es irgendjemandem gehen sollte.«
    Und niemand außer Arthur würde das romantisch finden – aber er wird – er tut es – da ist er, mein Junge – schaut mich an, als würde er aufwachen.
    Aber sie achtet darauf, nicht zu lächeln. »Dazu hast nicht du mich gebracht – das habe ich getan, es war meine Entscheidung.« Dies ist ein Geständnis und daher ernst. »Es hat nichts mit dir zu tun, aber vielleicht hätte ich es nicht getan, wenn du nicht da gewesen wärst.«
    »Nein. Dann hättest du dich verlobt.«
    Was der letzte kleine Zaun ist, den er ihr hastig in den Weg stellt, also ignoriert sie es. »Vielleicht hätte er mich gefragt – ich hätte es nicht gekonnt. Mit oder ohne dich, das hätte ich nicht getan …« Das Schiff stürzt und steigt mit ihr, als sie merkt, dass sie sich selbst das perfekte Stichwort gegeben hat – zufällig, also müsste es echt klingen. »Mit oder ohne dich – Arthur …«
    Wenn du ehrlich bist, macht es nichts, dass du flach, angestrengt, amateurhaft klingst. Versuch es also.
    »Arthur, kann ich mit dir sein? Bitte.«
    »Er hat dich geküsst. Ich habe ihn gesehen.« Das ist kein Einwand, sondern eine Einladung.
    Und mein Junge wird mein Junge, mein eigener Junge.
    »Und das wirst du auch.« Und sie steht auf, schiebt ihre Hände unter seine Ohren und hält ihn fest.
    Als sie zu seinem Schlafzimmer gehen, sind sie genauso schwankend unsicher, wie sie sein sollten.
    Mein Junge.
    Und Arthur legt sich auf die goldbraune Überdecke wie ein ganz ordentlicher Junge, einfach längs darauf, rollt sich auf seiner Seite ein, Gesicht zum Balkon und der

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